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Abb. 36 Luca della Robbia, Madonna mit dcm Kinde
Kaiser Friedrich-Museum. Berlin (Text S. 23s
der eigenen Luca'schen Berwandtschaft sein?- Noch
ein anderes Werk sei hier gleich miterwähnt, tvelches
den Meister freilich nicht als Porträtisten, aber als
einen Mann zeigt, der an der Beobachtung kind-
licher Charaktere seine herzliche Freude hatte. Es
ist ein Spiegelrahmen (Abb. 32), der sich in der
Sammlung Figdor zu Wien befindet. Mit ent-
zückender Frische, durch und durch voll echten
Lebens, sonnigheiter sind diese vielen Kinder-
köpfchen aufgefaßt und durchgeführt, und unwill-
kürlich erwecken sie die Erinnerung an jene, mit
deren reizenden Gestalten Luca seine Sönger-
tribüne geschmückt hat. So wird also wohl auch
dieser Spiegelrahmen in der gleichen Zeit entstan-
den sein.
Aber es blieb für Luca della Robbia eine sel-
tene Ausnahme, wenn er sich einmal dazu ver-
stand, ein Werk weltlichen Jnhaltes und Zweckes
zu schaffen. Sein ganzes Sinnen galt doch den
ewigen Geheimnissen, sein Dasein als Künstler
der Verherrlichung Gottes und seiner Heiligen.
Und da ist es ein Gegenstand, zu dem er immer
wieder zurückgekehrt ist, und bei dem er glaubte,
sich niemals genugtun zukönnen, die Darstellung
Mariä. Ein anderes Heft aus unserer „Kunst
dem Volke", „Die Madonna in der Malerei", hat
gezeigt, mit welcher innigen Begeisterung die
Malerei aller christlichen Zeiten denselben holden
und erhabenen Gegenstand geschildert hat. Hier
kommen wir zu einem der Beispiele, welche das
gleiche Streben bei der Bildnerei zeigen. Auch
sie hat zu allen Zeiten ihre schönsten Schöpfungen
der Madonna zu Füßen gelegt. Luca della Robbia
aber verdankt gerade diesen sehr zahlreichen
Werken den besten Teil seines Ruhmes, verdankt
ihnen recht eigentlich seine große Volkstümlichkeit.
Nun ist es indes keineswegs leicht, bei allen Ma-
donnenbildern, die gemeinhin als von Luca
stammend bezeichnet werden, nachzuweisen, daß
dem wirklich so ist, und noch viel schwieriger,
ja unmöglich, sie in eine zeitliche Reihenfolge
zu bringen. Denn die sehr wenigen, von denen
die Entstehungszeit bekannt ist, geben keinen ge-
nügenden Anhalt für die übrigen. Da die Ma-
donna von Peretola das erste Beispiel eines far-
bigen glasiertenTonwerkes ist,so sind alle indieser
Technik ausgesührten Madonnenbilder später
als jene, also nach 1442 entstanden. — Aber lassen
wir diese Zweifelfragen beiseite und erfreuen uns
der Schönheit, welche der begnadete Meister der
Welt in so reichem Maße gespendet hat. Von
einigen seiner Madonnen war schon zuvor die
Rede. Sie zeichnen sich gemeinsam durch hohe
Feierlichkeit aus, die an jene des Mittelalters er-
innert. Außerdem gibt es zahlreiche Madonnen
Luca's, welche eine weniger strenge Auffassung
zeigen, nicht so sehr den Charakter der Himmels-
königin als den der Mutter des Jesuskindes zur
Geltung bringen, freilich allermeist in einerhohen,
dem Überirdischen sich nähernden Art. Fast immer
waltet tiefer Ernst, man glaubt mitzuempfinden,
wie Marias Gedanken sich auf Ewiges und Über-
Abb. 37 Luca della Robbia. Madonna mit dem Kindc scherzcnd
Kaiscr Friedrich-Museum. Berlin (Tcxt S. 24)
Abb. 36 Luca della Robbia, Madonna mit dcm Kinde
Kaiser Friedrich-Museum. Berlin (Text S. 23s
der eigenen Luca'schen Berwandtschaft sein?- Noch
ein anderes Werk sei hier gleich miterwähnt, tvelches
den Meister freilich nicht als Porträtisten, aber als
einen Mann zeigt, der an der Beobachtung kind-
licher Charaktere seine herzliche Freude hatte. Es
ist ein Spiegelrahmen (Abb. 32), der sich in der
Sammlung Figdor zu Wien befindet. Mit ent-
zückender Frische, durch und durch voll echten
Lebens, sonnigheiter sind diese vielen Kinder-
köpfchen aufgefaßt und durchgeführt, und unwill-
kürlich erwecken sie die Erinnerung an jene, mit
deren reizenden Gestalten Luca seine Sönger-
tribüne geschmückt hat. So wird also wohl auch
dieser Spiegelrahmen in der gleichen Zeit entstan-
den sein.
