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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Moritz von Schwind
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0095
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7

schen sEigentümlichkei-
ten der Menschen, die
ihin irgcndwo einmal
begegnet waren. Er
haßte das geistlose
„Hinhocken und Ab-
schreiben" mit dein
Stist in der Hand,
machte sich aber mit
der Struktur der Bäu-
me und Pflanzen,
ebenso mit dem Li-
nienflus; einer Land-
schait innigst oertraut,
wie er sich ja auch
in solch' sinnieren-
den Genuß versunken,
mit der ganzen Stiin-
mnng vonEichendorffs
Dichtung abschilderte
(Abb. 43)?

Schwinds Bilder
in der Residenz erreg-
ten nach Form und
Farbe den uneinge-
schränkten Beifall aller
Beteiligten) infolge
davon wurde der junge
Künstler zur Aus-
schmückung der für
Kronprinz Maximilian
neu erbauten Burg
Hohenschwangau von
dem vielseitigen Do-
minik Quaglio in Vor-
schlag gebracht und
vorlänfig nnt bestimm-
ten Plänen betraut.

Der hohe Auftragge-
ber verkehrte persön-
lich öfters, auch in
einer langen Audienz
mit dem Maler; der
königliche Burgherr
gab die ganze Jdee
und besorgte selbst die
Auswahl der Stoffe, vielleicht nicht ganz ohne Ein-
fluß des hölzernen Archivars Jos. Freiherrn von Hor -
mayr, der eine „Goldene Chronik von Hohen-
schwangau" (1842) verfaßte. Schwind löste sein erstes
Pensum mit fünf sorgfältig aquarellierten Blättern
zu „König Autharis Brautfahrt". Nach Entwurf von
acht Koinpositionen zu „Rinaldo und Armida" begab
er sich im Spätherbst 1834 nach seinem geliebten
Wien, wo er jedoch im November von den damals
stark herrschenden Blattern befallen, schwer krank, da
„aller Zusammenhang zwischen Kopf, Augen und
Hand aufgehoben war", jeder Arbeit unfähig, dar-
niederlag, aber mit Ausnahine einiger kleinen, kaum
bemerkbaren Narben die schnöde Krankheit glückhaft
bestand. Während der Rekonvaleszenz, wo ihn jede
größere Arbeit ermüdete, zeichnete er, da „völliger

Müßiggang aber unansstehlich" schien, um die Zeit
des Hausarrestes zu vertreiben, in einem fort Land-
schaften, Städte, Lainpenschirme und so „Zeug nach
der Ellen". Dazu wurde der „Wunderliche Heilige"
ivieder vorgenommen und bei guter Stimmung in
größerem Format neu durchgearbeitet. Nun meinte
er, da die mühsaiu verdienten Mittel vorhanden waren
und sichere Bestellungen für Schwangau in Aussicht
standen, die längst sehnlichst geplante Fahrt nach dem
gelobten Lande Jtalien wagen zu dürfen, wozu ihn
die schon vorbereiteteu acht Blätter zu „Rinaldo und
Arinida" begleiteten. Jm März 1835 ging es über
Triest nach Venedig, wo er sich fünf Wochen sehr be-
haglich fühlte, viele für sein Gefühl passende Eindrücke
genoß, die dann später wieder unwillkürlich in seinen
Werken zweckdienlich zum Vorschein kamen, während
 
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