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Abb. 42 Fra Filtppo Lippi, Marla als Mutter des Erbarrncns <Text S. 36) Phot. Fr. Hanfstaengl
Berlin, Kgl. Galerie
Sie nehmen am Kummer Mariä andachtsvollen
Anteil. und die Engel in den Lüften klagen mit
ihnen. Denn bald ist der Augenblick gekommen,
wo der Heiland ins Grab gelegt werden wird.
Seitwärts sehen wir es in felsiger Kammer zu-
bereitet. — Ofter aber hat
sie alles um sich her vergessen,
in mütterlicher Liebe hält sie
des Sohnes Haupt oder
schmiegt sich an seinen Leich-
nam und slüstert Worte trauer-
bewegter Liebe. So bei dem
herrlichen, andachtsvollen, der
Pitti-Galerie zu Florenz ge-
hörigen Gemälde des Fra
Bartolommeo (1475—1517),
des großen Florentiners, des
Freundes Raffaels. (Abb.26.)
Oder bei dem Flamen Quen-
tin Matsys (um 1460—1530).
Er hat den Gegenstand wie-
derholt gemalt; seine Pietä
im Museum zu Antwerpen
gilt als die schönste seiner
Schöpfungen. Aber ein voll-
endetes Meisterwerk ist auch
die in der Münchener Pina-
kothek (Abb. 28), ein Bild,
das tiefste Eindrücke schafft,
schon wegen der künstlerischen
Einschränkung der Handlung
auf die zwei unentbehrlichen
Figuren. Welchen geradezu
überwältigenden Eindruck
müßte das Bild erst bewirken,
wenn es einen einfachen, ganz
schlichten Hintergrund hätte,
ohne die unruhig und klein-
lich durchgeführte Landschaft.
Die Darstellungen der
Abb. 43
Phot. Fr. Hanfstaengl
Meister des Marienlebens, Schutzmantelbtld
iText S. 36). Budapeft, Museum
Grablegung Christi gehören samt den übrigen
auf seinen Tod folgenden Ereignissen, also der
Kreuzabnahme und der Beweinung, zu den so-
genannten Vesperbildern. Seit dem zehnten und
elften Jahrhundert, zuerst in Miniaturen vor-
k'ommend, erhält die Szene
erst allmählich größere Be-
lebung, wird auch bisweilen
mit der Beweinung zusam-
mengebracht. Zu den herr-
lichsten derartigen Bildern
aus älteren Zeiten gehört
jenes Raffaels in der Villa
Borghese zu Rom.
Den Beschluß all der trauer-
vollen Ereignisse machte die
Heimkehr vom Grabe.
Auch sie hat in alten und
neuen Zeiten das Herz der
Künstler bewegt und zur
Wiedergabe begeistert. Die
letzten schweren Augenblicke
sind vorüber, Jesu Leichnam
ist in dem Felsengrabe bei-
gesetzt, die Tür verschlossen,
als sollte sie niemals wieder
sich öffnen. Jn lastender
Trauer treten die Freunde
des Herrn den Heimweg an.
Noch zittert in ihren Seelen
dieErregung über das Furcht-
bare, was dieser Tag ge-
bracht hat. Jn tiefster Be-
trübnis gedenken sie des herr-
lichen Sohnes, des Freundes,
desMeisters, dernach schmach-
^vollem Kreuzestode ins Grab
gelegt ward. Flüsternd nur
wagen sie es, einander ihren
Schmerz mitzuteilen. Kaum
Abb. 42 Fra Filtppo Lippi, Marla als Mutter des Erbarrncns <Text S. 36) Phot. Fr. Hanfstaengl
Berlin, Kgl. Galerie
Sie nehmen am Kummer Mariä andachtsvollen
Anteil. und die Engel in den Lüften klagen mit
ihnen. Denn bald ist der Augenblick gekommen,
wo der Heiland ins Grab gelegt werden wird.
Seitwärts sehen wir es in felsiger Kammer zu-
bereitet. — Ofter aber hat
sie alles um sich her vergessen,
in mütterlicher Liebe hält sie
des Sohnes Haupt oder
schmiegt sich an seinen Leich-
nam und slüstert Worte trauer-
bewegter Liebe. So bei dem
herrlichen, andachtsvollen, der
Pitti-Galerie zu Florenz ge-
hörigen Gemälde des Fra
Bartolommeo (1475—1517),
des großen Florentiners, des
Freundes Raffaels. (Abb.26.)
Oder bei dem Flamen Quen-
tin Matsys (um 1460—1530).
Er hat den Gegenstand wie-
derholt gemalt; seine Pietä
im Museum zu Antwerpen
gilt als die schönste seiner
Schöpfungen. Aber ein voll-
endetes Meisterwerk ist auch
die in der Münchener Pina-
kothek (Abb. 28), ein Bild,
das tiefste Eindrücke schafft,
schon wegen der künstlerischen
Einschränkung der Handlung
auf die zwei unentbehrlichen
Figuren. Welchen geradezu
überwältigenden Eindruck
müßte das Bild erst bewirken,
wenn es einen einfachen, ganz
schlichten Hintergrund hätte,
ohne die unruhig und klein-
lich durchgeführte Landschaft.
Die Darstellungen der
Abb. 43
Phot. Fr. Hanfstaengl
Meister des Marienlebens, Schutzmantelbtld
iText S. 36). Budapeft, Museum
Grablegung Christi gehören samt den übrigen
auf seinen Tod folgenden Ereignissen, also der
Kreuzabnahme und der Beweinung, zu den so-
genannten Vesperbildern. Seit dem zehnten und
elften Jahrhundert, zuerst in Miniaturen vor-
k'ommend, erhält die Szene
erst allmählich größere Be-
lebung, wird auch bisweilen
mit der Beweinung zusam-
mengebracht. Zu den herr-
lichsten derartigen Bildern
aus älteren Zeiten gehört
jenes Raffaels in der Villa
Borghese zu Rom.
Den Beschluß all der trauer-
vollen Ereignisse machte die
Heimkehr vom Grabe.
Auch sie hat in alten und
neuen Zeiten das Herz der
Künstler bewegt und zur
Wiedergabe begeistert. Die
letzten schweren Augenblicke
sind vorüber, Jesu Leichnam
ist in dem Felsengrabe bei-
gesetzt, die Tür verschlossen,
als sollte sie niemals wieder
sich öffnen. Jn lastender
Trauer treten die Freunde
des Herrn den Heimweg an.
Noch zittert in ihren Seelen
dieErregung über das Furcht-
bare, was dieser Tag ge-
bracht hat. Jn tiefster Be-
trübnis gedenken sie des herr-
lichen Sohnes, des Freundes,
desMeisters, dernach schmach-
^vollem Kreuzestode ins Grab
gelegt ward. Flüsternd nur
wagen sie es, einander ihren
Schmerz mitzuteilen. Kaum