Aber es blieb für Luca della Robbia eine sel-
tene Ausnahme, wenn er sich einmal dazu ver-
stand, ein Werk weltlichen Jnhaltes und Zweckes
zu schaffen. Sein ganzes Sinnen galt doch den
ewigen Geheimnissen, sein Dasein als Künstler
der Verherrlichung Gottes und seiner Heiligen.
Und da ist es ein Gegenstand, zu dem er immer
wieder zurückgekehrt ist, und bei dem er glaubte,
sich niemals genugtun zukönnen, die Darstellung
Mariä. Ein anderes Heft aus unserer „Kunst
dem Volke", „Die Madonna in der Malerei", hat
gezeigt, mit welcher innigen Begeisterung die
Malerei aller christlichen Zeiten denselben holden
und erhabenen Gegenstand geschildert hat. Hier
kommen wir zu einem der Beispiele, welche das
gleiche Streben bei der Bildnerei zeigen. Auch
sie hat zu allen Zeiten ihre schönsten Schöpfungen
der Madonna zu Füßen gelegt. Luca della Robbia
aber verdankt gerade diesen sehr zahlreichen
Werken den besten Teil seines Ruhmes, verdankt
ihnen recht eigentlich seine große Volkstümlichkeit.
Nun ist es indes keineswegs leicht, bei allen Ma-
donnenbildern, die gemeinhin als von Luca
stammend bezeichnet werden, nachzuweisen, daß
dem wirklich so ist, und noch viel schwieriger,
ja unmöglich, sie in eine zeitliche Reihenfolge
zu bringen. Denn die sehr wenigen, von denen
die Entstehungszeit bekannt ist, geben keinen ge-
nügenden Anhalt für die übrigen. Da die Ma-
donna von Peretola das erste Beispiel eines far-
bigen glasiertenTonwerkes ist,so sind alle indieser
Technik ausgesührten Madonnenbilder später
als jene, also nach 1442 entstanden. — Aber lassen
wir diese Zweifelfragen beiseite und erfreuen uns
der Schönheit, welche der begnadete Meister der
Welt in so reichem Maße gespendet hat. Von
einigen seiner Madonnen war schon zuvor die
Rede. Sie zeichnen sich gemeinsam durch hohe
Feierlichkeit aus, die an jene des Mittelalters er-
innert. Außerdem gibt es zahlreiche Madonnen
Luca's, welche eine weniger strenge Auffassung
zeigen, nicht so sehr den Charakter der Himmels-
königin als den der Mutter des Jesuskindes zur
Geltung bringen, freilich allermeist in einerhohen,
dem Überirdischen sich nähernden Art. Fast immer
waltet tiefer Ernst, man glaubt mitzuempfinden,
wie Marias Gedanken sich auf Ewiges und Über-
Abb. 37 Luca della Robbia. Madonna mit dem Kindc scherzcnd
Kaiscr Friedrich-Museum. Berlin (Tcxt S. 24)