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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen der nachmittelalterlichen Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0173
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Christen auch beim tiefsten Schmerz allein würdig
sind; niedie körperlicheErscheinung desGekreuzig-
ten, ausdessenLeibevor kurzerSpanne das irdische
Leben entflohen ist, mit so idealerSchönheit erfaßt
wiein dieserGruppe. Gegen solcheMeisterschafthat
freilich alles andere schweren Stand. Darum ist
es wohl gut, daß man andere berühmte Kunst-
werke dieses Domes nicht unmittelbar neben
jenem stehen sieht. Jhrer sind gar viele. Grab-
mäler von Päpsten in Menge. Sie reichen bis in
neue Zeit; eins der berühmtesten, das Grabmal
Clemens XIII., stammt von Canova, dem Meister,
der im 18. Jahrhundert mit den ausgearteten
Formen des Barockstils brach und zur Natur, zu
Ruhe, Stille und Klarheit zurückkehrte. Wuchtig
lagern zwei Löwen vor dem Eingange des Monu-
mentes, majestätisch steht die Figur der Religion
mit dem strahlenumkränzten Haupte, das Kreuz in
der Rechten haltend neben dem Sarkophage, in
stillerTrauer sitzt derTodesgenius zurSeite, über-
zeugend, voll echten Lebens, ganz versunken in

weltentrücktes Gebet kniet droben auf dem Grab-
male der Papst. Und wir schauen, wandeln be-
wundernd durch den herrlichen Raum und wer-
den inne, daß wir diese Stätte und alles, was
sie uns zeigt, niemals auslernen können.

Wiederum stehen wir auf dem großen Platze
vorm St. Petersdom, schauen zurück, wo die
Springbrunnen rauschen und der Obelisk in der
Mitte gen Himmel zeigt, blicken nach der breiten
Treppe, über die unser Fuß hinauf und herunter
geschritten ist und zu der gewaltigen säulenge-
schmückten Front. Dort hinter den dämmernden
Durchgängen hebt sich die Halle des ersten Heilig-
tums der Christenheit.

Und wir mögen wohl einer anderen dunkeln
Pforte gedenken, hinter der uns dereinst eine
Halle empfangen soll, viel tausendmal schöner und
gewaltiger, denn irgend eine, die Menschenkunst
hier auf Erden als ein Gleichnis ewiger Herrlich-
keit geschaffen hat. . . .

Abb. 47

Dom zu Frascatt (Text S. SS)
 
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