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Schwind schuf nockch dreizehn Kompositionen: zur
Wilkina-Sage, einen Zyklus für das Bertha-Zinnner
mit den im Würmtal spielenden Aventuren von der
„Karl-Sage"; daran reihten sich die lebendigen
Szenen aus dem „Ritterlichen Burgleben" — wo-
bei auch der historisch sichere minnesingende Hilt-
polt von Schwangan verdientermaßen in nenbe-
lebende Erinnerung kam — weiteres ans der „Nor-
dischen Mythologie", die prächtigen Feste des König
Ermanrich, die sog. „Rabenschlucht" usw., in Summa
sechsundvierzig
Kompositionen,
welche zu
Schwinds „stil-
lem Verdruß
und lantenr Är-
ger" mit allerlei
willkürlichen
Änderungen
von Glink, Ru-
ben, Michael
Neher, Lorenz
Quaglio und
Fr. Gießmann,
wozu anch Al-
brecht Adam als
Pferdemaler in
Ansprnch ge-
nommen ward
—indenPrunk-
gemächern flott
freskotiert zn
bleibender Zier
ihre gehörige
Stelle fanden.
Die ganzeSerie
erschien durch
Julius Naue
(1885, Leipzig
bei Alfons Dürr
auf 29 Foliota-
feln) nach den
von Schwind
genonnnenen
Pausen. Die
äußerst sorgsanr
ausgeführten
Originalaqua-
relle galteu lan-
ge Zeit für ver-
loren, bis selbe durch Zufall schließlich wieder aus-
gebaggert, aktennläßig in der Mitte gefalzt und ge-
bunden der kgl. Hof- und Kabinetsregistratur einver-
leibt tvurden. Dazwischen zeichnete der unermüdliche
Meister einen fünfzig Meter langen Fries, welcher
durch Julius Schnorr im Saal des „Rudolph von
Habsburg" (in der Residenz) ausgesührt wurde. Es
galt, die Folgen des nach dem schreckbaren Jnterim
durch diesen Kaiser wieder geordneten, neuaufblühen-
den bürgerlichen Lebens in einem Festzuge von Kin-
dern darzustellen. Eingeleitet von „Lax" und ,Abnu-
ckantia" folgen die Reprüsentanten der materiellen
Jnteressen der Landwirtschaft inr Gefolge vou Jägd
und Fischerei, die ihre Teilnahme unter Musik mit
Kränzen und Fahnen kundgaben; Handwerker aller
Art folgen in bunten, lustigen Gruppen, die seineren
Gewerke der Glasfabrikanten, Bergleute und Münzer,
Goldschmiede und Kleinplastiker reihen sich an,
aber auch Fuhrleute, Schiffer, Btechaniker, und als
Endergebnis aller Bemühungen bilden die Wissen-
schaften und Künste den Schluß in mehr als hundert
vergntiglichen Kindergestalten, wozu Schnorrs Jüngel-
chen, der nach-
mals berühmte
Tristansänger,
mit seinen Brü-
dern häusig als
Modelle dieu-
ten, eineheitere,
annmtig und
graziös durchge-
spielte Komödie
(Originalkarton
zu Karlsmhe).
Der von den
Nebenflüssen
wiederunter ju-
gendlichen Ge-
stalten umgau-
kelte, siedelspie-
lende „Vater
Rhein"(fürGraf
Raczynski) und
der „Trannr des
Gefangenen"
(Abb. 20), wel-
cher durch hilf-
reiche Zwerge
seine Befreiung
hofft, wurde
vorgenommen;
Schwinds zau-
bernde Phanta-
sie ermtidete nie
unter immer
ueuen, wettei-
fernden SchöP-
sungen.
Ein Abste-
cher nach Rü-
digsdorf bei
Leipzig ergab
im Hause des vr. Crusius mit Leopold Schulz die alte
Märe von „Amor und Psvche" neugestaltend in
Fresko zu malen, wobei der jeweilige Anteil der bei-
den Künstler schwerlich mehr klar sich seststellen läßt.
