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Abb. si
Der Lettner im Dom zu HildcSheim lText S. 21)
vollen Umfange ist das keineswegs gelungen, aber
das läßt sich verschmerzen, weil wir auf die Art
ein viel klareres Bild von der Baugeschichte des
Domes haben. Was die spätere Zeit uns hin-
terlassen hat, ist von hohem Werte und den Lei-
stungen ebenbürtig, die das Mittelalter dereinst
hier schuf. Ausgezeichnete Meister deutscher Kunst
haben gewetteifert, den Freisinger Dom zu
schmücken. Wie schön ist die Heimsuchung Mariä
und die Anbetung der hl. Drei Könige von dem
großen Bildhauer Peter Candid, dem auch Mün-
chen so manches Werk verdankt. Wie tiefen Eindruck
macht ob seines mystischen Jnhaltes das Altar-
gemälde Joachim Sandrarts, das das Eltern-
paar Mariä zeigt, dem die Vision der un-
befleckten Empfängnis zuteil wird. Das äußere
Portal mit seinen um siebzig Jahre jüngeren
eichenen Türen erweckt Erwartungen, die im
Jnnern vollauf gerechtfertigt werden. Denn dieses
mußten 1723 bis 24, als unter der Regierung
des Bischofs Franz Eckher die Jubelfeier zum
tausendjährigen Bestehen des Bistums stattfand,
die ob ihrer Maler- und Bildnerkunst hochberühm-
ten Gebrüder Asam aus München mit aller Pracht
des Rokokostils verschwenderisch ausstatten, und
was fast noch mehr wert ist, ihnen ist es auch
gelungen, in das aus so verschiedenen Elementen
zusammengesetzte Bild künstlerische Einheit zu
bringen. Überall reiche und doch ruhige Wir-
kungen, herrliche Durchblicke, am schönsten aber
das Bild des Hauptschiffes vom höher liegenden
Portal zum Chor hinüber. Bedeutend wirken
Cosmas Damian Asams Wandgemälde mit den
Darstellungen aus dem Leben des HI. Corbinian
und desselben Meisters Deckenmalereien, zu
schönem Eindruck verhelfen sie dem herrlichen
Hochaltargemälde mit der Himmelfahrt Mariä
von Löfftz. Weitaus gewaltiger aber war die Wir-
kung, als noch das überwältigende „Apokalhp-
tische Weib" von Peter Paul Rubens den Hoch-
altar schmückte. Jetzt, wo das Bild in der Münch-
ner Pinakothek hängt, seinem Zusammenhange
mit der Stätte entzogen, für die es dereinst der
Fürstbischof Ernst, Herzog von Bayern von dem
großenKünstlerhatschaffenlassen, vermag man sei-
nen wahren Wert doch nicht mehr voll zu ermessen.
Der stolzeste aber von allen bayerischen Domen,
an denen die neue Zeit geschafsen und gebildet
hat, spiegelt sich in den Wellen der Donau. Passau,
du köstliches Kleinod in deutschen Landen, an Lage
so herrlich wie kaum eine zweite! Von Westen
strömen die grünen Wellen der Donau herbei,
weiter eilen sie durch Bergland und Ebenen,
bald bedrängt von Engen und Felsgestein,
Abb. si
Der Lettner im Dom zu HildcSheim lText S. 21)
vollen Umfange ist das keineswegs gelungen, aber
das läßt sich verschmerzen, weil wir auf die Art
ein viel klareres Bild von der Baugeschichte des
Domes haben. Was die spätere Zeit uns hin-
terlassen hat, ist von hohem Werte und den Lei-
stungen ebenbürtig, die das Mittelalter dereinst
hier schuf. Ausgezeichnete Meister deutscher Kunst
haben gewetteifert, den Freisinger Dom zu
schmücken. Wie schön ist die Heimsuchung Mariä
und die Anbetung der hl. Drei Könige von dem
großen Bildhauer Peter Candid, dem auch Mün-
chen so manches Werk verdankt. Wie tiefen Eindruck
macht ob seines mystischen Jnhaltes das Altar-
gemälde Joachim Sandrarts, das das Eltern-
paar Mariä zeigt, dem die Vision der un-
befleckten Empfängnis zuteil wird. Das äußere
Portal mit seinen um siebzig Jahre jüngeren
eichenen Türen erweckt Erwartungen, die im
Jnnern vollauf gerechtfertigt werden. Denn dieses
mußten 1723 bis 24, als unter der Regierung
des Bischofs Franz Eckher die Jubelfeier zum
tausendjährigen Bestehen des Bistums stattfand,
die ob ihrer Maler- und Bildnerkunst hochberühm-
ten Gebrüder Asam aus München mit aller Pracht
des Rokokostils verschwenderisch ausstatten, und
was fast noch mehr wert ist, ihnen ist es auch
gelungen, in das aus so verschiedenen Elementen
zusammengesetzte Bild künstlerische Einheit zu
bringen. Überall reiche und doch ruhige Wir-
kungen, herrliche Durchblicke, am schönsten aber
das Bild des Hauptschiffes vom höher liegenden
Portal zum Chor hinüber. Bedeutend wirken
Cosmas Damian Asams Wandgemälde mit den
Darstellungen aus dem Leben des HI. Corbinian
und desselben Meisters Deckenmalereien, zu
schönem Eindruck verhelfen sie dem herrlichen
Hochaltargemälde mit der Himmelfahrt Mariä
von Löfftz. Weitaus gewaltiger aber war die Wir-
kung, als noch das überwältigende „Apokalhp-
tische Weib" von Peter Paul Rubens den Hoch-
altar schmückte. Jetzt, wo das Bild in der Münch-
ner Pinakothek hängt, seinem Zusammenhange
mit der Stätte entzogen, für die es dereinst der
Fürstbischof Ernst, Herzog von Bayern von dem
großenKünstlerhatschaffenlassen, vermag man sei-
nen wahren Wert doch nicht mehr voll zu ermessen.
Der stolzeste aber von allen bayerischen Domen,
an denen die neue Zeit geschafsen und gebildet
hat, spiegelt sich in den Wellen der Donau. Passau,
du köstliches Kleinod in deutschen Landen, an Lage
so herrlich wie kaum eine zweite! Von Westen
strömen die grünen Wellen der Donau herbei,
weiter eilen sie durch Bergland und Ebenen,
bald bedrängt von Engen und Felsgestein,