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Abb. 14 (Text S. 15)
Der Sängerkrieg anf der Wartburg
inRom gewonnenen„Klärung nnd besümmtenAnsicht
überFarben imdStimmungendlichdemGanzenaufzu-
helfen" und arbeitete „nach kreuz und auer" daran, be-
harrlich bessernd, mit dem behaglichen Bewußtsein des
Gelingens. Die Tafel bedeutet einen wahren Markstein
in seinem Leben und Schaffen (Abb. 12). Oben die
einsam ragende Burg des fraglichen Helden. Der un-
gewöhnlich qualmende Kamin verrät die rüsüge Bor-
bereitung zu sonst seltenen kulinarischen Geniissen. Das
breite Brautbett wird vor die Schloßpforte gebracht.
Meister Klipperling der Schreiner präsentiert klüglich
die Rechnung, wird aber mit komischer Gebärde auf
deu darob verblüsften Haushofmeister verwiesen; berg-
auf trägt der Jäger den Hochzeitsbraten — man denkt
unwillkürlich an Schobers, von Schubert vertonten
Kantus: „Geh nicht in deu Wald, wir brauchen keinen
Hasen"; über die Zugbrücke reitet der zur Einsegnung
des Paares berufene Mönch. Aber Widersacher lauern
im Hohlweg auf schnöden Nberfall, der jedoch schneidig
abgeschlagen wird. Dann erfolgte noch die Abfindung
einer Kleinigkeit. Jn dem am Fuße seiner Burg ge-
legenen mittelalterlichen Städtchen ist heute obendrein
Jahrmarkt mit aufgeschlagenen Buden und obligatem
Gedräng, in den Knäuel bringt die Einfahrt einer
Gauklerbande mit lebendigem Repertoire aller Art
neues Gewimmel; die Kunde des „Brautlaufs" hat
alle Fenster besetzt, aus jeder Dachluke guckt ein neu-
gieriger Kopf, an einem Erker sind glaubhaft Aschen-
brödels Stiefmutter mit deren Töchtern zu sehenZ.
Durch das Geschiebe der mittleren Reihe schreitet
siegesbewußt der Ritter, stattlich angetan mit Feder-
barett, gleißenden Waffen und Schmuck nebst dem
leeren Säckel, bereit, seiner von der anderen Ecke mit
großem Geleit und Gepränge einziehenden holden,
glückverheißenden Braut entgegenzueilen, da bricht
a tempo der langverhältene Krach los: von allen Seiten
kommt ein hinterlistiger Sturm von Manichäern an-
gesäuselt, ihre mit Schuldscheinen verbrieften Rechtc
unter heiserem Geschrei vorweisend, die bereitgehaltene
Scharwache — als Anführer derselben hat der Maler
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Abb. 14 (Text S. 15)
Der Sängerkrieg anf der Wartburg
inRom gewonnenen„Klärung nnd besümmtenAnsicht
überFarben imdStimmungendlichdemGanzenaufzu-
helfen" und arbeitete „nach kreuz und auer" daran, be-
harrlich bessernd, mit dem behaglichen Bewußtsein des
Gelingens. Die Tafel bedeutet einen wahren Markstein
in seinem Leben und Schaffen (Abb. 12). Oben die
einsam ragende Burg des fraglichen Helden. Der un-
gewöhnlich qualmende Kamin verrät die rüsüge Bor-
bereitung zu sonst seltenen kulinarischen Geniissen. Das
breite Brautbett wird vor die Schloßpforte gebracht.
Meister Klipperling der Schreiner präsentiert klüglich
die Rechnung, wird aber mit komischer Gebärde auf
deu darob verblüsften Haushofmeister verwiesen; berg-
auf trägt der Jäger den Hochzeitsbraten — man denkt
unwillkürlich an Schobers, von Schubert vertonten
Kantus: „Geh nicht in deu Wald, wir brauchen keinen
Hasen"; über die Zugbrücke reitet der zur Einsegnung
des Paares berufene Mönch. Aber Widersacher lauern
im Hohlweg auf schnöden Nberfall, der jedoch schneidig
abgeschlagen wird. Dann erfolgte noch die Abfindung
einer Kleinigkeit. Jn dem am Fuße seiner Burg ge-
legenen mittelalterlichen Städtchen ist heute obendrein
Jahrmarkt mit aufgeschlagenen Buden und obligatem
Gedräng, in den Knäuel bringt die Einfahrt einer
Gauklerbande mit lebendigem Repertoire aller Art
neues Gewimmel; die Kunde des „Brautlaufs" hat
alle Fenster besetzt, aus jeder Dachluke guckt ein neu-
gieriger Kopf, an einem Erker sind glaubhaft Aschen-
brödels Stiefmutter mit deren Töchtern zu sehenZ.
Durch das Geschiebe der mittleren Reihe schreitet
siegesbewußt der Ritter, stattlich angetan mit Feder-
barett, gleißenden Waffen und Schmuck nebst dem
leeren Säckel, bereit, seiner von der anderen Ecke mit
großem Geleit und Gepränge einziehenden holden,
glückverheißenden Braut entgegenzueilen, da bricht
a tempo der langverhältene Krach los: von allen Seiten
kommt ein hinterlistiger Sturm von Manichäern an-
gesäuselt, ihre mit Schuldscheinen verbrieften Rechtc
unter heiserem Geschrei vorweisend, die bereitgehaltene
Scharwache — als Anführer derselben hat der Maler
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