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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Ein Besuch im Vatikan
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0010
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6 —

Abb. 6 (Text unten) L^la äuoals Phot. Anderson

chin über dem Grabe des Apostelfürsten und den
Altar der Cathedra im Chore, beide eine Verun-
staltung des Petersdomes; von ihm sind auch die
Lenln rsAln im Vatikan und, sein bedeutendstes
Werk, die Kolonnaden.

Jm Vatikan malte Michelangelo noch in der
OnMslln ?ÄoI1ng,, die1540 Paullll. durch An-
tonio da Sangallo den jüngeren erbaut hatte, die
Fresken, die leider bis zur Unkenntlichkeit gelitten
haben; die 8ala clucg.16 (Abb. 6), ein mächtiger
Saal aus zwei verbundenen Sälen geschaffen,
erhielt Arabesken in pompeianischem Stile und
Landschaften von dem Niederländer Matthäus
Bril; die 8a1g rsAia (Abb. 5), von Antonio da
Sangallo im Jahre 1570 gebaut, wurde durch
Perin del Vaga und Daniele da Volterra
miteiner derzierlichstenDecken
in Stuck geschmückt; die großen
Fresken an den Wänden sind
von V asari, Sermoneta,

Zuccaro u. a.; es sind die
letzten größeren Arbeiten, die
im Vatikan bis zum Ende des
18. Jahrhunderts ausgeführt
worden sind.

Eine neue Tätigkeit, freilich
anderer Art, auf dem Gebiete
der Kunst begann mit dem
Sammeln antiker Werke, be-
sonders der Plastik, in dcr
Anlage der vatikanischen Mu-
seen unter den kunstverstän-
digen Päpsten Clemens XIV.
und seinen beiden Nachfolgern
Pius VI. und Pius VII.

(1769-1823).-Wohlhatten
mehrere ihrer Vorgänger den
Palast und dessen Gartenan-
lagen mit Antiken geschmückt,

wie es Sitte in allen vornehmen Kreisen,
bei Kardinälen, wie beim hohen Adel
war; allein diese Kunstwerke dienten nur
dem persönlichen Genusse. Nunmehr
wurden dieselben für das Studium der
Kunst in eigenen Museen zusammenge-
stellt. Unter den vorhin genannten Päp-
sten sind die herrlichen Räume der sala
u ci'oco Ai'ooa und der salg ro-
toucla (Pius VI.), das Museo Chiara-
monti und der Braccio nuovo (von
Pius VII.) erbaut worden, und dort, wie
in den anstoßenden Sälen finden sich nun
all die herrlichen Werke antiker Skulptur
vereinigt, welche so ein beredtes Zeugnis
für die Pflege der Kunst vonseiten der
Päpste ablegen. Derselbe Pius VII. legte
die Gemälde-Galerie an, die zwar auch
heute hinter den Galerien von Florenz
und anderen Städten zurücksteht, aber
unter dem verhältnismäßig Wenigen
Perlen allerersten Ranges besitzt. Auch
das Ägyptische Museum ist von diesem
Papste begründet worden; Gregor XVI. fügte
1836 das etruskische hinzu.

Günstig für die Künste war die lange Re-
gierung Pius IX., der u. a. im Vatikan durch
Podesti den Saal der Jmmaculata ausmalen
ließ und die Gemäldesammlung durch Werke von
Fraccassini, Matejko, Gagliardi
u. a., das Antiken-Museum durch die Kolossal-
statue des Herkules aus vergoldeter Bronze be-
reicherte. — Leo XIII. ließ durch Ludwig
Seitz die Deckengemälde in der Ouloriu äsl
eÄnäoluIii'l malen. — Pius X. verlegte die Pina-
kothek aus den oberen Räumen des Palastes in
das Erdgeschoß an der Straße zum Museum und
bereicherte sie durch weitere Bilder.

Die weltberühmte vatikanische Bibliothek, schon

Abb. 7 (Tcxt S. 11) Damasushos Phot. Alinari
 
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