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Eine eingehendeWürdigung der Six-
tinischen Kapelle, besonders der Decken-
gemälde und des Jüngsten Gerichts von
Michelangelo, der vatikanischen Samm-
lungen, also der Galerie der Statuen,
des Ägyptischen und Etruskischen Muse-
ums, wie der Pinakothek und der Bi-
bliothek mit der Sammlung christlicher
Altertümer und ihrem Münzkabinett
bleibt anderen Monogravhien vorbe-
halten.
Abb. 10 (Text S. 12>
Loggien Naffacls
Phot. Alinari
II.
Zur Audienz.
Petersplatz, 80111-1 reAia,
Hos des Damasus,
Loggien Rassaels —
Empsang bei Pius X.
Wir waren, ein Geistlicher,
ein Baumeister, der daheim schon
manche Kirche gebaut hatte, und
ein Professor der Kunstgeschichte
nebst seiner Gattin, gestern abend
von Florenz her in Rom an-
gekommen und hatten zu unserer
freudigen Überraschung den Brief vorgefunden, der
uns schon auf heute morgen 11 Uhr zur Audienz
beim Hl. Vater in den Vatikan befahl. Die Empfeh-
lung, die mein Bischof, uns voraus, an einen
Prälaten des päpstlichen Hofes geschickt hatte,
muß eine recht warme gewesen sein, um uns
sofort am Tage nach unserer Ankunft zu den
Füßen des Stellvertreters Christi zu führen. So
begaben wir uns denn, in der vorgeschriebenen
Kleidung, ich in der langen Soutane mit dem
römischen Mantello darüber, die beiden Herren in
Frack und weißerHalsbinde, dieDame inSchwarz
mit Spitzenschleier um den Kopf, in den Vatikan,
— schon eine Stunde früher, als wir befohlen
Wenn man von der Engelsburg her den
Petersplatz betritt (Abb. 1), wird man über-
wältigt durch den mächtigen Eindruck, den
dieser merkwürdigste Platz der Welt mit sei-
nem viersachen Doppelhalbkreis gewaltiger
Säulen, mit der von der Kuppel überragten
Riesenfassade des Petersdoms, mit dem Palaste
der Päpste zu unserer Rechten auf jedes Auge
macht, das katholische Herz aber mit einer
unsagbaren Freude und Rührung ergreift. Jch
bin in Rvm, ich stehe vor dem erhabensten
Dome der Christenheit, ich schaue hinauf zu
den Fenstern, hinter denen ich den Hl. Vater,
den Stellvertreter Christi weiß, — wovon ich
von Nicolaus V. begonnen, ist durch Sixtus IV.
begründet worden. Die Eröffnung derselben
1477 hat ein in der Pinakothek aufbewahrtes
Fresko von Melozzo da Forli verewigt.
Sixtus V. baute durch Fontana 1588 den Quer-
bau, der die Studiensäle mit der langen Halle der
Handschriften verband. Fügte Pius IX. an
die Bibliothek die Sammlung christlicher Alter-
tümer, so bereicherte Leo XIII. sie mit einer
großartigen Nachschlagebibliothek, nachdem er
auch die Schätze der päpstlichen
Archive der wissenschaftlichen For-
schung erschlossen und zu ihrer
Benutzung die entsprechenden Räu-
me geschaffen hatte.
waren, um mit der rechtenVorbereitungundStim-
mung vor Pius X. zu erscheinen.
Der Architekt und ich sahen zum ersten Male
die ewige Stadt; der Professor aber hatte wieder-
holt ganze Monate dort zugebracht; hatte ich
schon in Mailand und in Florenz im Herzen Gott
gedankt für diesen Raphael, der mit so viel Kunst-
verständnis uns die Gedanken der alten Meister
erschloß, so sollte er für Rom uns ein unschätz-
bar wertvoller Führer werden.
Eine eingehendeWürdigung der Six-
tinischen Kapelle, besonders der Decken-
gemälde und des Jüngsten Gerichts von
Michelangelo, der vatikanischen Samm-
lungen, also der Galerie der Statuen,
des Ägyptischen und Etruskischen Muse-
ums, wie der Pinakothek und der Bi-
bliothek mit der Sammlung christlicher
Altertümer und ihrem Münzkabinett
bleibt anderen Monogravhien vorbe-
halten.
Abb. 10 (Text S. 12>
Loggien Naffacls
Phot. Alinari
II.
Zur Audienz.
Petersplatz, 80111-1 reAia,
Hos des Damasus,
Loggien Rassaels —
Empsang bei Pius X.
Wir waren, ein Geistlicher,
ein Baumeister, der daheim schon
manche Kirche gebaut hatte, und
ein Professor der Kunstgeschichte
nebst seiner Gattin, gestern abend
von Florenz her in Rom an-
gekommen und hatten zu unserer
freudigen Überraschung den Brief vorgefunden, der
uns schon auf heute morgen 11 Uhr zur Audienz
beim Hl. Vater in den Vatikan befahl. Die Empfeh-
lung, die mein Bischof, uns voraus, an einen
Prälaten des päpstlichen Hofes geschickt hatte,
muß eine recht warme gewesen sein, um uns
sofort am Tage nach unserer Ankunft zu den
Füßen des Stellvertreters Christi zu führen. So
begaben wir uns denn, in der vorgeschriebenen
Kleidung, ich in der langen Soutane mit dem
römischen Mantello darüber, die beiden Herren in
Frack und weißerHalsbinde, dieDame inSchwarz
mit Spitzenschleier um den Kopf, in den Vatikan,
— schon eine Stunde früher, als wir befohlen
Wenn man von der Engelsburg her den
Petersplatz betritt (Abb. 1), wird man über-
wältigt durch den mächtigen Eindruck, den
dieser merkwürdigste Platz der Welt mit sei-
nem viersachen Doppelhalbkreis gewaltiger
Säulen, mit der von der Kuppel überragten
Riesenfassade des Petersdoms, mit dem Palaste
der Päpste zu unserer Rechten auf jedes Auge
macht, das katholische Herz aber mit einer
unsagbaren Freude und Rührung ergreift. Jch
bin in Rvm, ich stehe vor dem erhabensten
Dome der Christenheit, ich schaue hinauf zu
den Fenstern, hinter denen ich den Hl. Vater,
den Stellvertreter Christi weiß, — wovon ich
von Nicolaus V. begonnen, ist durch Sixtus IV.
begründet worden. Die Eröffnung derselben
1477 hat ein in der Pinakothek aufbewahrtes
Fresko von Melozzo da Forli verewigt.
Sixtus V. baute durch Fontana 1588 den Quer-
bau, der die Studiensäle mit der langen Halle der
Handschriften verband. Fügte Pius IX. an
die Bibliothek die Sammlung christlicher Alter-
tümer, so bereicherte Leo XIII. sie mit einer
großartigen Nachschlagebibliothek, nachdem er
auch die Schätze der päpstlichen
Archive der wissenschaftlichen For-
schung erschlossen und zu ihrer
Benutzung die entsprechenden Räu-
me geschaffen hatte.
waren, um mit der rechtenVorbereitungundStim-
mung vor Pius X. zu erscheinen.
Der Architekt und ich sahen zum ersten Male
die ewige Stadt; der Professor aber hatte wieder-
holt ganze Monate dort zugebracht; hatte ich
schon in Mailand und in Florenz im Herzen Gott
gedankt für diesen Raphael, der mit so viel Kunst-
verständnis uns die Gedanken der alten Meister
erschloß, so sollte er für Rom uns ein unschätz-
bar wertvoller Führer werden.