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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0069
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21

Seiten. Man sieht dem Werke an, mit welcher
Wärme des Herzens der Meister auch diesmal den
von ihm so oft behandelten Gegenstand ergriffen
hat. Das Shmbol der Kaufleute zeigt die
Wappenlilie der Stadt Florenz, während das
dritte, das der Architekten, merkwürdigerweise auf
plaftischen Schmuck überhaupt verzichtet und fich
als eine flache Scheibe darstellt mit unter Glasur
gemalten Ornamenten und Sinnbildern. Das
Wappen der Seidenweber (Abb. 28) war nicht
eben leicht zu behandeln, denn es stellte eine ge-

der Auffassung, Zeichnung, Ausschmückung un-
zweideutige Beweise für die Herkunft von der
Kunst des Luca della Robbia liefern. Eins der
schönsten ist jenes, welches der Meister zur Er-
innerung an den Besuch des Königs Rens von
Anjou anfertigte; es befindet sich jetzt im South
Kensington Museum zu London.

So hoch ist die Schönheit und Bedeutung der
Monumentalwerke Luca's, daß solche Arbeiten wie
die Wappen dahinter zurücktreten. Ebenso ist
lange Zeit fast unbeachtet geblieben, daß der

Abb. 3S Luca dclla Robbia, Madonna >m Rosenhag

Musco nazionalc, Florcnz <Tcxl S. 23)

schlossene schmucklose Pforte vor. Aber mit wel-
cher Grazie hat der Künstler, sei es nun Luca oder
Andrea,verstanden,das nüchterneBild zu beleben,
wie zierlich sitzt seine Tür in dem Wappenschilde,
wie erhält die starre Linie Leben durch die reizen-
den Figuren der zwei wappenhaltenden Engel;
mit welcher Leichtigkeit und dabei doch streng stili-
siert schlingt sich die Guirlande üppiger Blumen
und Früchte um das reizende Gebilde. Die Wap-
pen von Or San Michele sind nicht die einzigen,
welche Luca geschaffen hat. Es gibt ihrer sowohl
in Florenz (z. B. im Palast Quaratesi, im Ge-
wölbe der Pazzi-Kapelle und sonst), sowie in
außeritalienischen Sammlungen mehrere, die in

Künstler auch auf dem Gebiet des Porträts Aus-
gezeichnetes geleistet hat. Freilich gibt es solcher
Werke nur wenige, aber diese gehören zu den fein-
sten ihrer Art. Sie, ebenso mie seine großen
Schöpfungen, zeigen den Meister als Jdealisten,
als Lyriker, als feinen Naturbeobachter. Beide
Bildnisse, die wir hier zeigen (Abb. 29 und 30),
haben das Charakteristische, daß sie junge Men-
schenkinder schildern, Angehörige jenes Lebens-
alters, wo dieSeele noch am frischesten und reinsten
ist; dem sinnenden Blicke glaubt man anzumerken,
wie sie beginnen, über allerlei Rätselfragen des
Lebens zu grübeln. Die Namen sind uns nicht be-
kannt. Könnten es vielleicht jugendliche Mitglieder
 
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