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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0065
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Abb. 29 Luca dclla Robbia, Bildiusrclicf cmcs Jünglmgs

Kaiser Fricdrich-Muscuin, Berlin (Tcrt S. 21)

della Robbia auserwählt. Das ruhmvolle Werk,
welches er schuf (Abb. 24), befiudet sich schon seit
dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr an
der alten Stelle; vor etwa zwölf Jahren ist es in
die Kirche S. Trinitü zu Florenz übertragen
worden. Mit dieser Schöpfung, einer der edel-
sten, welche die italienische Renaissance uns hinter-
lassen hat, bewies Luca aufs neue die Tiefe seiner
Gedanken, das herrliche, ihn auszeichnende Ta-
lent, idealistische und realistische Züge zu vollende-
ter Gesamtwirkung zu vereinigen, er zeigte die
Meisterschaft seiner Technik und die Unabhängig-
keit seiner Auffassungen. Nicht wie gewöhnlich
bei den Wandgrabmälern jener Zeit sehen wir
eine triumphbogenartige Blendarchitektur. Luca
schuf eine einfache viereckige Nische und stellte
darin den Sarkophag dar, auf welchem der ver-
storbene Kirchenfürst ausgestreckt liegt. Die sicht-
bare Wand des Sarges schmückte der Künstler
mit zwei in herrlich ruhiger Linie schwebenden
Engeln;sie halten einen Kranz in den Händen,
innerhalb dessen die Jnschrift angebracht ist. Die
obere Rückwand über dem Leichnam aber be-
lebte Luca mit einer Reliefdarstellung des aus

dem Grabe erstehenden Heilandes, der von Maria
verehrt wird, während S. Johannes den Be-
schauer auf den Erlöser hinweist. Die Einrah-
mung jeder der drei Figuren in ein schmales
Rechteck trägt zur Hebung des feierlichen Ein-
druckes und zum Ausgleiche jedes Restes naturali-
stischer Auffassung bei diesen Relieffiguren erheb-
lich bei, und bringt sie in umso stärkeren Gegensatz
zur Wirklichkeit der ausgestreckten Menschen-
gestalt. Sie ist in ihrer Art nicht minder bewun-
derungswürdig, die Hände sind prachtvoll durchge-
bildet, das Gesicht ist ausdrucksvoll und schön in
jenemSinne,wiedieitalienischeRenaissanceauchin
häßlichen Zügen die Schönheit des Geistes auszu-
drücken verstand. Das Viereck der Nische umgab
Luca mit einer Einrahmung von naturecht gezeich-
neten Blumen, in ovalen Einrahmungen zu
Sträußen vereinigt, heimatliche Blüten, deren
Flor und Duft der Landschaft dort so holdseligen
Schmuckverleiht.DieGuirlandeistaufdieFläche ge-
malt,farbig und glasiert. Zum erstenMalehat Luca
della Robbia hier dieses köstliche Schmuckmotiv
angewandt, welches er später mit so großer Vor-
liebe und so entzückendem Erfolge plastisch behan-

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