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Donatello's vorläufig nicht zu rechnen war, über-
trug man Luca die Ausführung zweier Türbe-
krönungen, für welche die erwähnten beiden Dar-
ftellungen ausersehen waren. Jn hehrer Feier-
lichkeit hat er die Auferstehung des Herrn
geschildert, der vom irdischen Leben durch den
Tod zu himmlischer Herrlichkeit fich erhebt.
Wundervoll ist der Gegensatz zwischen seiner
ruhigen, edlen, lautlos sich aus dem Grabe er-
hebenden Gestalt, die von lieblichen Engeln ver-
ehrend umschwebt wird, und den in kühnem
Naturalismus gezeichneten Kriegern, die schlafen
und des Wunders nicht innewerden. Auch bei
der Himmelfahrt (Abb. 14) ist der Gegensatz
zwischen dem mit wundervoller Leichtigkeit auf-
schwebenden göttlichen Heilande und der Schar
der in tiefster Ergriffenheit zurückbleibenden
Freunde des Herrn zu hinreißend schönem und
überzeugendem Ausdrucke gebracht. Ein Kleinod
Luca'scher Kunst ist dabei das Antlitz der im
Hintergrunde knieenden, voll innigsten Ver-
trauens zu Jesu aufblickendeu Mutter. Schon
wegen der umfassenden großen Komposition als
Seltenheiten im Lebenswerke Luca's dastehend,
stnd sie bewunderungswürdig wegen der Feinheit
ihrer Verhältnisse, der herrlichen Ruhe, durch
welche doch in jedem Zuge tieses, echtes Leben
vibriert, und wegen der von schönstem, künstle-
rischem Takte zeugenden Verschmelzung eines er-
habenen Jdealismus mit kräftigem, gesundem
Realismus. Es sind die Vorzüge Ghiberti's und
Donatello's, die sich, nach Luca's eigener Art er-
faßt, in diesen Werken vereinigen. Jn dem feier-
lichen Halbdunkel des Florentiner Domes üben die
in weißen und blauen Tönen gehaltenen Reliefs
mit ihren feinen Glanzlichtern eine seltsam bezau-
bernde Wirkung. Sie sind dekorativ genial ver-
einigt mit der Bronze der Sakristeitüren und dem
Marmor der sonstigen Umgebung, und so treten
diese drei Elemente hier in mächtiger Monumen-
talität zusammen, welche Luca bei seinem Taber-
nakel von Peretola in kleinem Maßstab in Harmo-
nie gebracht hatte. Für die beiden Portalreliefs er-
hielt der Meister 1450 die letzte Abzahlung, und
demnach waren die Werke damals fertig und an
ihrem Bestimmungsort. Gewiß haben sie das be-
wundernde Staunen vieler der Pilger erregt, die
zahllos zum Jubiläumsjahre aus allen Landen
in Jtalien zusammenströmten. Damals war Luca
della Robbia unbestritten der größte Florentiner
Künstler.
Besaß doch noch ein anderes Gotteshaus
seiner Vaterstadt bereits eine seiner gewaltigsten
Schöpfungen. Am Kreuzgange der Kirche Sa.
Croce liegt die entzückende Cappella P azzi, ein
Bau, welchen der geniale Brunellesco ums Jahr
1430 errichtet, und dessen Wände und kühn kon-
struierte Gewölbe Luca della Robbia mit in Terra-
kotta gearbeiteteu Relieffiguren geschmückt
hat. Vasari gibt an, daß alles, was in dieser
Kapelle an Kunstwerken aus glasiertem Ton zu
sehen, Luca's Arbeit sei. Die stilistischen Merk-
male deuten die Entstehung zu recht verschiedenen
Zeiten an. An der Decke sieht man riesige Me-
daillons mit den Figuren der hl. vier Evan-
gelisten. Ein jeder von ihnen sitzt lesend oder
Abb. 21 u. 22
Luca della Nobbia, Leuchter trageude Engel. Domsakristei, Florenz (Text S. 15)
Donatello's vorläufig nicht zu rechnen war, über-
trug man Luca die Ausführung zweier Türbe-
krönungen, für welche die erwähnten beiden Dar-
ftellungen ausersehen waren. Jn hehrer Feier-
lichkeit hat er die Auferstehung des Herrn
geschildert, der vom irdischen Leben durch den
Tod zu himmlischer Herrlichkeit fich erhebt.
