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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0056
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Abb. 14 Luca della Robbia, Die Himmclsahrt Christi. Dom. Florenz lText S. 12)

Herrn in seinem Heiligtum. Lobet ihn in seiner
starken Feste. Lobet ihn ob seiner gewaltigen
Taten. Lobet ihn nach der Fülle seiner Größe.
(zweite Zeile) Lobet ihn mit Posaunenschall:
Lobet ihn mit Harfen und Zithern. Lobet ihn
mit Pauken (dritte Zeile) und Chören. Lobet
ihn mit Saiten und Orgelton. Lobet ihn mit
schallenden Zimbeln. Lobet ihn mit Zimbeln hel-
len Jubels. Alles was Odem hat lobe den Herrn.

Die Worte der obersten Zeile gaben die
Anregung für die Darstellungen der beiden
Seitenfelder, jene der zweiten und dritten die für
die acht bildlichen Darstellungen der Vorderseite.
Gewaltig stoßen die Jünglinge in die Posaunen,
während Kinder den Reigen dazu schlingen; holde
junge Mädchen, träumerisch, hingerissen von
frommer Begeisterung, lassen die Harfen und
Zithern ertönen und singen dazu; Knäblein hüpsen
fröhlich zum dröhnenden Klange der Pauken.
(Abb. 6.) Die untere Reihe aber zeigt den frohen
Chor von Kindern, die singend einen Ringel-
reihen drehen. Andachtsvoll und fromm spielen
andere auf Saiteninstrumenten und ein Knabe
auf der Orgel. Eine wunderschöne Gruppe läßt
Tambourine ertönen und die Schellen daran
fröhlich klirren, und die Kinder der vierten
Gruppe scheinen ganz außer sich zu sein vor
Freude, daß sie die Zimbeln recht kräftig gegen-
einander schlagen können. (Abb. 7.) Auf den zwei
Seitenflächen aber, aus unserer Anficht der
Sängertribüne nicht sichtbar, sind zwei herrliche

Gruppen singender Knaben und Jünglinge an-
gebracht. (Abb. 4 und 5.) Wie sind sie ganz hin-
genommen von ihrer Aufgabe, jeder Gedanke, alle
Aufmerksamkeit gespannt darauf, den Lobgesang
so schön und vollendet vorzutragen, daß er des
Heiligtums würdig ist und des Herrn, dessen
Lobpreisung er gilt. Geradezu unübertrefflich ist
die Wahrheit der Naturbeobachtung, ein sprühen-
des Leben erfüllt diese stillen, diese lebhaften Ge-
stalten, deren jede eine Jndividualität für sich ein-
schließt; herrlich sind die Bewegungen, voll edlen
Maßes auch bei größter Lebhaftigkeit. Was ver-
einzelt in den Gestchtern ein wenig derb aussieht,
kommt auf Rechnung der dekorativen Wirkung.
SchwierigkeitenfindmitmeisterhafterLeichtigkeitge-
löft. Wiewunderbarwechselnd, immerungezwungen
und natürlich ist der geösfneteMund bei deu vielen,
die dasingen! Als Luca dies Werkschuf, entstand fern
in den Niederlanden einruhmvolles Meifterwerk, der
van Eycksche Genter Altar. Es ift einer jener über-
raschenden Parallelismen, die aus dem Geiste der
Epochen selbst hervorzugehen scheinen, daß bei den
singenden Engeln an jenem Altare dasselbe Prob-
lem des geöffneten Mundes mit gleicher Meister-
schaft und gänzlicher Unabhängigkeit gelöst wurde.

Herrlich war der Schmuck, den einst der große
Meister aller bildenden Künste, Giotto, für seinen
Glockenturm des Florentiner Domes erdacht
hatte. Jn leuchtender Pracht der Farben man-
cherlei Marmors steigt der vierkantige Bau
wuchtig und doch mit scheinbarer Leichtigkeit
 
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