Mantel umwallt, schwebt sie in heiliger Ver-
zückung dem geöffneten Himmel entgegen, und
endlose Scharen von holden Engeln jauchzen ihr
zu. (Abb. 39.) (Vergl. die Murillo-Monographie.)
— Seit Ewigkeit zur Mutter des Welterlösers
bestimmt, wird Maria schon in den P r o p h e-
zeiungen des Alten Testaments
voraus angedeutet. Auf sie weisen die Per-
sonen der Eva, der Judith, der Esther und
andere, sie ist shm-
bolisiert im Hohen
Liede, in der Er-
zählung von Ge-
deons Vlies, vom
brennenden Busche.
Die Kunst hat oft
genug auch von die-
sen Dingen An-
regungerhalten. So
gibt es ein Bild
des in der zweiten
Hälfte des fünf-
zehnten Jahrhun-
derts in Avignon
lebendenFranzosen
Nicolas Froment,
der die im brennen-
den Busche erschei-
nende Madonna in
schönster Weise, na-
turalistisch und doch
mit hohem idealem
Schwunge darge-
stellthat. (Abb.41.)
— Zu den Perlen
der Kunst gehören
auch zahlreiche Ro-
senkranzbilder.
Sie zeigen die Ma-
donna mit ihrem
göttlichenKindevon
einem Kranze von
Rosen umgeben —
so ein berühmtes
Rubens-Gemälde
der Münchener Pi-
nakothek. Oderwir
sehen Maria, wie
sie dem heiligen
Dominikus oder
andern Heiligen — so bei dem Neapolitaner
Luca Giordano (1632—1705) oder den Mit-
gliedern einer Rosenkranzbruderschaft erscheint.
Am schönsten aber bleibt doch der Gedanke
Dürers, der die Segnungen der Madonna
auf seinem berühmten „Rosenkranzbild" im
Kloster Strahow bei Prag allen Ständen
der ganzen Menschheit zuteil werden läßt.
Die Fürbitterin für die Menschheit, die
Mutter nicht allein des Erlösers, sondern auch
aller Erlösten ist Maria. Sie wendet die Früchte
der ihr zuteil gewordenen Erlösung den Menschen
zu. Als Vermittlerin der göttlichen Gnade zeigt
sie Raffael auf seiner Disputü in der Stanza
della Segnatura im Vatikan, und so erscheint sie
auch auf zahllosen Darstellungen des Weltgerich-
tes. Die Dankbarkeit ob des Schutzes, den sie
den Gläubigen angedeihen läßt, führte, beeinflußt
vom Salve Regina, seit dem vierzehnten Jahr-
hundert zur Entstehung der Schutzmantel-
b i I d e r. Jst es nicht ein köstlicher, dem Gemüte
Ruhe spendender
Gedanke, von der
gütigen Mutter in
Obhut genommen
zu sein, unter ihrem
Mantel sich bergen
zu können vor aller
Gefahr diesseits
und jenseits? Oft
ist das gemalt wor-
den und es ist herr-
lich zu schauen, wie
die weite Flut des
Gewandes sich aus-
einander tut, oft
von Engeln gehal-
ten, und darunter
die Menschen aller
Stände knieend in
froher Zuversicht
Dankgebete dar-
bringen. Wie schön
hat dies zum Bei-
spiel Fra Filippo
Lippi (Abb. 42)
oder in Deutschland
dersogenannteMei-
ster des Marienle-
bens (Abb. 43) dar-
zustellen gewußt!
Bisweilen — auf
den sogenannten
Pestbildern — sieht
man, wie der Man-
tel Mariä geradezu
die heranfliegenden
Pfeile des Verder-
bens auffängt. Sol-
che Bilder vermö-
gen wohl manch-
mal Andeutungen
über geschichtliche Vorfälle zu geben, ebenso wie sie
und alle dergleichen überhaupt in den Zeiten der
späteren, entwickelten Kunst Porträtdarstellungen
in Menge enthalten. — Das ist immer der Fall,
wenn neben der Madonna die Stifter des Werkes
abgebildet sind. Sehr oft erscheint nicht der
Stifter allein, sondern auch seine Angehörigen
haben sich eingestellt, um drr Gnade Mariä ge-
meinsam gewürdigt zu werden. Ilm nur eüc be-
kanntes Beispiel herauszugreifen. nenne ich Hans
Holbein des Jüngeren herrliche Madonna des
Baseler Bürgermeisters Meyer. (Abb. 44.) Jch
Abb. SS Phvt. ANnari
Fra Filippo Lippi, Madonna, das göttliche Kind verehrend <Text S. 42)
Florenz, Uffizien
zückung dem geöffneten Himmel entgegen, und
endlose Scharen von holden Engeln jauchzen ihr
zu. (Abb. 39.) (Vergl. die Murillo-Monographie.)
