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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen der nachmittelalterlichen Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0165
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Abb. gö

Jnneres dcs Domes zu Würzburg (Text S. 26> Phot. K. Gundcrmcmn, Würzburg

gotischen Verzierungen herniederblicken. Eiit
ganz feines Schmuckstück ist das Seitenportal mit
seiner reichen Zier an Ornamenten und Figuren.
Wir treten ins Jnnere und stehen in einer herr-
lichen dreischiffigen Halle von edlem Ebenmaß
der Formen, voll feinem Dämmerlicht, aus dem
der Kuppelraum fich leuchtend abhebt. Ein köst-
liches Kunstwerk ist der Hauptaltar mit seinen
Vergoldungen und Schnitzereien, init seinen
Reliefszenen aus dem Leben des hl. Abbondio
und der in schönstem Linienfluß ausgeführten
Figur des Heiligen in der mittleren Nische. —
Weiterführtuns unserWeg durchOberitalien. Wir
erreichen Pavia, dessen Name jedem Freunde der
Kunst wegen des in der Nähe gelegenen uner-
reicht schönen Baus der Certosa bekannt ist. Mit
solcher Herrlichkeit kann die Kathedrale von Pavia
sreilich nicht wetteifern, aber dennoch ist sie, zu-
mal im Jnnern mit der Wucht ihres achteckigen
Mittelraumes tiefer Wirküng aus jedes empfäng-
liche Gemüt sicher. Einen köstlichen Schatz birgt
sie. Voll Ehrfurcht zeigt man uns in einer der
Seitenkapellen des Langhauses das Grab des
hl. Augustinus. Seiner frommen Mutter Monika
war von einem Priester geweissagt: iüieri iron
potest ut ki1iu8 wturuiu lucrimuruiu pereut. (Lou-
ke88ioue8 III, 12.) — Ein Sohn so vieler Tränen
kann nicht verloren gehen. So ward Augustin

vom hl. Ambrosius getauft, wurde Bischof von
Hippo und einer der gewaltigsten Kirchen-
lehrer, dessen Feuergeist weiter wirken wird,
so lange es eine Kirche auf Erden gibt.
— Von klassischer Schönheit ist die Kathedrale
von Vercelli (Abb. 40), die im Jahre 1560
dem hl. Eusebius zu Ehren entstand. Dem edeln
Äußern entspricht das schmuckvolle Jnnere. Auch
das Grab eines Heiligen besuchen wir hier, näm-
lich desSt.Amadeus. — Jnmitten weiterGewässer
liegt Mantua, dessen Name ob Andreas Hofers
Heldentode jeglichem Deutschen ins Herz ge-
schrieben ist. Auf dem imposanten Platze, dessen
eine Seite durch das dem Dogenpalaste von Vene-
dig entfernt ähnliche königliche Schloß einge-
nommen wird, steht die Kathedrale des hl. Petrus,
die schon aus frühmittelalterlicher Zeit stammt,
aber im 16. Jahrhundert ihre neue Gestalt erhielt.
Am schönsten ist die Front, bei der man nicht ver-
muten möchte, daß ein Festungsbaumeister, der
Römer Baschiera, sie erfunden hat. Das ist
wieder einmal ein Beispiel für die Vielseitigkeit
der damaligen Künstler, von denen so mancher
alle Gebiete mit gleicher Meisterschaft beherrscht
hat. Raffael und Michelangelo waren solche, auch
Lionardo da Vinci, der das allbekannte herrliche
Abendmahlsgemülde geschaffen hat, bei uns in
Deutschland Albrecht Dürer. — Am Ufer des

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