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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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3

Abb. S

Selbstbildnls im Alter non 18 Jnhrcn

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^Horitz von Schwind, geb. am 21. Januar 1804 zu
^-Wien, war das dreizehnte Kind des aus Mainz
stammeirden, in österreichischen Diensten hochöerdien-
ten und deshalb mit dem erblichen Adel ausgezeich-

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feinsinnig, zart, heiter
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e zur Musik. Die Mut-
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ihn der Znsall in die
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n böhmischen Tannen-
wittertem Gestein und
üäutervegetation, von
i, empfing der Knabe,

ebenso wie Führich und Stifter, bleibende Erinnerung
für das ganze Leben. Auf einer späteren Wandemng
hat sich Schwind, rastend und ganz im Anblick der
schönlinigen Hügel und Berge verloren, abgebildet,
eine wahre Jllustralion zu Eichendorff: „O Täler weit,
o Höhen", und „Wer hat dich, du schöner Wald",
aller fahrenden Waller Leibliede, welches Mendels-
sohn-Bartholdy mit seinen wundersamen Tonweisen
zum Ausdruck brachte. Dort mag Schwind von den
in Waldnacht und Felsklüften hausenden Zwergen
und Riesen, von Waldbrüdern und Einsiedlern ge-
träumt haben,chie uns dann in seinen Bergduft atmen-
den Bildern — man denke nur an Rübezahl, die Wich-
telmännlein, die in stiller Arbeit schasfenden Anacho-
reten — so hänsig und immer nen willkommen wieder
begegnen! Ein paar Jahre studierte er auch zu Pilsen
und Prag, wo ihn sein Fleiß und Talent so weit
sörderten, daß er darauf in Wien am Schottengymna-
sium mehrere Semester überspringen konnte. Hier
führte ihn der großgünstige Zufall auf der Schulbank
auch mit Steinhauser, Grillparzer, Bauernfeld,
Lenau u. a. zusammen, die dann zu lebenslanger
innigster Freundschaft sich verbanden.

Sein Talent zum Zeichnen war seit frühester
Kindheit unverkennbar hervorgetreten: Rechentasel,
Hefte und Bücher, bald auch ein Paravent und Ofen-
schirm boten breite Flächen zum Tummelplatz seiner,
wie bei Dürer „innerlich vvller Figur" zur Gestaltung
drängenden Phantasien. Kein Wunder, daß um den
mit glänzenden Zeugnissen der Frühreife vor der
Standeswahl stehenden Jüngling sich die Themis und
die Malerei drängten, ihm die sicheren ehrenreichen
Wege des Baters zu betreten rieten, aber anch auf die
einsamen Psade znm Tempel des künstlerischen Ruh-
mes weisend. Der nach schweren Leiden erfolgte Tod
des Vaters, welcher die zahlreiche Familie in bedrängte
Lage versetzte, entschied. Leichten Herzens gab er der
Rechtsgelehrsamkeit Valet und wagte, dem Zuge
des Herzens folgend, an die Tore der Akademie zn
pochen, welche ihn zwar bereitwillig ob seiner offen-
baren Begabung aufnahni, aber trotz Ruß' und
Kupelwiesers liebevoller Führung schivere materielle
Prüfungen forderte.

Die Übersiedlung der zahlreichen Familie in das
großmütterliche Gartenhaus „Zum Mondschein" in
der Borstadt „Wieden" (1819) ergab trotz aller Enge
doch einen Tummelplatz für gleichgesinnte, junge,
stari auf die Zukunft hoffende Freunde, darunter die
Brüder von Spaun, der nachmalige Feldmarschall-
Leutnant Mayerhofer, Randhartinger, die Maler
Mohn, Binder, Bildhauer Schaller, der melodien-
reiche Tönemeister Franz Schubert, dann der mäze-
nierende Schwede Franz von Schober, welcher die
Freunde häufig nach Atzenbrunn lud, wo mit Sang,
Spiel und Tanz, wozu der unermüdliche Schubert
sein Bestes gab, herrliche Tage verrauschten, wie heute
noch manches Bildchen vor Äugen führt. Es war aber
auch eine herrliche Jngend:

Sie strebten nach hohen Dingen
Und wollten, trotz Lust und Schmerz,

Was Rechts in der Welt vollbriugeu,

Und wem sie vorübergingen,

Dem lachten Sinnen und Herz.

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