— Seit Ewigkeit zur Mutter des Welterlösers
bestimmt, wird Maria schon in den P r o p h e-
zeiungen des Alten Testaments
voraus angedeutet. Auf sie weisen die Per-
sonen der Eva, der Judith, der Esther und
andere, sie ist shm-
bolisiert im Hohen
Liede, in der Er-
zählung von Ge-
deons Vlies, vom
brennenden Busche.
Die Kunst hat oft
genug auch von die-
sen Dingen An-
regungerhalten. So
gibt es ein Bild
des in der zweiten
Hälfte des fünf-
zehnten Jahrhun-
derts in Avignon
lebendenFranzosen
Nicolas Froment,
der die im brennen-
den Busche erschei-
nende Madonna in
schönster Weise, na-
turalistisch und doch
mit hohem idealem
Schwunge darge-
stellthat. (Abb.41.)
— Zu den Perlen
der Kunst gehören
auch zahlreiche Ro-
senkranzbilder.
Sie zeigen die Ma-
donna mit ihrem
göttlichenKindevon
einem Kranze von
Rosen umgeben —
so ein berühmtes
Rubens-Gemälde
der Münchener Pi-
nakothek. Oderwir
sehen Maria, wie
sie dem heiligen
Dominikus oder
andern Heiligen — so bei dem Neapolitaner
Luca Giordano (1632—1705) oder den Mit-
gliedern einer Rosenkranzbruderschaft erscheint.
Am schönsten aber bleibt doch der Gedanke
Dürers, der die Segnungen der Madonna
auf seinem berühmten „Rosenkranzbild" im
Kloster Strahow bei Prag allen Ständen
der ganzen Menschheit zuteil werden läßt.
Die Fürbitterin für die Menschheit, die
Mutter nicht allein des Erlösers, sondern auch
aller Erlösten ist Maria. Sie wendet die Früchte
der ihr zuteil gewordenen Erlösung den Menschen
zu. Als Vermittlerin der göttlichen Gnade zeigt
sie Raffael auf seiner Disputü in der Stanza
della Segnatura im Vatikan, und so erscheint sie
auch auf zahllosen Darstellungen des Weltgerich-
tes. Die Dankbarkeit ob des Schutzes, den sie
den Gläubigen angedeihen läßt, führte, beeinflußt
vom Salve Regina, seit dem vierzehnten Jahr-
hundert zur Entstehung der Schutzmantel-
b i I d e r. Jst es nicht ein köstlicher, dem Gemüte
Ruhe spendender
Gedanke, von der
gütigen Mutter in
Obhut genommen
zu sein, unter ihrem
Mantel sich bergen
zu können vor aller
Gefahr diesseits
und jenseits? Oft
ist das gemalt wor-
den und es ist herr-
lich zu schauen, wie
die weite Flut des
Gewandes sich aus-
einander tut, oft
von Engeln gehal-
ten, und darunter
die Menschen aller
Stände knieend in
froher Zuversicht
Dankgebete dar-
bringen. Wie schön
hat dies zum Bei-
spiel Fra Filippo
Lippi (Abb. 42)
oder in Deutschland
dersogenannteMei-
ster des Marienle-
bens (Abb. 43) dar-
zustellen gewußt!
Bisweilen — auf
den sogenannten
Pestbildern — sieht
man, wie der Man-
tel Mariä geradezu
die heranfliegenden
Pfeile des Verder-
bens auffängt. Sol-
che Bilder vermö-
gen wohl manch-
mal Andeutungen
über geschichtliche Vorfälle zu geben, ebenso wie sie
und alle dergleichen überhaupt in den Zeiten der
späteren, entwickelten Kunst Porträtdarstellungen
in Menge enthalten. — Das ist immer der Fall,
wenn neben der Madonna die Stifter des Werkes
abgebildet sind. Sehr oft erscheint nicht der
Stifter allein, sondern auch seine Angehörigen
haben sich eingestellt, um drr Gnade Mariä ge-
meinsam gewürdigt zu werden. Ilm nur eüc be-
kanntes Beispiel herauszugreifen. nenne ich Hans
Holbein des Jüngeren herrliche Madonna des
Baseler Bürgermeisters Meyer. (Abb. 44.) Jch
Abb. SS Phvt. ANnari
Fra Filippo Lippi, Madonna, das göttliche Kind verehrend <Text S. 42)
Florenz, Uffizien