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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0053
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Abb. 6 Relief von der Sängertribüne (,.in tinrxnno")
(Tcxt S. 8)

Abb. 7 Relief von ber Sängertribüne („ill exillbniis fnbilnt!»llis">
(Tcxt S. 8)

zu haben, denn als man Luca am 4. August des
gleichen Jahres zum Vorsteher t>er Holz- und
Steinbildhauerzunft zu Florenz wählen wollte,
lehnte er die ihm zugedachte Ehre ab mit der Be-
gründung, er sei von Altersschwäche so beschwert,
daß er das Amt nicht mehr ohne persönliche Ge-
fahr ausüben könne. So mag denn auch sein
künstlerisches Schaffen in jenen Jahren nachge-
lassen haben. Noch elf Jahre hat er gelebt,
umgeben von seinen Neffen und ihren Kin-
dern, dann ist er am 20. Februar 1482
gestorben und hat in der Kirche S.Pic-
tro maggiore seine Gruft erhal-
ten — an, welcher Stelle
wissen wir nicht mehr.

Eine außerordentlich
ergiebigekünstlerischeTä-
tigkeit, von höchster Be-
deutung an sich selbst,
formal und materiell ein-
flußreich freilich nur für
eine kurze Spanne Zeit,
liegt in dem langen Le-
ben Luca della Robbia's
umschlossen. Vasari, der
berühmte Maler und
Schriftsteller, dem wir
so viele wertvolle Kunde
über die Lebensläufe gro-
ßer italienischer Künstler
verdanken, und welcher selbst
noch mit Andrea della Robbia
persönlich bekannt war, teilt mit,

Luca sei zuerst ein Goldschmied ge-
wesen. Das wird auch dnrch eine
Urkunde von 1434 bestätigt, und was

wir von seinen Bronzearbeiten kennen, erweist
gleichsalls genaue Erfahrung auf dem Gebiete
der Metalltechnik. Es gibt im Museum zu Oxford
ein rundes Stuckrelief mit einer Madonna,
die auf Wolken sitzt. (Abb. 3.) Rückwärts
findet sich die eingekratzte Jnschrift, daß dieses
Werk am 17. Januar 1428 in der Werkstatt eines
Nicholo in Gips gegossen worden sei. Offenbar
ist es ein Abguß nach einem Bronzewerk, und der
Stil spricht unverkennbar für die Herkunft
von Luca's Hand. Der erwähnte Nicholö
dürfte ein auch sonst bekannter Bild-
hauer gewesen sein, der als Ge-
hilfe Lorenzo Ghiberti's bei
dessen berühmter erster
Bronzetür des Floren-
tiner Baptisteriums mit-
arbeitete; sie wurde 1424
fertig. Daraus ergibt
sich mit großer Wahr-
scheinlichkeit, daß auch
Luca della Robbia dem
Kreise jenes großen
Meisters angehört und
von ihm gelernt habe.
Ebenso wenig war es für
einen Anfänger möglich,
sich dem Einflusse Dona-
tello's zu entziehen; noch
nach Jahrzehnten klingen
durch Luca's Werke Erinne-
rungen an die stürmische natura-
listische Art jenes gewaltigen Mei-
sters. Aber schon frühzeitig muß
Luca seine eigenen Wege gegangen
sein, muß er angefangen haben, sich

Abb. 8

Rclics vom Floreniincr Dominrmc:

Dic Ariihmciil (Tcxi S. S)
 
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