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delt hat. Den Gedanken hat Luca della Robbia
von Ghiberti übernommen, der seine berühmte öst-
liche Tür am Baptisterium zu Florenz bereits
kurz vorher mit ganz ähnlich angeordnetem Pflan-
zengewinde umzogen hatte, aber Luca's Verdienst
ist es, diese Jdee für seine Technik des farbigen
glasierten Tones übernommen und ihr damit
eigentlich erst zu vollem Leben und wahrhaft
überzeugender Wirkung verholfen zu haben. Mit
liebevoller Naturbeobachtung und überraschender
Schärfe der Wiedergabe verband er feinsten Ge-
schmack und ein Geschick der Stilisierung, wie nur
ein außergewöhnlich für dekorative Kunst Begab-
Eigenschaften wegen nach Florenz gebracht wer-
den mußte. Außerdem erfreute sich die Jmpru-
neta, wie man die Kirche kurzweg nennt, des Be-
sitzes eines Splitters vom Kreuze Christi. Am
Ende der vierziger oder dem Anfange der fünf-
ziger Jahre des 15. Jahrhunderts entstand nun
der Wunsch, für diese beiden Kostbarkeiten je ein
ihrer würdiges Gehäuse zu schaffen. Michelozzo,
von dem hier schon mehrfach die Rede war, wurde
mit der Aufgabe betraut; den dekorativen Teil
übernahm Luca della Robbia. Die Schmuckarbeit
ist spätestens 1465beendet worden undhat ihreEnt-
stehung ausschließlich Luca zu verdanken. Das
Abb.30 Luca della Robbia. Bildnisrclief eines jungen Mädchcns
Musco nazionale, Florenz (Tcxt S. 21)
ter ste zustande bringen konnte. Diese aus floren-
tinisch-heimatlichen Blumen, Blättern und Früch-
ten zusammengesetzten Guirlanden sind stets kräftig
farbig gehalten, und bewirken damit, daß bie
Zartheit der von ihnen eingeschlossenen Relief-
figuren sich noch mehr zu vergeistigen scheint.
Ein Kleinod der Kunst Luca della Robbia's
hält dieKirche d er Jmprun eta verborgen. Lange
hat die Welt nichts davon gewußt, bis es durch
den Amerikaner M. Allan Marquand für die
Wissenschaft entdeckt wurde. Der Name S. Maria
dell'Jmpruneta erklärt sich als eine Entstellung
der Worte „in pioneta", und bedeutet so viel als
„S. Marien im Pinienhain". Denn die Kirche
lag in wohltuend kühlemWaldesschatten imArno-
tale. Auch war sie berühmt durch ein Gnaden-
bild, welches gar oft seiner wunderwirkenden
Tabernakel desGnadenbildes zeigt, ähnlich
wie das des Kreuzessplitters, einen portalartigen
Giebelaufbau, neben dem rechts und links je eine
Heiligenstatue steht, beim ersteren S. Paulus und
S. Lukas, beim zweiten S. Johannes der Täufer
und S. Zenobius, der 417 gestorbene Bischof von
Florenz, dessen Wundertaten mehr als einen der
großen toskanischen Künstler zu herrlichen Wer-
ken begeistert haben. Alle diese Figuren sind von
ungemeiner Schönheit der Linienführung;und ihre
kräftige Erscheinung dient dazu, dem zierlichen Ge-
bilde zwischenihnen Nachdruck zu verleihen. Zu dem
Tabernakel des Kreuzsplitters (Abb. 23)
gehört als Füllung der inneren Fläche eine Kreu-
zigungsdarstellung. Sie ist schon ihres Gegen-
standes wegen in der Kunst Luca's eine Selten-
heit, unverlöschlich aber bleibt der Eindruck bei
delt hat. Den Gedanken hat Luca della Robbia
von Ghiberti übernommen, der seine berühmte öst-
liche Tür am Baptisterium zu Florenz bereits
kurz vorher mit ganz ähnlich angeordnetem Pflan-
zengewinde umzogen hatte, aber Luca's Verdienst
ist es, diese Jdee für seine Technik des farbigen
glasierten Tones übernommen und ihr damit
eigentlich erst zu vollem Leben und wahrhaft
überzeugender Wirkung verholfen zu haben. Mit
liebevoller Naturbeobachtung und überraschender
Schärfe der Wiedergabe verband er feinsten Ge-
schmack und ein Geschick der Stilisierung, wie nur
ein außergewöhnlich für dekorative Kunst Begab-
Eigenschaften wegen nach Florenz gebracht wer-
den mußte. Außerdem erfreute sich die Jmpru-
neta, wie man die Kirche kurzweg nennt, des Be-
sitzes eines Splitters vom Kreuze Christi. Am
Ende der vierziger oder dem Anfange der fünf-
ziger Jahre des 15. Jahrhunderts entstand nun
der Wunsch, für diese beiden Kostbarkeiten je ein
ihrer würdiges Gehäuse zu schaffen. Michelozzo,
von dem hier schon mehrfach die Rede war, wurde
mit der Aufgabe betraut; den dekorativen Teil
übernahm Luca della Robbia. Die Schmuckarbeit
ist spätestens 1465beendet worden undhat ihreEnt-
stehung ausschließlich Luca zu verdanken. Das
Abb.30 Luca della Robbia. Bildnisrclief eines jungen Mädchcns
Musco nazionale, Florenz (Tcxt S. 21)
ter ste zustande bringen konnte. Diese aus floren-
tinisch-heimatlichen Blumen, Blättern und Früch-
ten zusammengesetzten Guirlanden sind stets kräftig
farbig gehalten, und bewirken damit, daß bie
Zartheit der von ihnen eingeschlossenen Relief-
figuren sich noch mehr zu vergeistigen scheint.
Ein Kleinod der Kunst Luca della Robbia's
hält dieKirche d er Jmprun eta verborgen. Lange
hat die Welt nichts davon gewußt, bis es durch
den Amerikaner M. Allan Marquand für die
Wissenschaft entdeckt wurde. Der Name S. Maria
dell'Jmpruneta erklärt sich als eine Entstellung
der Worte „in pioneta", und bedeutet so viel als
„S. Marien im Pinienhain". Denn die Kirche
lag in wohltuend kühlemWaldesschatten imArno-
tale. Auch war sie berühmt durch ein Gnaden-
bild, welches gar oft seiner wunderwirkenden
Tabernakel desGnadenbildes zeigt, ähnlich
wie das des Kreuzessplitters, einen portalartigen
Giebelaufbau, neben dem rechts und links je eine
Heiligenstatue steht, beim ersteren S. Paulus und
S. Lukas, beim zweiten S. Johannes der Täufer
und S. Zenobius, der 417 gestorbene Bischof von
Florenz, dessen Wundertaten mehr als einen der
großen toskanischen Künstler zu herrlichen Wer-
ken begeistert haben. Alle diese Figuren sind von
ungemeiner Schönheit der Linienführung;und ihre
kräftige Erscheinung dient dazu, dem zierlichen Ge-
bilde zwischenihnen Nachdruck zu verleihen. Zu dem
Tabernakel des Kreuzsplitters (Abb. 23)
gehört als Füllung der inneren Fläche eine Kreu-
zigungsdarstellung. Sie ist schon ihres Gegen-
standes wegen in der Kunst Luca's eine Selten-
heit, unverlöschlich aber bleibt der Eindruck bei