14
ALb. 17 IText S. IS) Der Falkcnstciner Nitt Phot. F. Bruckmann
Empfansl der erlauchten Gäste warten die Ratshcnen,
der Meister der Bauhntte mit dem Grundplan, Zim-
merer und Bildhauer: mit sinniger Feinheit hat der
Maler auch den Architekten des Akademiegebäudes,
Hcinrich Hübsch (f 1803s, dieser Gruppe gesellt. Von
der Rechten schreitet Konrad I. von Zähringen, der
Stister, gefolgt von seinem Sohne Hermann, welcher
die Züge und Gestalt des Auftraggebers, des Groß-
herzogs Leopold trägt, welcher gerade durch den Bau
der Akademie und deren malerische Ausschmückung
alles Anrecht hat, seinem Ahnherrn als würdiger Mäzen
hier beigegeben zu werden.
Ein kniender Knabe hält das
Modell der Kirche mit dem
schSnsten aller Türme. Dem
Hofgesolge schließen sich in
malerisch bewegtem Zuge
schöne Frauen und Volk an,
die Jnwohner der Stadt im
charakteristischenFeiergewand,
mitJägern,FischernundBerg-
leuten. Gegennber,unterdem
VortrittsingenderChorknaben,
naht der Bischof mit seinem
geistlichen Geleit, darunter
(mit bewußtem Anachronis-
mus) der Breisgauer Berthold
Schwarz, als angeblicher Er-
sinderdes Pulvers. Kirchweih-
gäste aus allen Lebenslagen
und Ständen schließen die
Gruppe. Jm Hintergrunde,
oben am Wald, erscheint -Sankt
Bernhard von Clairvaux, der
knrz nach Vollendung des
alten, romanischen Chors m
diesem ältestenTeile desMün-
sters zum Kreuzzug predigte.
Auch sich selbst hat der Maler
in der Figur eines vom Ge-
rüste zuschauenden Gesellen
angebracht.
Jm kleineren Seitenstück
zeigt er uns (als Vertreterin
der Skulpiur) die an ihrer
am Straßburger Münster be-
findlichen Statue der „Syna-
goge" meißelnde Sabine von
SteinbachH. Zum entspre-
chenden Gegenüber, als Re-
präsentanten der Mälerei,
wählte Schwind den merk-
würdigen Baldung Grien (ob-
wohl derselbe dem Beschauer
den Rücken wendet, ist doch
in dieser Gestalt Wilhelm
Kaulbach unverkennbar), den
Markgrasen Christoph den
Reichen von Baden-Hochberg
porträtierend. Die Lünetten
zieren mehrfache Allcgorien.
Jn den Sitzungssaal der
ersten Kammer kamen die Repräsentanten der vier
Stände: „Adel", „Gelehrte" (an Klerus oder Geist
lichkeit, die doch eine gleichberechtigte Stelle im so-
zialen Leben einnehmen, dachte damals in Baden
niemand), „Bürger" und „Bauer", nebst den idealen
Frauenfiguren der Weisheit, Gerechtigkeit, Klugheit,
Stärke, Frömmigkeit (wohl die schönste Gestalt unter
allen ihren weiblichen Kolleginnen, dvch trägt sie ihr
Kreuz wie eine Heugabel auf der Schulter), Treue,
Friede und Reichtum — welche wohl in jedem Stände-
haus nicht bloß als ideale, sondern lvirkliche Tugen-
ALb. 17 IText S. IS) Der Falkcnstciner Nitt Phot. F. Bruckmann
Empfansl der erlauchten Gäste warten die Ratshcnen,
der Meister der Bauhntte mit dem Grundplan, Zim-
merer und Bildhauer: mit sinniger Feinheit hat der
Maler auch den Architekten des Akademiegebäudes,
Hcinrich Hübsch (f 1803s, dieser Gruppe gesellt. Von
der Rechten schreitet Konrad I. von Zähringen, der
Stister, gefolgt von seinem Sohne Hermann, welcher
die Züge und Gestalt des Auftraggebers, des Groß-
herzogs Leopold trägt, welcher gerade durch den Bau
der Akademie und deren malerische Ausschmückung
alles Anrecht hat, seinem Ahnherrn als würdiger Mäzen
hier beigegeben zu werden.
Ein kniender Knabe hält das
Modell der Kirche mit dem
schSnsten aller Türme. Dem
Hofgesolge schließen sich in
malerisch bewegtem Zuge
schöne Frauen und Volk an,
die Jnwohner der Stadt im
charakteristischenFeiergewand,
mitJägern,FischernundBerg-
leuten. Gegennber,unterdem
VortrittsingenderChorknaben,
naht der Bischof mit seinem
geistlichen Geleit, darunter
(mit bewußtem Anachronis-
mus) der Breisgauer Berthold
Schwarz, als angeblicher Er-
sinderdes Pulvers. Kirchweih-
gäste aus allen Lebenslagen
und Ständen schließen die
Gruppe. Jm Hintergrunde,
oben am Wald, erscheint -Sankt
Bernhard von Clairvaux, der
knrz nach Vollendung des
alten, romanischen Chors m
diesem ältestenTeile desMün-
sters zum Kreuzzug predigte.
Auch sich selbst hat der Maler
in der Figur eines vom Ge-
rüste zuschauenden Gesellen
angebracht.
Jm kleineren Seitenstück
zeigt er uns (als Vertreterin
der Skulpiur) die an ihrer
am Straßburger Münster be-
findlichen Statue der „Syna-
goge" meißelnde Sabine von
SteinbachH. Zum entspre-
chenden Gegenüber, als Re-
präsentanten der Mälerei,
wählte Schwind den merk-
würdigen Baldung Grien (ob-
wohl derselbe dem Beschauer
den Rücken wendet, ist doch
in dieser Gestalt Wilhelm
Kaulbach unverkennbar), den
Markgrasen Christoph den
Reichen von Baden-Hochberg
porträtierend. Die Lünetten
zieren mehrfache Allcgorien.
Jn den Sitzungssaal der
ersten Kammer kamen die Repräsentanten der vier
Stände: „Adel", „Gelehrte" (an Klerus oder Geist
lichkeit, die doch eine gleichberechtigte Stelle im so-
zialen Leben einnehmen, dachte damals in Baden
niemand), „Bürger" und „Bauer", nebst den idealen
Frauenfiguren der Weisheit, Gerechtigkeit, Klugheit,
Stärke, Frömmigkeit (wohl die schönste Gestalt unter
allen ihren weiblichen Kolleginnen, dvch trägt sie ihr
Kreuz wie eine Heugabel auf der Schulter), Treue,
Friede und Reichtum — welche wohl in jedem Stände-
haus nicht bloß als ideale, sondern lvirkliche Tugen-