15
Abb. 25
Dic Klughcit
Abb. 28
Die Mäßigkcit
Mcdaillons vom Gcwölbc dcr portugicsische» Kapcllc zu S. Miniato (Tcxt S. 20)
bis über 1446 hinaus. Der Vergleich der Evan-
gelistenmedaillons mit denen der ztvölf Apostel
an den Wänden derselben Kapelle zeigt eine ge-
waltige Verschiedenheit (Abb. 15 und 16), wobei
der Vorzug der höheren künstlerischen Bedeutung
nicht auf seiten der Apostel liegt. Unsere Bilder
können von der Größe und dem wahren Eindrucke
dieser Werke keinen vollen Begriff geben. Riesig
sind die Maßverhaltnisse bei den Evangelisten,
und auch bei den Aposteln sind sie immerhin in
hohem Grade monumental. Aber die Auffassung
ist bei diesen eine durchaus andere, die Formen
seiner, eleganter, die Faltenwürfe viel mehr ins
Einzelne durchgeführt, des gewaltigen, schlichten
Zuges entbehrend, den wir bei den Evangelisten
bewundern; bestimmend wirkt ganz besonders
auch der Umstand, daß diese Apostel zumeist nicht
in schaffender Tätigkeit, wie die Evangelisten,
dargestellt sind, sondern in stillem Nachdenken da-
sitzen, wie solche, die das Werk und die Bedeutung
ihres Lebens rückblickend überdenken. Vielleicht
darf man annehmen, daß zu den Aposteln nur die
Entwürse von dem bereits alternden Luca della
Nobbia herrühren, während die Ausführung
durch seinen Neffen Andrea erfolgt sei. Doch führt
uns dieser Gedanke schon weit aus der Schaffens-
epoche des Meisters Luca heraus, von der wir zu-
nächst noch zu sprechen haben.
Für den Dom seiner Vaterstadt, der ihm so
Herrliches bereits verdankte. schuf Luca 1448 auch
zwei leuchtertragende Engel (Abb. 21, 22),
Gegenstücke in weißem, glasiertem Ton, fast die
einzigen Rundfiguren, die wir von Luca della
Robbia kennen, Gestalten voll schöner Feierlichkeit
und echter Lebenswahrheit, ausgezeichnet in der
Bewegung und Linienführung. Sie befinden sich
jetzt in der Sakristei des Domes. Jhr Künstler
erhielt für sie 90 Lire bezahlt, für das Himmel-
fahrtsrelief bekam er 150 Lire, Beträge, die trotz
des Unterschiedes im Geldwerte auch heute noch
recht bescheiden wären. Welche gewaltige Sum-
men werden heute schon für kleine Robbia-
Werke bezahlt! — Ein Jahr nachdem Meister
Luca jene Engel geschaffen hatte, geschah es,
daß der Architekt und Gießer Maso di Barto-
lommeo, von dessen Beziehungen zu unserm
Künstler noch weiter die Rede sein wird, mit
der Anfertigung des Portals für die Kirche San
Domenico in Urbino beschästigt war und sich
an Luca mit der Bitte wandte, die Türbe-
krönung auszuführen. So entstand eine wunder-
schöne Komposition. Jn dem flachbogigen Raume
hat Luca die das Kind haltende Madonna darge-
stellt, rechts nnd links von ihr je zwei Heilige,
sämtliche Personen mit Rücksicht auf den Raum
nur in Halbfigur; die Männer mit Gesichtern von
so individueller Bildung, daß man an Porträts
denken möchte; die Madonna in hoheitvoller Stili-
sierung; das Ganze ein Werk voll tiefster Fröm-
migkeit.
