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Abb. -t Relies von dcr Sängertribüne lSeiienfläche rcchts)
(Tert S. 8)
Abb. 5 Rclicf von dcr Sängcrtribiine (Seitcnfläche links)
(Text S. 8)
denken, die kein Zweifel quält, und welche be-
glückt sind im Nachsinnen über die Geheimnisse
der Ewigkeit — jene Werke standen seitdem als
die höchsten Leistungen da, worauf das Volk von
Florenz mit Begeisterung blickte. Reinheit,
Keuschheit des Gedankens, gekleidet in herrliche
Form; tiefste Religiosität, aufjubelnd in Hhrnnen
köstlichster Linien, wer hatte bis dahin solches ge-
boten? Wer hatte verstanden wie Luca, so in die
Tiefen des Lebens der Seele zu blicken, jener
Seele, die, von erhabenen, reinen, gläubigen Ge-
danken genährt, nicht zu altern vermag? Wer
hatte diesem Volke die heilige Jungfrau in so
lieblicher, mit Freundlichkeit und Hoheit alle
Herzen bezwingender Art dargestellt als er?
-!- -l- H
Von den Vorfahren Luca's kennen wir nie-
manden, als seine Eltern. Der Vater Simone
war 1343 geboren, die Mutter Margherita zwan-
zig Jahre später. Gestorben sind cheide nach
1427. Sie hinterließen drei Söhne, von welchen
der 1399 geborene Luca der jüngste war. Die
Familie lebte in wenig vermögenden Verhält-
nissen in der Via Egidio zu Florenz.'Später hat
Luca, welcher unverheiratet blieb, viele Jahre ein
Haus in der Via Guelfa bewohnt, während er
seine Werkstatt in der Nähe des Domes hatte.
Von seinen persönlichen Eigenschaften vermögen
wir allein sein gewaltiges künstlerisches Talent
genauer zu beurteilen, und gelangen zur^Würdi-
gung des tiefinnerlichsten Sinnes seines Kunst-
schaffens dadurch, daß uns ausdrücklich von den
Zeitgenossen seine Frömmigkeit gepriesen wird.
Sie veranlaßte ihn, 1435 in die nach strengen
Regeln lebende Bruderschaft der Misericordia
einzutreten; ihr hat er bis 1449 angehört. Jn
diesem Jahre verließ Luca seine Vaterstadt zum
erstenmal, um in Urbino eine Arbeit zu über-
nehmen, von der wir noch sprechen werden. Von
dort zurückgekehrt, lebte er in seinem neuen
Hause, welches er 1446 erworben hatte. Seine
Nesfen und Nichten waren bei ihm. Dort ver-
heiratete sich auch Andrea 1465, und da sich bei
diesem bald eine zahlreiche Nachkommenschaft ein-
stellte, so mag es manchmal unruhig genug in
Luca's Umgebung zugegangen sein. Vom 19.
Februar 1471 ist Luca's eigenhändig in alt-
modischer gotischer Kursivschrift aufgesetztes Te-
stament. Noch konnte der alte Meister von sich
sagen, daß er den wichtigen Akt „gesund an
Geist, Sinn, Körper, Gesicht und Verstand" vor-
nähme. Seine ertrag- und zukunftsreiche Werk-
statt und das Geheimnis seiner Technik vermachte
er seinem Neffen Andrea. Darnach scheinen sich
die Beschwerden des Alters recht bald eingestellt
Abb. -t Relies von dcr Sängertribüne lSeiienfläche rcchts)
(Tert S. 8)
Abb. 5 Rclicf von dcr Sängcrtribiine (Seitcnfläche links)
(Text S. 8)
denken, die kein Zweifel quält, und welche be-
glückt sind im Nachsinnen über die Geheimnisse
der Ewigkeit — jene Werke standen seitdem als
die höchsten Leistungen da, worauf das Volk von
Florenz mit Begeisterung blickte. Reinheit,
Keuschheit des Gedankens, gekleidet in herrliche
Form; tiefste Religiosität, aufjubelnd in Hhrnnen
köstlichster Linien, wer hatte bis dahin solches ge-
boten? Wer hatte verstanden wie Luca, so in die
Tiefen des Lebens der Seele zu blicken, jener
Seele, die, von erhabenen, reinen, gläubigen Ge-
danken genährt, nicht zu altern vermag? Wer
hatte diesem Volke die heilige Jungfrau in so
lieblicher, mit Freundlichkeit und Hoheit alle
Herzen bezwingender Art dargestellt als er?
-!- -l- H
Von den Vorfahren Luca's kennen wir nie-
manden, als seine Eltern. Der Vater Simone
war 1343 geboren, die Mutter Margherita zwan-
zig Jahre später. Gestorben sind cheide nach
1427. Sie hinterließen drei Söhne, von welchen
der 1399 geborene Luca der jüngste war. Die
Familie lebte in wenig vermögenden Verhält-
nissen in der Via Egidio zu Florenz.'Später hat
Luca, welcher unverheiratet blieb, viele Jahre ein
Haus in der Via Guelfa bewohnt, während er
seine Werkstatt in der Nähe des Domes hatte.
Von seinen persönlichen Eigenschaften vermögen
wir allein sein gewaltiges künstlerisches Talent
genauer zu beurteilen, und gelangen zur^Würdi-
gung des tiefinnerlichsten Sinnes seines Kunst-
schaffens dadurch, daß uns ausdrücklich von den
Zeitgenossen seine Frömmigkeit gepriesen wird.
Sie veranlaßte ihn, 1435 in die nach strengen
Regeln lebende Bruderschaft der Misericordia
einzutreten; ihr hat er bis 1449 angehört. Jn
diesem Jahre verließ Luca seine Vaterstadt zum
erstenmal, um in Urbino eine Arbeit zu über-
nehmen, von der wir noch sprechen werden. Von
dort zurückgekehrt, lebte er in seinem neuen
Hause, welches er 1446 erworben hatte. Seine
Nesfen und Nichten waren bei ihm. Dort ver-
heiratete sich auch Andrea 1465, und da sich bei
diesem bald eine zahlreiche Nachkommenschaft ein-
stellte, so mag es manchmal unruhig genug in
Luca's Umgebung zugegangen sein. Vom 19.
Februar 1471 ist Luca's eigenhändig in alt-
modischer gotischer Kursivschrift aufgesetztes Te-
stament. Noch konnte der alte Meister von sich
sagen, daß er den wichtigen Akt „gesund an
Geist, Sinn, Körper, Gesicht und Verstand" vor-
nähme. Seine ertrag- und zukunftsreiche Werk-
statt und das Geheimnis seiner Technik vermachte
er seinem Neffen Andrea. Darnach scheinen sich
die Beschwerden des Alters recht bald eingestellt