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Abb. 49 <Text S. 2g)
Maria unter don Tempeljungfrarien <AuL Führichs .Lcben Mariä")
in Haltung und Wesen kaum inerklich verändert" —
schreibt Professor Rudolf Müller von eiuem da-
maligen Besuche bei seinem Künstlerfreunde. Er-
frischt kehrte er heim, mochte noch einmal sein
liebes Weihnachtskripplein bauen und vor dem-
selben mit den Kindern die alten, trauten Hirten-
weisen singen. Mit zitternder Hand skizzierte er
in diesen Wintertagen noch für die Votivkirche
projektierte Fresken aus der Geschichte der Arche
Noahs, die in der Folge sein Schwiegersohn aus-
führte.
„EliiHimmelsbotvonobendurch SturmundWolkendrong,
Der freudig unverschobcn so zu den Hirten sang!
Auf, auf, um anzubeten das golden schöne Kind,
Aus, auf, zur Hirtenmetten, du frommcs Feldgesindl"
Dieser von ihm selbst in Musik gesetzte Hirten-
sang sollte zn bald an ihn erklingen, ihn zu rufen
an die Krippe des Jesukindes, dem seine Kunst
durchs ganze Leben gedient. Unerwartetes Ab-
nehmen der Körperkräfte — Führich war dank
seiner mäßigen, geregelten Lebensweise nie krank
gewesen — gab Anlaß zu Besorgnis, aber man
hoffte auf den nahenden Frühling: er kam, doch
er brachte dem Greise die Auferstehung sür das
eivigeLeben. Nach kaum dreitägigemKrankenlager
verschied der fromme Künstler in der Nacht vom
12. auf den 13. März 1876, geleitet von den
Gnadenmitteln seiner Kirche, deren treuer Sohn
er allzeit geblieben. Auf seiuem Sterbebildchen —
seiner eigenen lieblichen Komposition „St. Franzis-
kus unter den Tieren des Waldes" — standen
aber zu Recht St. Ephrems Worte: „Für die
Welt ist er untergegangen und bei Chriftus auf-
gegangen. Wir aber weinen, da wir seines fchönen
Beispiels beraubt sind, und wehklagen, da wir
herumschauen und seine Liebe nicht mehr sehen;
was ihm frommt, hat uns Traurigkeit verursacht,
was ihm ersehnt war, ist uns schmerzlich gc-
worden." — Auf dem Friedhofe von Grinzing
neben seinen Freunden Kupelwieser, Schroff, Mad-
jera u.a.bettete man denFührer der österreichischen
Nazarener zur geweihten Erde und schrieb auf
seinen Grabstein das Psalmwort: „Am Abend
kehret Weinen ein und am Morgen Freude."
Vollberechtigt war der rühmende Nachruf, den
Hofprediger Dr. Clemens Kickh dem langjährigen
Freunde am offenen Grabe gehalten: „Wir sehen
ihn nicht mehr mit unserem leiblichen Auge, den
herrlichen Menschen, den großen Künstler, den
teueren Freund. Die sleihige Hand, welche mit
den Bildern, die der fromme, sinnige Geist er-
Abb. 49 <Text S. 2g)
Maria unter don Tempeljungfrarien <AuL Führichs .Lcben Mariä")
in Haltung und Wesen kaum inerklich verändert" —
schreibt Professor Rudolf Müller von eiuem da-
maligen Besuche bei seinem Künstlerfreunde. Er-
frischt kehrte er heim, mochte noch einmal sein
liebes Weihnachtskripplein bauen und vor dem-
selben mit den Kindern die alten, trauten Hirten-
weisen singen. Mit zitternder Hand skizzierte er
in diesen Wintertagen noch für die Votivkirche
projektierte Fresken aus der Geschichte der Arche
Noahs, die in der Folge sein Schwiegersohn aus-
führte.
„EliiHimmelsbotvonobendurch SturmundWolkendrong,
Der freudig unverschobcn so zu den Hirten sang!
Auf, auf, um anzubeten das golden schöne Kind,
Aus, auf, zur Hirtenmetten, du frommcs Feldgesindl"
Dieser von ihm selbst in Musik gesetzte Hirten-
sang sollte zn bald an ihn erklingen, ihn zu rufen
an die Krippe des Jesukindes, dem seine Kunst
durchs ganze Leben gedient. Unerwartetes Ab-
nehmen der Körperkräfte — Führich war dank
seiner mäßigen, geregelten Lebensweise nie krank
gewesen — gab Anlaß zu Besorgnis, aber man
hoffte auf den nahenden Frühling: er kam, doch
er brachte dem Greise die Auferstehung sür das
eivigeLeben. Nach kaum dreitägigemKrankenlager
verschied der fromme Künstler in der Nacht vom
12. auf den 13. März 1876, geleitet von den
Gnadenmitteln seiner Kirche, deren treuer Sohn
er allzeit geblieben. Auf seiuem Sterbebildchen —
seiner eigenen lieblichen Komposition „St. Franzis-
kus unter den Tieren des Waldes" — standen
aber zu Recht St. Ephrems Worte: „Für die
Welt ist er untergegangen und bei Chriftus auf-
gegangen. Wir aber weinen, da wir seines fchönen
Beispiels beraubt sind, und wehklagen, da wir
herumschauen und seine Liebe nicht mehr sehen;
was ihm frommt, hat uns Traurigkeit verursacht,
was ihm ersehnt war, ist uns schmerzlich gc-
worden." — Auf dem Friedhofe von Grinzing
neben seinen Freunden Kupelwieser, Schroff, Mad-
jera u.a.bettete man denFührer der österreichischen
Nazarener zur geweihten Erde und schrieb auf
seinen Grabstein das Psalmwort: „Am Abend
kehret Weinen ein und am Morgen Freude."
Vollberechtigt war der rühmende Nachruf, den
Hofprediger Dr. Clemens Kickh dem langjährigen
Freunde am offenen Grabe gehalten: „Wir sehen
ihn nicht mehr mit unserem leiblichen Auge, den
herrlichen Menschen, den großen Künstler, den
teueren Freund. Die sleihige Hand, welche mit
den Bildern, die der fromme, sinnige Geist er-