Lange Jahre beschäftigte sich Luca della
Robbia mit der Herstellung eines imposanten
Bronzewerkes für den Florentiner Dom. Er schus
die Reliefs für die Türflügel derDomsakristei
(Abb. 20). Die Arbeit war ursprünglich bei Do-
natello bestellt worden, welcher den Auftrag 1437
Abb. 25
Dic Klughcit
Abb. 28
Die Mäßigkcit
Mcdaillons vom Gcwölbc dcr portugicsische» Kapcllc zu S. Miniato (Tcxt S. 20)
bis über 1446 hinaus. Der Vergleich der Evan-
gelistenmedaillons mit denen der ztvölf Apostel
an den Wänden derselben Kapelle zeigt eine ge-
waltige Verschiedenheit (Abb. 15 und 16), wobei
der Vorzug der höheren künstlerischen Bedeutung
nicht auf seiten der Apostel liegt. Unsere Bilder
können von der Größe und dem wahren Eindrucke
dieser Werke keinen vollen Begriff geben. Riesig
sind die Maßverhaltnisse bei den Evangelisten,
und auch bei den Aposteln sind sie immerhin in
hohem Grade monumental. Aber die Auffassung
ist bei diesen eine durchaus andere, die Formen
seiner, eleganter, die Faltenwürfe viel mehr ins
Einzelne durchgeführt, des gewaltigen, schlichten
Zuges entbehrend, den wir bei den Evangelisten
bewundern; bestimmend wirkt ganz besonders
auch der Umstand, daß diese Apostel zumeist nicht
in schaffender Tätigkeit, wie die Evangelisten,
dargestellt sind, sondern in stillem Nachdenken da-
sitzen, wie solche, die das Werk und die Bedeutung
ihres Lebens rückblickend überdenken. Vielleicht
darf man annehmen, daß zu den Aposteln nur die
Entwürse von dem bereits alternden Luca della
Nobbia herrühren, während die Ausführung
durch seinen Neffen Andrea erfolgt sei. Doch führt
uns dieser Gedanke schon weit aus der Schaffens-
epoche des Meisters Luca heraus, von der wir zu-
nächst noch zu sprechen haben.
Für den Dom seiner Vaterstadt, der ihm so
Herrliches bereits verdankte. schuf Luca 1448 auch
zwei leuchtertragende Engel (Abb. 21, 22),
Gegenstücke in weißem, glasiertem Ton, fast die
einzigen Rundfiguren, die wir von Luca della
Robbia kennen, Gestalten voll schöner Feierlichkeit
und echter Lebenswahrheit, ausgezeichnet in der
Bewegung und Linienführung. Sie befinden sich
jetzt in der Sakristei des Domes. Jhr Künstler
erhielt für sie 90 Lire bezahlt, für das Himmel-
fahrtsrelief bekam er 150 Lire, Beträge, die trotz
des Unterschiedes im Geldwerte auch heute noch
recht bescheiden wären. Welche gewaltige Sum-
men werden heute schon für kleine Robbia-
Werke bezahlt! — Ein Jahr nachdem Meister
Luca jene Engel geschaffen hatte, geschah es,
daß der Architekt und Gießer Maso di Barto-
lommeo, von dessen Beziehungen zu unserm
Künstler noch weiter die Rede sein wird, mit
der Anfertigung des Portals für die Kirche San
Domenico in Urbino beschästigt war und sich
an Luca mit der Bitte wandte, die Türbe-
krönung auszuführen. So entstand eine wunder-
schöne Komposition. Jn dem flachbogigen Raume
hat Luca die das Kind haltende Madonna darge-
stellt, rechts nnd links von ihr je zwei Heilige,
sämtliche Personen mit Rücksicht auf den Raum
nur in Halbfigur; die Männer mit Gesichtern von
so individueller Bildung, daß man an Porträts
denken möchte; die Madonna in hoheitvoller Stili-
sierung; das Ganze ein Werk voll tiefster Fröm-
migkeit.
Lange Jahre beschäftigte sich Luca della
Robbia mit der Herstellung eines imposanten
Bronzewerkes für den Florentiner Dom. Er schus
die Reliefs für die Türflügel derDomsakristei
(Abb. 20). Die Arbeit war ursprünglich bei Do-
natello bestellt worden, welcher den Auftrag 1437