Wundervoll ist der Gegensatz zwischen seiner
ruhigen, edlen, lautlos sich aus dem Grabe er-
hebenden Gestalt, die von lieblichen Engeln ver-
ehrend umschwebt wird, und den in kühnem
Naturalismus gezeichneten Kriegern, die schlafen
und des Wunders nicht innewerden. Auch bei
der Himmelfahrt (Abb. 14) ist der Gegensatz
zwischen dem mit wundervoller Leichtigkeit auf-
schwebenden göttlichen Heilande und der Schar
der in tiefster Ergriffenheit zurückbleibenden
Freunde des Herrn zu hinreißend schönem und
überzeugendem Ausdrucke gebracht. Ein Kleinod
Luca'scher Kunst ist dabei das Antlitz der im
Hintergrunde knieenden, voll innigsten Ver-
trauens zu Jesu aufblickendeu Mutter. Schon
wegen der umfassenden großen Komposition als
Seltenheiten im Lebenswerke Luca's dastehend,
stnd sie bewunderungswürdig wegen der Feinheit
ihrer Verhältnisse, der herrlichen Ruhe, durch
welche doch in jedem Zuge tieses, echtes Leben
vibriert, und wegen der von schönstem, künstle-
rischem Takte zeugenden Verschmelzung eines er-
habenen Jdealismus mit kräftigem, gesundem
Realismus. Es sind die Vorzüge Ghiberti's und
Donatello's, die sich, nach Luca's eigener Art er-
faßt, in diesen Werken vereinigen. Jn dem feier-
lichen Halbdunkel des Florentiner Domes üben die
in weißen und blauen Tönen gehaltenen Reliefs
mit ihren feinen Glanzlichtern eine seltsam bezau-
bernde Wirkung. Sie sind dekorativ genial ver-
einigt mit der Bronze der Sakristeitüren und dem
Marmor der sonstigen Umgebung, und so treten
diese drei Elemente hier in mächtiger Monumen-
talität zusammen, welche Luca bei seinem Taber-
nakel von Peretola in kleinem Maßstab in Harmo-
nie gebracht hatte. Für die beiden Portalreliefs er-
hielt der Meister 1450 die letzte Abzahlung, und
demnach waren die Werke damals fertig und an
ihrem Bestimmungsort. Gewiß haben sie das be-
wundernde Staunen vieler der Pilger erregt, die
zahllos zum Jubiläumsjahre aus allen Landen
in Jtalien zusammenströmten. Damals war Luca
della Robbia unbestritten der größte Florentiner
Künstler.
Besaß doch noch ein anderes Gotteshaus
seiner Vaterstadt bereits eine seiner gewaltigsten
Schöpfungen. Am Kreuzgange der Kirche Sa.
Croce liegt die entzückende Cappella P azzi, ein
Bau, welchen der geniale Brunellesco ums Jahr
1430 errichtet, und dessen Wände und kühn kon-
struierte Gewölbe Luca della Robbia mit in Terra-
kotta gearbeiteteu Relieffiguren geschmückt
hat. Vasari gibt an, daß alles, was in dieser
Kapelle an Kunstwerken aus glasiertem Ton zu
sehen, Luca's Arbeit sei. Die stilistischen Merk-
male deuten die Entstehung zu recht verschiedenen
Zeiten an. An der Decke sieht man riesige Me-
daillons mit den Figuren der hl. vier Evan-
gelisten. Ein jeder von ihnen sitzt lesend oder
Abb. 21 u. 22
Luca della Nobbia, Leuchter trageude Engel. Domsakristei, Florenz (Text S. 15)