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zu den Künstlern, welche die Ausschmückung über-
nahmen, gehörte Meister Luca. Er schuf dieDecke
der portugiesischenKapelleundüberzog siemit
einem dunkelfarbigen Würfelmuster, aus bem fünf
kreisrundeMedaillons kräftig hervortreten. Das
mittelste zeigt die Taube des heiligen Geistes, die
vier anderen sind geschmückt mit den Gestalten der
Kardinaltugenden; sie hatten dem Leben des
Dahingeschiedenen zum Schmucke gereicht. Die
Klugheit (Abb. 25) ist gekennzeichnet durch eine
Schlange und einen Spiegel, die Gerechtigkeit
durch ein Schwert und eine Kugel, die Tapfer-
keit durch Schild und Schwert, die Mäßigkeit
(Abb. 26) nach herkömmlicher Weise durch ein
Weingefäß, in das sie aus einem Kruge Wasser
gießt. Die vier geflügelten Gestalten stnd in ihrer
Haltung, in der Durchbildung der Gewänder und
Körper, in der Zeichnung der Köpfe von unend-
licher Schönheit. Das Werk wurde 1466 beendet,
es zeigt unsern Meister auf der Höhe seines
Könnens. Die hohe Vollendung jener Decke fand
berechtigten Beifall; in der Kirche S. Giobbe zu
Venedig ist sie ähnlich nachgebildet worden.
Jmmer höher stieg Luca's Ruhm. Mochte
auch — mit einer noch zu erwähnenden Aus-
nahme — die Familie der Mediceer eine sür uns
kaum verständliche Zurückhaltung gegen ihn be-
wahren, so wetteiserten doch andere Geschlechter
und Körperschaften um die Ehre, Werke seiner
Hand zu besitzen. Wandert man in Florenz von
der Front des Domes aus die Via Calzajuoli (wir
würden sagen Strumpfwirkergasse) entlang, so
Abb. 33 Luca dclla Robbia, Madonna.
Ospcdalc degli Jnnoccnti, Florenz <Text S. 23>
Abb. 34 Luca dclla Robbia, Madonna.
Kaiser Friedrich-Museum, Bcrlin (Text S. 23)
sieht man bald zur rechten Hand ein zierliches
gotisches Kirchlein, dessen Außenwände mit herr-
lichen Bronzestatuen geschmückt sind. Das ist das
in der Kunstgeschichte hochberühmte Or San
Michele, und die Statuen sind Werke größter
Meister, einesGhiberti,Verrocchio,Donatello und
anderer, und wurden daselbst aufgestellt zur Ehre
der Schutzheiligen der Zünfte, die zu den Kosten
für diese Kirche beigetragen haben. Um aber noch
deutlicher zu machen, welche Zünfte fich hier be-
teiligt haben, ließen sie oben in der Höhe des
erften Stockes ihre anfänglich nur gemalten Wap-
pen in Bildhauerarbeit ausführen, und weil da-
mals alles in Florenz höchste Kunstansprüche
stellte, so wurde auch für diese scheinbar beschei-
dene Aufgabe einer der Berühmtesten ausgesucht,
Meister Luca. Mindestens drei, wenn nicht alle
vier Wappen hat er angefertigt, alle in gla-
siertem Ton, reizend in Form und Farbe, das
der Arzte, das der Architekten, das der Kauf-
mannszunft, wohl auch das der Seidenweber,
falls dies letztere nicht von Andrea della Robbia
ist. Vom Kaufmannswappen wissen wir, daß es
um das Jahr 1462 in Auftrag gegeben wurde,
und so mögen wohl die andern aus ähnlicher Zeit
stammen. Das Wappen der Ärzte zeigt eine Ma-
donna, die unter einem Triumphbogen thront
(Abb. 27). Lilien sprießen und blühen zu den
zu den Künstlern, welche die Ausschmückung über-
nahmen, gehörte Meister Luca. Er schuf dieDecke
der portugiesischenKapelleundüberzog siemit
einem dunkelfarbigen Würfelmuster, aus bem fünf
kreisrundeMedaillons kräftig hervortreten. Das
mittelste zeigt die Taube des heiligen Geistes, die
vier anderen sind geschmückt mit den Gestalten der
Kardinaltugenden; sie hatten dem Leben des
Dahingeschiedenen zum Schmucke gereicht. Die
Klugheit (Abb. 25) ist gekennzeichnet durch eine
Schlange und einen Spiegel, die Gerechtigkeit
durch ein Schwert und eine Kugel, die Tapfer-
keit durch Schild und Schwert, die Mäßigkeit
(Abb. 26) nach herkömmlicher Weise durch ein
Weingefäß, in das sie aus einem Kruge Wasser
gießt. Die vier geflügelten Gestalten stnd in ihrer
Haltung, in der Durchbildung der Gewänder und
Körper, in der Zeichnung der Köpfe von unend-
licher Schönheit. Das Werk wurde 1466 beendet,
es zeigt unsern Meister auf der Höhe seines
Könnens. Die hohe Vollendung jener Decke fand
berechtigten Beifall; in der Kirche S. Giobbe zu
Venedig ist sie ähnlich nachgebildet worden.
Jmmer höher stieg Luca's Ruhm. Mochte
auch — mit einer noch zu erwähnenden Aus-
nahme — die Familie der Mediceer eine sür uns
kaum verständliche Zurückhaltung gegen ihn be-
wahren, so wetteiserten doch andere Geschlechter
und Körperschaften um die Ehre, Werke seiner
Hand zu besitzen. Wandert man in Florenz von
der Front des Domes aus die Via Calzajuoli (wir
würden sagen Strumpfwirkergasse) entlang, so
Abb. 33 Luca dclla Robbia, Madonna.
Ospcdalc degli Jnnoccnti, Florenz <Text S. 23>
Abb. 34 Luca dclla Robbia, Madonna.
Kaiser Friedrich-Museum, Bcrlin (Text S. 23)
sieht man bald zur rechten Hand ein zierliches
gotisches Kirchlein, dessen Außenwände mit herr-
lichen Bronzestatuen geschmückt sind. Das ist das
in der Kunstgeschichte hochberühmte Or San
Michele, und die Statuen sind Werke größter
Meister, einesGhiberti,Verrocchio,Donatello und
anderer, und wurden daselbst aufgestellt zur Ehre
der Schutzheiligen der Zünfte, die zu den Kosten
für diese Kirche beigetragen haben. Um aber noch
deutlicher zu machen, welche Zünfte fich hier be-
teiligt haben, ließen sie oben in der Höhe des
erften Stockes ihre anfänglich nur gemalten Wap-
pen in Bildhauerarbeit ausführen, und weil da-
mals alles in Florenz höchste Kunstansprüche
stellte, so wurde auch für diese scheinbar beschei-
dene Aufgabe einer der Berühmtesten ausgesucht,
Meister Luca. Mindestens drei, wenn nicht alle
vier Wappen hat er angefertigt, alle in gla-
siertem Ton, reizend in Form und Farbe, das
der Arzte, das der Architekten, das der Kauf-
mannszunft, wohl auch das der Seidenweber,
falls dies letztere nicht von Andrea della Robbia
ist. Vom Kaufmannswappen wissen wir, daß es
um das Jahr 1462 in Auftrag gegeben wurde,
und so mögen wohl die andern aus ähnlicher Zeit
stammen. Das Wappen der Ärzte zeigt eine Ma-
donna, die unter einem Triumphbogen thront
(Abb. 27). Lilien sprießen und blühen zu den