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Abb, 26 lText S, M)
Dte ljeilige Elisabcth kornmt auf die Wartburg
Abb, 27 <Text S, 22)
Die hcilige Elisabeth irimmt Abschied ncur ihrem Gemahl
indes eben in der Estrade die gestrenge Mama das wirk-
lich aschenbrödelmäßig behandelte Stiefkind mit dem
bekannten Befehl des Erbsenlesens in die Küche weist,
wozu ihr die treuen Täubchen bereitwillig nachflattern.
Neugierig und unverhohlen wartet im oberen Stock-
werk die Dienerschaft, um nach Abzug der Herrschaft
bei Tamburinklang sich gleichfalls im Reigen zu schwin-
gen, treu dem alten Wort vom Mäusetanzen, wenn die
Katz' aus dem Haus. Da überwallt den alten treuen
Reitknecht, der mit seinem Herrn ins Land gekommen
und noch die Tage des ersten seligen Haushaltes ge-
sehen, das deutsche Herz über die nun verkehrte Wirt-
schaft, daß er zornig mit dem linken Fuß auf das glatte
Pflaster stampft. Jn Stiften eingeschlagen auf seinem
Gurt steht „Wilhelm Lindenschmit" — der Name des
braven Künstlers, der gleichzeitig mit Schwind in der
Residenz gemalt und das berühmte Schlachtbild an
der Kirche zu Sendling freskotierte: Bei allen Freun-
den als ein Fels der Treue bekannt und gerühmt! —
Mit welch feinen inuner mehr gewinnenden Zügen
weiß der Künstler den Beschauer anzuziehen und zu
fesseln! Dergleichen bildet einen auf allen seinen
Schöpfungen wiederkehrenden Zug — nur haben
wir schon zu häufig den Schlüssel des Verständlichen
verloren.
Auf dem kleinen Zwischenbilde erscheint die wohl-
wollende Fee dem in Kummer und Trauer zusammen-
gebrochenen Kinde, selbes mit Prachtgewanden und
Kleinodienbekleidend, gegendas Versprechen, vorMit
ternachtnoch zu verschwinden. Leuchtend wie eineltber-
irdische, im weißwallenden Festkleid, tritt die blonde
Unbekannte ztvischen ihre ahnungslos staunenden
Schwestern in das glänzende bunteste Maskengewühl
des Festsaals, in dessen Mitte der Prinz — eine ideale
Jünglingsgestalt — der so plötzlich auitauchenden
Ballkönigin kniend und schönheitgeblendet die Hand
zum Tanze reicht (Abb.38). Das mondaine Schwe-
sternpaar ist völlig perplex! der nur in Bewunderung
seiner welschen Stiefkinder sonst schwelgeude, hier als
großnasigerPolicinellsinnreichparadiereudePapaweiß
vor Staunen nicht zudenken, nur seine Gattin schwillt
in zürnender Entrüstung über die eindringliche Unbe-
kannte, iir welcher sie ihr übelbehandeltes Stieskind
nicht zu ahnen vermag. Sogar ihr schmucker, maurisch
Abb, 26 lText S, M)
Dte ljeilige Elisabcth kornmt auf die Wartburg
Abb, 27 <Text S, 22)
Die hcilige Elisabeth irimmt Abschied ncur ihrem Gemahl
indes eben in der Estrade die gestrenge Mama das wirk-
lich aschenbrödelmäßig behandelte Stiefkind mit dem
bekannten Befehl des Erbsenlesens in die Küche weist,
wozu ihr die treuen Täubchen bereitwillig nachflattern.
Neugierig und unverhohlen wartet im oberen Stock-
werk die Dienerschaft, um nach Abzug der Herrschaft
bei Tamburinklang sich gleichfalls im Reigen zu schwin-
gen, treu dem alten Wort vom Mäusetanzen, wenn die
Katz' aus dem Haus. Da überwallt den alten treuen
Reitknecht, der mit seinem Herrn ins Land gekommen
und noch die Tage des ersten seligen Haushaltes ge-
sehen, das deutsche Herz über die nun verkehrte Wirt-
schaft, daß er zornig mit dem linken Fuß auf das glatte
Pflaster stampft. Jn Stiften eingeschlagen auf seinem
Gurt steht „Wilhelm Lindenschmit" — der Name des
braven Künstlers, der gleichzeitig mit Schwind in der
Residenz gemalt und das berühmte Schlachtbild an
der Kirche zu Sendling freskotierte: Bei allen Freun-
den als ein Fels der Treue bekannt und gerühmt! —
Mit welch feinen inuner mehr gewinnenden Zügen
weiß der Künstler den Beschauer anzuziehen und zu
fesseln! Dergleichen bildet einen auf allen seinen
Schöpfungen wiederkehrenden Zug — nur haben
wir schon zu häufig den Schlüssel des Verständlichen
verloren.
Auf dem kleinen Zwischenbilde erscheint die wohl-
wollende Fee dem in Kummer und Trauer zusammen-
gebrochenen Kinde, selbes mit Prachtgewanden und
Kleinodienbekleidend, gegendas Versprechen, vorMit
ternachtnoch zu verschwinden. Leuchtend wie eineltber-
irdische, im weißwallenden Festkleid, tritt die blonde
Unbekannte ztvischen ihre ahnungslos staunenden
Schwestern in das glänzende bunteste Maskengewühl
des Festsaals, in dessen Mitte der Prinz — eine ideale
Jünglingsgestalt — der so plötzlich auitauchenden
Ballkönigin kniend und schönheitgeblendet die Hand
zum Tanze reicht (Abb.38). Das mondaine Schwe-
sternpaar ist völlig perplex! der nur in Bewunderung
seiner welschen Stiefkinder sonst schwelgeude, hier als
großnasigerPolicinellsinnreichparadiereudePapaweiß
vor Staunen nicht zudenken, nur seine Gattin schwillt
in zürnender Entrüstung über die eindringliche Unbe-
kannte, iir welcher sie ihr übelbehandeltes Stieskind
nicht zu ahnen vermag. Sogar ihr schmucker, maurisch