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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Künstlerfamilie della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0072
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Abb. 39 Andrea della Nobbia, Bildnisbüste eines Knaben,

Museo nazionale, Florenz (Text S. 30)

Röckchen gekleidet, schier ängstlich schrniegt sich's
an die Mutter, und mit unendlicher Liebe hält sie
es an sich gedrückt, als wollte sie es schützen vor
allen Gesahren der Gegenwart und der Zukunft.
Fast nur der Heiligenschein und eine Schön-
heit, die irdischen Frauen nicht eigen, rückt
diese Gruppe über Weltliches hinaus. Fröhliche
Empfindungen erwecken jene vereinzelten Luca-
schen Madonnen, die wir mit ihrem Kinde scher-
zen sehen; so auf einem reizenden Berliner
Werke (Abb. 37). Ganz anders jene, welche
auf Luca's Monumentalwerken in überirdischer
Herrlichkeit thronen, wie die an der Sakri-
steitür des Domes oder auf dem Wappen der
Arzte.

Noch einer Gruppe Luca'scher Werke haben
wir zu gedenken: jener, auf welchen er, zwar
immer unter ftrenger Festhaltung des plastischen
Reliefstils, aber doch unter Verwendung perspek-
tivischer Wirkungen, ähnlich wie Ghiberti an
seinen Türen, Szenen schuf, die Anklänge an
malerische Werke besitzen und diese sogar bewußt
gesucht haben. Es gehören dazu verschiedene Dar-

stellungen der Anbetung der Hirten; eine der
schönsten besitzt das South Kensington Museum
(Abb. 38). Derlei Stücke sind darum von
Wichtigkeit, weil sie den Ausgangspunkt bilden
für die später bei Andrea, ganz besonders
aber bei Giovanni della Robbia hervortretende
Art, das Relief zu Wirkungen zu benutzen, welche
denen der Tafelmalerei allzunahe verwandt sind.

Noch gar manches hat der Meister geschaffen.
Nicht alles ist im Original auf unsere Zeit ge-
kommen, aber wenigstens haben wir das Glück, alte
Stucknachbildungen von ihnen zu besitzen. So
eine Madonna mit vier Heiligen im Louvre zu
Paris (Abb. 40), ein Werk der Frühzeit, wie sich
aus etlichen Ungeschicklichkeiten, z. B. den zu
kleinen Füßen, zu ergeben scheint. Höhere Voll-
endung zeigt ein Stuckrelief in Berlin (Abb. 41),
auf dem wir die Madonna in Profilstellung, ver-
ehrt von Heiligen, sitzen sehen. Jm Hintergrunde
halten zwei Engel einen baldachinartigen Tep-
pich. Das ist bei Luca ein außergewöhnliches
Motiv. Das Werk ist auch darum merkwürdig,
weil es die Madonna mit dem Kinde spielen läßt,
 
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