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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0059
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Weit über die Grenzen der engeren Heimat
Luca della Robbia's sind seine Werke hinausge-
wandert, und mit ihnen hielt seine so unendlich
sormenschöne, schlichte und gedankentiefe Kunst
und seine bewunderungswürdige Technik ihren
Siegeszug in alle kultivierten Länder. So eigen-
artig erscheint gerade durch die Bevorzugung des
glasierten Tones sein Kunstschaffen, daß, wenn
wir den Namen Robbia hören, wir unwillkür-
lich an glasierte farbige Reliefs denken. Wir
sehen, daß Luca sich keineswegs von vornherein
auf diese Technik beschränkt, ja daß er
sie zunächst überhaupt nicht angewandt
hat. Aber Marmor und Bronze ver-
mochten auf die Dauer nicht das aus-
zusprechen, was seine Seele im Jnner-
sten bewegte. Die Bildnerei in Ton
sicherte ihm die Möglichkeit ungetrübter
und unmittelbarer Wirkungen, welche
bei jenen anderen Materialien, infolge
der Notwendigkeit, ihre Bearbeitung
zum Teil fremden Händen zu überlassen,
für Luca's Feingefühl immerhin ge-
fährdet erschienen. Es kam dazu, daß
mit dem Ton sich rascher arbeiten, eine
Fülle von Aufträgen erledigen ließ, die
schon wegen der Billigkeit des Stoffes
ungleich größer war. Ahnliches hatten
auch andere Bildhauer bereits versucht,
besonders in Florenz Aber weil sie
ihre Tonreliefs lediglich bemalten, so
hatten die Werke nicht genug Wiver-
standsfähigkeit und erlagen den Ein-
flüssen der Witterung. Luca della Rob-
bia ist es gewesen, der den Gedanken
faßte, die bemalten Tonwerke mit einer
Zinnglasur zu überziehen und sie mit
dieser nochmals zu brennen. Seiner
Genialität glückte es auch, geeignete
Farben ausfindig zu machen, die im
Feuer erst ihre ganze Leuchtkraft und
Schönheit gewannen. Auch für diese
Färbung waren Vorbilder bereits da,
weil man ja doch Marmorwerke zu be-
malen pflegte. Dem Luca ist es eigent-
lich darauf angekommen, für derlei Mar-
morarbeiten einen Ersatz zu schaffen.
Jnfolgedessen ist bei seinen glasierten
farbigen Tonwerken das Weiß vor-
herrschend. Die Hintergründe färbte er
mit einem holden Himmelblau. Dazu
kamen noch etliche Farben, die vorzugs-
weise für die naturalistischen Einrah-
mungen und ornamentalen Teile be-
nutzt wurden: Grün, Gelb, Lila, Violett,

Braun. Auch Gold kam zur Verwen-
dung und wurde auf die feine Glasur
äußerlich aufgetragen. Es ist nicht zu
streiten, daß das blendende Weiß mit
seinen Glanzlichtern den Figuren leicht
eine gewisse Glätte verleiht nnd sie in Abb. 2a
die Gefahr bringen könnte, an Natür-

lichkeit zu verlieren. Aber unter Luca's Händen
ist dies niemals geschehen.

Das1442 entstandene Tabernakel von Peretola
war, wie wir sahen, das erste Beispiel eines von
Luca in glasiertem Ton ausgeführten Werkes; im
darauf folgenden Jahre und 1446 reihten sich die
Auferstehung und die Himmelfahrt (im Flo-
rentiner Dome) an. Denn den Leitern des Dom-
baus kam es darauf an, den ausgezeichneten Mei-
ster in ihren Diensten festzuhalten. Seitdem es
sich herausstellte, daß auf die weitere Mitarbeit

Luca della Nobbia (und Michelozzo), Tür in Bronzeguß.
Dom, Florenz (Text S. 15)

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