Nnverkennbare Anklänge an Cornelius, Schnorr,
Eugen Neureuther verbinden sich mit Schwinds Eigen-
art. Jn Wien, wo er sich vorerst bleibend niederlassen
wollte, obwohl das „Hauptquartier" innner noch zu
München blieb, dämnrerte teiliveise schon die Jdee zu
dem späteren „Hausaltar", auch ein „Wartburgkrieg"
usw. tauchte auf. Vorerst mußte „Ritter Kurt" end-
gültig zuin Abschluß kommen; er sehnte sich, mit der
Abb. 13 lText S. 6 Der Spielmann beim Einsiedler
Schwind schuf nockch dreizehn Kompositionen: zur
Wilkina-Sage, einen Zyklus für das Bertha-Zinnner
mit den im Würmtal spielenden Aventuren von der
„Karl-Sage"; daran reihten sich die lebendigen
Szenen aus dem „Ritterlichen Burgleben" — wo-
bei auch der historisch sichere minnesingende Hilt-
polt von Schwangan verdientermaßen in nenbe-
lebende Erinnerung kam — weiteres ans der „Nor-
dischen Mythologie", die prächtigen Feste des König
Ermanrich, die sog. „Rabenschlucht" usw., in Summa
sechsundvierzig
Kompositionen,
welche zu
Schwinds „stil-
lem Verdruß
und lantenr Är-
ger" mit allerlei
willkürlichen
Änderungen
von Glink, Ru-
ben, Michael
Neher, Lorenz
Quaglio und
Fr. Gießmann,
wozu anch Al-
brecht Adam als
Pferdemaler in
Ansprnch ge-
nommen ward
—indenPrunk-
gemächern flott
freskotiert zn
bleibender Zier
ihre gehörige
Stelle fanden.
Die ganzeSerie
erschien durch
Julius Naue
(1885, Leipzig
bei Alfons Dürr
auf 29 Foliota-
feln) nach den
von Schwind
genonnnenen
Pausen. Die
äußerst sorgsanr
ausgeführten
Originalaqua-
relle galteu lan-
ge Zeit für ver-
loren, bis selbe durch Zufall schließlich wieder aus-
gebaggert, aktennläßig in der Mitte gefalzt und ge-
bunden der kgl. Hof- und Kabinetsregistratur einver-
leibt tvurden. Dazwischen zeichnete der unermüdliche
Meister einen fünfzig Meter langen Fries, welcher
durch Julius Schnorr im Saal des „Rudolph von
Habsburg" (in der Residenz) ausgesührt wurde. Es
galt, die Folgen des nach dem schreckbaren Jnterim
durch diesen Kaiser wieder geordneten, neuaufblühen-
den bürgerlichen Lebens in einem Festzuge von Kin-
dern darzustellen. Eingeleitet von „Lax" und ,Abnu-
ckantia" folgen die Reprüsentanten der materiellen
Jnteressen der Landwirtschaft inr Gefolge vou Jägd
und Fischerei, die ihre Teilnahme unter Musik mit
Kränzen und Fahnen kundgaben; Handwerker aller
Art folgen in bunten, lustigen Gruppen, die seineren
Gewerke der Glasfabrikanten, Bergleute und Münzer,
Goldschmiede und Kleinplastiker reihen sich an,
aber auch Fuhrleute, Schiffer, Btechaniker, und als
Endergebnis aller Bemühungen bilden die Wissen-
schaften und Künste den Schluß in mehr als hundert
vergntiglichen Kindergestalten, wozu Schnorrs Jüngel-
chen, der nach-
mals berühmte
Tristansänger,
mit seinen Brü-
dern häusig als
Modelle dieu-
ten, eineheitere,
annmtig und
graziös durchge-
spielte Komödie
(Originalkarton
zu Karlsmhe).
Der von den
Nebenflüssen
wiederunter ju-
gendlichen Ge-
stalten umgau-
kelte, siedelspie-
lende „Vater
Rhein"(fürGraf
Raczynski) und
der „Trannr des
Gefangenen"
(Abb. 20), wel-
cher durch hilf-
reiche Zwerge
seine Befreiung
hofft, wurde
vorgenommen;
Schwinds zau-
bernde Phanta-
sie ermtidete nie
unter immer
ueuen, wettei-
fernden SchöP-
sungen.
Ein Abste-
cher nach Rü-
digsdorf bei
Leipzig ergab
im Hause des vr. Crusius mit Leopold Schulz die alte
Märe von „Amor und Psvche" neugestaltend in
Fresko zu malen, wobei der jeweilige Anteil der bei-
den Künstler schwerlich mehr klar sich seststellen läßt.
Nnverkennbare Anklänge an Cornelius, Schnorr,
Eugen Neureuther verbinden sich mit Schwinds Eigen-
art. Jn Wien, wo er sich vorerst bleibend niederlassen
wollte, obwohl das „Hauptquartier" innner noch zu
München blieb, dämnrerte teiliveise schon die Jdee zu
dem späteren „Hausaltar", auch ein „Wartburgkrieg"
usw. tauchte auf. Vorerst mußte „Ritter Kurt" end-
gültig zuin Abschluß kommen; er sehnte sich, mit der
Abb. 13 lText S. 6 Der Spielmann beim Einsiedler