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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen der nachmittelalterlichen Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0143
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11.

Abb. 12 Tom zu Carthago (Text s. unten)

weißen Kegel gewaltiger Vulkane die Macht
Gottes, die die Welt geschaffen hat und alles, was
darinnen ist.

So wie der Dom von Mexiko, so treten auch
zahlreiche andere mittel- und südamerikanische
stolz auf mit ihren breiten Fronten, den kräftigen
Türmen zu beiden Seiten und den in großem
Zuge gezeichneten Kuppeln. Ein Prachtbeispiel
bietet der 1618 vollendete Dom von Guadalajara.
— Einfacher, dabeivon edlerRuhe ist der vonSan
Joss de Costa Rica am Westabhange der Cor-
dilleren. — Dagegen kündet die Kathedralkirche zu
Esmeraldas im Staate Columbia, mit ihren fen-
sterlosen Mauern und ihrer wehrhaften Gestalt
fast einer Festung gleichend, von harten Zeiten
und schweren Kämpfen, die um deu Glauben dort
mehr denn einmal gedroht haben. — Von besonde-
rerBedeutung für dieBaugeschichte der christlichen
Kirchen in Mittel- und Südamerika ist die Per-
sönlichkeit des Francisco Becerra, der 1573 von
Spanien nach Amerika kam und in Mexiko
die Dominikanerkirche und in Los Angelos den
Dom erbaut hat. Er hat außer jenen und zahl-
reichen anderen Gotteshäusern, die Kathedralen
von Cuzko und Lima errichtet; von diesen ging
die zuletzt genannte 1746 durch ein Erdbeben zu
Grunde und mußte neu erbaut werden.

Jn dem vorwiegend unter englischem Einflusse
stehenden Nordamerika ist die Kathedrale von
New-Uork die größte. Sie ist der Riesenstadt wür-
dig. Man gelangt zu ihr, wenn man vom Broad-
way kommend den Washington-Square über-
schreitet und dann die lange fünfte Avenue gegen
den Zentralpark zu verfolgt. Unweit von letzterem,
schräg gegenüber vom Palaste des Milliardärs
Vanderbilt, erheben sich die zwei mächtigen Türme

diesergrößtenund schön-
sten unter allen 259
katholischenKirchen die-
ser Stadt. Der Bau ist
noch neu, von James
Renwick 1879 vollendet,
einPrachtwerk aus wei-
ßem Marmor und in
gotischem Stile gehal-
ten. Vonaußen wie von
innen prächtig ausge-
stattet, hinterläßt die
St. Patricks-Kathedrale
bedeutende Eindrücke.
— Künstlerisch wert-
voller ist im kalten Ka-
nada die 1666 geweihte
Hauptkirche von Que-
bec. Sie verdankt ihre
Entstehung den Fran-
zosen, die damals dort
HerrenimLandewaren.
— Das gleiche ist auch
mit der St. Ludwigs-
Kathedrale in Neu-Or-
leans der Fall. Sie
wurde am Ende des 18. Jahrhunderts an Stelle
jenes Domes erbaut, welcher der älteste von ganz
Louisiana war und ist ein würdiger und ernster
Bau.

Von den Erfolgen der katholischen Kirche auf
französischemBoden zeugt auch dieKathedrale zum
hl. Ludwig in Karthago (Abb. 12), die erste aller
afrikanischenKirchen. Auf jener seit ältestenZeiten
berühmten Stätte, an dem Platze der stolzen Han-
delsstadt, die vor der Gewalt der Römer, später
vor der der Araber erliegen mußte, hat der hl.
Epaktus, der Schüler des Apostels Paulus, ge-
predigt, ist der hl. Cyprian in der Mitte des
3. Jahrhunderts Verwalter der Kirche gewesen.
Von jeher haben die Erzbischöse von Karthago
den ersten Rang von allen Kirchenfürsten Afrikas
gehabt, und das ist auch heute noch so. Die Kathe-
drale ist ein gewaltiger, langgestreckter Bau mit
einer Kuppel und zwei Türmen, alles gemäß dem
in jenen Gegenden herrschenden orientalischen
Baustile ausgeschmückt.

Noch weiter ziehen wir hinaus in die Welt und
betreten im fernen Australien wieder englischen
Boden. Einiger der wichtigsten katholischen Dome
daselbst möge rühmend gedacht sein. So der
schönen St. Marys-Kathedrale in Hobart auf der
Jnsel Vandiemensland, der gleichnamigen in
Sidney, der Kathedrale in Perth, der St. Peters-
Kathedrale in Melbourne, jener zum hl. Stephan
in Brisbane. Sie sind sämtlich Gebäude aus sehr
neuen Zeiten, edle Denkmäler zeitgenössischer
Baukunst nicht minder wie Zeugen vom Blühen
der Kirche auch in jenem entlegenen Erdteile.

Aber wenn es gilt, die Mühseligkeiten abzu-
schätzen, mit denen das Christentum zu kämpfen
hat, so verdient die Gründung und Behauptung


 
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