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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Moritz von Schwind
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0093
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Abb. 5 (Text S. 15) Janrrar

vielleicht auch in unbekcmnter Porlrätähnlichkeit uianche
seiner Freunde. Ferner die vier Jahreszeiten, darunter
der „Herr Winter" (Abb. 4), nüt eisglättenden Frot-
teurschuhen und dem weihnachtlichen Tannenbaum,
in derselben Gestaltung, die später inr Radieralmanach,
in den Münchner Bilderbogen urrd daraus in plasti-
scher Fassung, iu Gips-, Papiermachö, Metall und
Holzskulptur, iu Wahrheit die Reise rnn die Welt
machte. Nach Bollenduug der komplizierten Geschichte
von dem „Wunderlichen Heiligen", d. h. die Erlebnisse
zweier Brüder (Zwillinge) mit einer ganzen Kette
eigener. Erfahrungeir, machte sich Schwind, sein
weiteres Heil zu suchen, von den Verhältnissen
der Wiener Akademie wenig erbaut, im September

1827 auf nach München, um daselbst etwa festen
Fuß zu fassen. Ein Brief Grillparzers führte ihn bei
Coruelius eiu, welcher ihm riet, glcich da zu bleiben,
wozu dem (nach einem von Kriehuber 1827 litho-
graphierteu Bildnisse zu schließen) sehr patent auftre-
tenden jungeu Mann vorerst die Mittel fehlten. Die
nächste Zeit wendet Schwind nachdrücklich dararif, die
ltbersiedlung durchzudrücken, ivelche inr Novenrber

1828 erfolgte. Daß er in der Jsarftadt ganz auf sich
angewiesen war, machte sich bald geltend. Trotz an-
sänglich stockendem Erwerb, hielt er bei fleißigster Ar-
beit wacker aus. Schon
nach seiner Ankunft
traf ihn die schmerzlich
überraschende Nach-
richt von Franz Schu-
berts (geb. 31. Jänuar
1797, zu Wien, gest.

19.November1828) in
derBlüte seinesSchaf-
sens erfolgtem Able-
ben. Die wonnigen
Balladen und Lieder
dieses Tonkünstlers in
München bekannt zu
machen, veranstaltete
Schwind auf seiner
„Stube" die sogen.

„Schubertiaden", wo-
bei er herzhaft diri-
gierte und sogar an
deu Professoren der
Akademie Mitwirken-
de und dankbare Zu-
hörer (darunter Cor-

Abb. 6 (Text S 1S) März

nelius, Schlotthauer, Konrad Eberhard, Klenrens Zim-
mermann usw.) fand. Viele Ulustrationen z. B. zum
„E r l k ö u i g" hingen damit zusammen. Zur auffri-
schenden Erinneruug und stetem Gedächtnis des so früh-
geschiedenenTönemeisters zeichnete und malte Schwind
urehrfach jene idealen „Schubert am Klavier" betitelten
Bilder, gruppiert urit der in regstem Berständnis lau-
schenden porträturäßigen Creme seiner Wiener Ge-
ureinde, vor welcher der anspruchlose Tondichter seiue
aufperlendeu Jmprovisationen in immer neuen, woh-
lig wiegenden Variationen und Phantasien erklingen
ließ. Gewiß die sinnigste Kundgabe treuer Anhäng-
lichkeit und unentwegter Freundschast.

Ein in Müncheu entstandenes, sehr sorgfältig
durchgearbeitetes, aber doch in fast altdeutschem Jdionr
gehaltenes Ölbild „David und Abigail" wurde sogar
zum freundlichen Entrce im Kunstverein angekauft,
verschwand jedoch bald spurlos, ebenso der dazu ge-
wissenhaft gezeichnete Karton. Eigentliche Aufträge
zu erhalten, war schwer. Nur im kleinen, au der Kö-
niginstraße gelegenen Gartenhause des kunstsinnigen
Hosrat Dessauer freskotierte Schwind, nächst seinen
Freunden Kaspar Braun und Wilhelnr Kaulbach, einen
„Nixent a n z" u. a. 'Aber hohe Pläne dämmerten
damals auf. Man staune! Jn dem an Frmrz von Scho-

ber gerichteten Briefe
vonr 27. November
1830 ist schon von
„Ritter Kurts
Brautfahrt" die
Rede und daß der
goldtreue Freund, Ju-
lius Thaeter in Dres-
den, das Blatt stechen
soll. Und dann heißt
es unter demselben
Datunr zuversichtlich
weiter: „dluch dieGe-
schichte von den
sieben Raben
führe ich aus". Die
Szene, wie der Prinz
auf der Jagd die seit
sieben Jahren für
ihre Brüder fpinnende
treue Schwester im
Walde findet, stand
damals schon fertig
auf dem Papier. Wie

Das buckelige Männchen. Aus Gg. Schcrcrs Kinderbuch
 
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