19
Abb. 31 Luca della Nobbia. Madonna von der Kirche S. Pierino. Museo nazionale, Florenz (Text S. 23)
jedem, dessen Augen dieses Werk gesehen haben,
ob der tiefen Leidenschaft, die hier, gerade bei dem
stillen Wesen Luca's, um so erschütternder zum
Bewußtsein kommt. Zu einem jeden Tabernakel
gehört ein breiter niederer Sockel, eine Predella.
Die Darstellung auf ihr bei dem Tabernakel des
Gnadenbildes zeigt dessen unter wunderbaren
Umständen erfolgte Auffindung. Viel schöner ist die
Predella bei dem Kreuzsplitter-Tabernakel. Selbst
eines Luca della Rob-
bia begnadete Kunst hat
kaum noch einmalschwe-
bende Engel von sol-
cher Schönheit zu schas-
fen vermocht. Über den
beiden Altären wurden
später große kapellen-
artige Baldachine er-
richtet. Auch um ihre
Ausschmückung hat sich
Luca verdient gemacht
und besonders der Bal-
dachin des Kreuztaber-
nakels entzückt durch äu-
ßerst anmutige Frucht-
guirlanden, zwischen
denen an zwei Stellen
kleine,inBlau undWeiß
ausgeführte glasierte
Toureliefs der Madon-
na mit dem Kinde ein-
gelassen sind. Auch sie
sind von wunderbarstem
Reize.Umgrüntundum-
rankt von den Früchten des Landes, hinter ihnen
der blaue Grund gleich dem des italienischen
Himmels, so leuchten diese Madonnenbilder wie
eine Verherrlichung des schönen Toskana, das
solcher Natur und solcher Kunst sich erfreut, und
als Denkmäler inniger Dankbarkeit für die Gnade,
die so Herrliches beschert.
Seit den Arbeiten in der Jmpruneta blieb es
für Luca della Robbia entschieden, weder mit
Bronze noch mit Mar-
mor ferner sich abzu-
geben, sondernnurmehr
mit dem glasierten Ton,
welchem er so ausge-
zeichnete Erfolge ver-
dankte. Am Ansange
der sechziger Jahre fand
sich Gelegenheit, diese
seineErfindung an einer
großen und monumen-
talen Aufgabe zu er-
proben. Damals starb,
erst zwanzig Jahre alt,
der durch Edelsinn wie
durch Schönheit der Er-
scheinung ausgezeich-
nete Kardinal Johann
von Portugal. Für ihn
wurde seit 1461 eine
Grabkapelle an einer der
schönsten Stellen jener
Landschast,inS.Minia-
to,errichtet. Baumeister
war Antonio Rosselino;
S'
Abb. 31 Luca della Nobbia. Madonna von der Kirche S. Pierino. Museo nazionale, Florenz (Text S. 23)
jedem, dessen Augen dieses Werk gesehen haben,
ob der tiefen Leidenschaft, die hier, gerade bei dem
stillen Wesen Luca's, um so erschütternder zum
Bewußtsein kommt. Zu einem jeden Tabernakel
gehört ein breiter niederer Sockel, eine Predella.
Die Darstellung auf ihr bei dem Tabernakel des
Gnadenbildes zeigt dessen unter wunderbaren
Umständen erfolgte Auffindung. Viel schöner ist die
Predella bei dem Kreuzsplitter-Tabernakel. Selbst
eines Luca della Rob-
bia begnadete Kunst hat
kaum noch einmalschwe-
bende Engel von sol-
cher Schönheit zu schas-
fen vermocht. Über den
beiden Altären wurden
später große kapellen-
artige Baldachine er-
richtet. Auch um ihre
Ausschmückung hat sich
Luca verdient gemacht
und besonders der Bal-
dachin des Kreuztaber-
nakels entzückt durch äu-
ßerst anmutige Frucht-
guirlanden, zwischen
denen an zwei Stellen
kleine,inBlau undWeiß
ausgeführte glasierte
Toureliefs der Madon-
na mit dem Kinde ein-
gelassen sind. Auch sie
sind von wunderbarstem
Reize.Umgrüntundum-
rankt von den Früchten des Landes, hinter ihnen
der blaue Grund gleich dem des italienischen
Himmels, so leuchten diese Madonnenbilder wie
eine Verherrlichung des schönen Toskana, das
solcher Natur und solcher Kunst sich erfreut, und
als Denkmäler inniger Dankbarkeit für die Gnade,
die so Herrliches beschert.
Seit den Arbeiten in der Jmpruneta blieb es
für Luca della Robbia entschieden, weder mit
Bronze noch mit Mar-
mor ferner sich abzu-
geben, sondernnurmehr
mit dem glasierten Ton,
welchem er so ausge-
zeichnete Erfolge ver-
dankte. Am Ansange
der sechziger Jahre fand
sich Gelegenheit, diese
seineErfindung an einer
großen und monumen-
talen Aufgabe zu er-
proben. Damals starb,
erst zwanzig Jahre alt,
der durch Edelsinn wie
durch Schönheit der Er-
scheinung ausgezeich-
nete Kardinal Johann
von Portugal. Für ihn
wurde seit 1461 eine
Grabkapelle an einer der
schönsten Stellen jener
Landschast,inS.Minia-
to,errichtet. Baumeister
war Antonio Rosselino;
S'