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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen der nachmittelalterlichen Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0152
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20 —

Front. Mit vor-
nehmer Eleganz
schwingt sich die
Rundung des Mit-
telbaus hervor,
hinter der im Jn-
nern der Hochaltar
steht. Schön ist die
Fläche eingeteilt
durch die Halbsäu-
len, zwischen denen
die Fenster in be-
sonnener Anordnung
angebrachtsind, wäh-
rend dieGalerie oben
mit den beiden Hei-
ligenfiguren eine
glückliche Quertei-
lung bewirkt. End-
lich klingt am Mit-
telbau alles aus im
rauschenden Akkorde
der reichen Bild-
hauerarbeit im Gie-
bel. Rechts und links
aber erheben sich
ruhig und prächtig
in drei Geschossen
Türme, von fein ge-
zeichneten Hauben
bedeckt. Das Jnnere
ist eigentlich drei-
schiffig, aber der
Blick durch das Mit-
telschiff nimmt die
Aufmerksamkeit so
sehr gefangen, daß
das übrige daneben
zurücktritt. Reich ist
der plastische
Schmuck, die Arbeit sibb.ss
des Meisters Wen-
zinger, festlich pran-

gen die Gemälde an den Wölbungen. Durch
die Fenster bricht die Fülle des Himmelslichtes,
darin alle Töne aufjauchzen und zu einer wun-
derbaren Harmonie verschmelzen. Die pracht-
vollen Gegenstände der Ausstattung aber, das
schmiedeeiserne Gitter vor dem Chore, die Chor-
sitze, die Beichtstühle, die Kanzel, und was
sonst hierher gehört, und was ein aufs höchste
kultivierter Kunstsinn gestiftet hat, das alles
kennen zu lernen ist ein Studium für sich, und
wer solches nicht unternehmen kann oder im
Gotteshause der Einzelheiten solcher Dinge nicht
denkt, der behält doch das Bewußtsein, daß die
Kathedrale von St. Gallen eine der wunderbarsten
Kunststätten ist, in deren Glanz eine höhere Herr-
lichkeit symbolisch unseren Augen sich offenbart.
— Der Stadt Solothurn zu hoher Zier gereicht
die 1762—73 erbaute St. Ursus-Kathedrale
(Abb. 27).

Tom zu Brixen (Text S. 18) Phot. Würthle L Sohn, Salzburg

Mit der Schnelligkeit des Gedankens vollenden
wir den Weg durch alle Lande, und brauchen drum
nicht viel um Entfernungen zu sorgen. Was gilts,
daß wir uns aus den Gebirgstälern, in denen
heilige Sendboten in grauer Vorzeit das Christen-
tum verkündet, die Herzen gebeugt, der Kultur,
Gesittung, Wissenschaft und Kunst ein Heim für
immer bereitet haben, daß wir uns aus jenen Ge-
genden im Fluge nach den nördlichen Bezirken
Deutschlands begeben, wo das Christentum erst
viel später und unter schweren Kämpfen zum
Siege gelangt ist. Zwar ein Ort ist ausgenom-
men, das ist Fulda. Mit Andacht blicken
wir auf jene Stätte, deren bloßer Name schon
die Erinnerungen an die älteste Geschichte des
Christentums in Deutschland wachruft, und an die
erhabene Persönlichkeit des hl. Bonifatius, der
des Heidentums in unseren Landen Herr wurde.
Der Leib des Apostels der Deutschen ruht im
 
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