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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen der nachmittelalterlichen Zeit
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lich umgebaut und erst am Anfange des 19.
bei der Begründung der dortigen Diözese zur
Kathedrale geworden. Recht wirkungsvoll steht
ihre schmale Front in der Straße, und der
Turm gibt dem Bilde Nachdruck. — Schauen
wir nach Galizien, so finden wir in Lemberg nicht
weniger als drei Kathedralen, nämlich eine
römisch-katholische, eine armenische, eine grie-
chische. Die beiden ersten sind wohl treffliche Ge-
bäude, die armenische beherbergt sogar ein be-
rühmtes Gnadenbild, nämlich das der Jasko-
wiecer Muttergottes. Den meisten Eindruck auf
das Auge aber übt die griechisch-katholische Kathe-
drale zu St. Georg. Wuchtig und ernst steigt sie
auf einer Anhöhe über der Stadt empor. An der
gleichen Stelle stand ehemals eine kleinere Kirche,
die demselben Heiligen geweiht war und dem Neu-
bau im Jahre 1766 weichen mußte. Reich und
prächtig ist das Jnnere mit seinem Schmucke von
mancherlei Kunstwerken. Zu den
schönsten gehört eine lebensgroße
Statue des thronenden Papstes
Pius IX., der segnend die Hand
erhebt. Kostbaren Besitzes voll ist
der Kirchenschatz, dabei Reliquien-
behälter, eine herrliche mit Brillan-
ten und Smaragden gezierte Mitra
und manches andere, das frommer
Sinn anher gestiftet hat. — So
darf auch das Bistum Przemysl
auf den Schatz seiner Kathedrale
stolz sein. Das schönste und wert-
vollste aller Stücke dort ist eine stau-
nenswert reich geschmückteBischofs-
mitra, die aus einer alten Königs-
krone umgearbeitet worden ist. Mit
ihr wurde auf Befehl des Papstes
Jnnocenz IV. im Jahre 1253 der
ruthenische Fürst Danylo gekrönt.

Ein wundervoller Naum ist das
Jnnere der Kathedrale zu Prze-
mysl, die 1630 als Kirche der barsüßigen Kar-
meliter errichtet worden ist. Auch nach dem 1886
geschehenen Umbau wirkt sie wunderbar künst-
lerisch. Merkwürdig ist die Kanzel, dergleichen
man sonst wohl schwer zu sehen bekommt, denn sie
hat die Gestalt eines auf Meereswogen schwim-
menden aufgetakelten Schiffes, das von zwei hl.
Aposteln als Fischern gelenkt wird. — Ein kleines
Juwel seinsterZierkunst derRenaissance besitzt der
Dom vonKrakau (Abb. 18). Es ist dieSigismund-
Kapelle (Abb. 19), die der Jtaliener Berecci
zwischen 1520 und 30 erbaut hat. — Werfen wir
schließlich noch einen Blick auf die in edlen Ver-
hältnissen und ruhigen Formen gehaltene Kathe-
dralkirche in Stanislau, die um die Mitte des
17. Jahrhunderts erbaut und neuerdings her-
gestellt worden ist, so haben wir die wichtigsten
galizischen Kirchengebäude kennen gelernt und
gesehen, daß auch in jener Gegend die Kunst zur
Verherrlichung des göttlichen Dienstes Schönes
zu leisten imstande gewesen ist.

Auch inDalmatienfindet sich ein gar feines Bau-
werk, das ist in dem so prächtig am Meere gelege-
nenSebenico die dreischiffigeKathedrale (Abb.20),
der man noch recht die Herkunft von den gotischen
Basiliken des Mittelalters ansieht. Sie wurde in
der Mitte des 16. Jahrhunderts im veneziani-
schen Stile vollendet. Beim Anblicke der dalma-
tinischen Hafenstadt Ragusa vereinigt sich das
Entzücken über die Schönheit der Natur, mit der
ernsten Bewunderung der wehrhaften alten Stadt.
Mitihren Türmen und Mauern ist sie dem Christen-
tum eine Veste gewesen, woran die Gewalt der
Türken Jahrhunderte lang vergebens zu rütteln
versucht hat. Seit den frühesten Zeiten gab es
hier schon einen Bischofssitz, der ruhm- und ein-
flußreich in der Welt dastand. Doch sollte auch
ihm schwere Prüfung zuteil werden. An einem
einzigen Tage des Jahres 1667 vernichtete ein
Erdbeben die Stadt samt ihren Gotteshäusern.

Fünf Jahre später begann der Neubau des
Domes des hl. Blasius, und nach vierzig Jahrew
stand er vollendet da in ruhiger Schönheit, bekrönt.
von einer Kuppel und so im Kleineren fast aw
St. Peter in Rom gemahnend. Berühmt ist
die Kathedrale von Ragusa wegen ihres Reich-
tums an italienischen Gemälden und wegen ihres
Schatzes, in welchem der goldene Schrein mit dem
Haupte des hl. Blasius als die größte Kostbarkeit
prangt.

So hat sich der Ausflug ans Adriatische Meer
reichlich gelohnt. Wie wir nach Norden zurück-
kehren, machen wir noch im Küstenbezirke in Görz
Halt, denn die Domkirche dort verdient wohl das
Anschauen. Von der Seite erscheint sie nur ganz
schlicht, aber schön und vornehm ist ihre schmale
Hauptfront. Jnnen sieht man wohl, daß das
Gebäude nicht erst aus jüngerer Zeit stammt,
vielmehr wiederholt geändert ist. Aber ihre Wir-
kung ist doch einheitlich und festlich. Ilnd nun gar
die Ausstattung, das aus Marmor gearbeitete

Al>b. Dom zu Erluu (Tcxt S. Ilj
 
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