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Abb. 44
Andrca dclla Robbia. Kinderfignrcn vom Findclhause zu Florenz iTcxi S. 3V>
entfaltete; auch der Fußboden war seine Erfin-
dung. Leider ist oon diesen gewiß herrlichen
Arbeiten, den einzigen, welche Luca in einem
mediceischen Auftrag ausgeführt hat, nichts mehr
sicher nachzuweisen. Freilich hegt man die Ver-
mutung, daß zwölf jetzt im South Kensington
Museum zu London befindliche Medaillons mit
den sinnbildlichen Darstellungen der Monate
Reste jener Arbeiten sein könnten, aber trotz der
mancherlei Reize, die diese Stücke besitzen und
trotz ihrer unzweifelhaften Zugehörigkeit zur
italienischen Kunst des 15. Jahrhunderts untec-
scheidet sich doch ihr Stil allzusehr von dem der
beglaubigten Arbeiten Luca's.
Dagegen gibt es ein Werk, in welchem alle
Schönheit, alle Frömmigkeit, alle Schärfe seiner
Naturbeobachtung, all sein höchstes Können ver-
einigt zu sein scheint, also daß dieses mit Recht
gepriesen wird als eine der größten Herrlichkeiten,
zu denen der Kunstgeist der italienischen Renais-
sance sich aufgeschwungen hat. Es ist die unver-
gleichliche Gruppe der Begegnung Mariä mit
Elisabeth (Abb. 43). Und dabei weiß niemand
bisher mit entscheidender Gewißheit zu sagen, ob
das herrliche Werk von Luca ist, oder von wem
sonst. Hat man es doch auch dem Andrea della
Robbia zugeschrieben, ja auch einem Bildhauer
Fra Paolino, aber nichts von alledem läßt sich
wirklich beweisen. Wir haben in jenen Streit
hier nicht einzutreten. Jst die Gruppe von Luca
della Robbia, so ist sie die Krone seines Lebens-
werkes. Sie befindet sich zu Pistoja in der Kirche
S. Giovanni Fuorcivitas, einem schönen Ge-
bäude, das seinen Namen daher hat, weil es ehe-
mals außerhalb des Stadtkreises lag. Einst war
die Gruppe gewiß besser aufgestellt als jetzt, hat
auch stcher nach Robbia'scher Art einen leuchtend
blauenNischenhintergrund gehabt, der mit schöner
dekorativer Umrahmung geschmückt war. Wie
herrlich mag der Eindruck der weißen, überlebens-
großen Figuren damals gewesen sein! Wieviel
schönec 'machten die edeln Linien sich geltend,
Abb. 45 Andrca della Nobbia, Der lote Heiland. Montc di PietL, Florcnz (Text S. 30)
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Abb. 44
Andrca dclla Robbia. Kinderfignrcn vom Findclhause zu Florenz iTcxi S. 3V>
entfaltete; auch der Fußboden war seine Erfin-
dung. Leider ist oon diesen gewiß herrlichen
Arbeiten, den einzigen, welche Luca in einem
mediceischen Auftrag ausgeführt hat, nichts mehr
sicher nachzuweisen. Freilich hegt man die Ver-
mutung, daß zwölf jetzt im South Kensington
Museum zu London befindliche Medaillons mit
den sinnbildlichen Darstellungen der Monate
Reste jener Arbeiten sein könnten, aber trotz der
mancherlei Reize, die diese Stücke besitzen und
trotz ihrer unzweifelhaften Zugehörigkeit zur
italienischen Kunst des 15. Jahrhunderts untec-
scheidet sich doch ihr Stil allzusehr von dem der
beglaubigten Arbeiten Luca's.
Dagegen gibt es ein Werk, in welchem alle
Schönheit, alle Frömmigkeit, alle Schärfe seiner
Naturbeobachtung, all sein höchstes Können ver-
einigt zu sein scheint, also daß dieses mit Recht
gepriesen wird als eine der größten Herrlichkeiten,
zu denen der Kunstgeist der italienischen Renais-
sance sich aufgeschwungen hat. Es ist die unver-
gleichliche Gruppe der Begegnung Mariä mit
Elisabeth (Abb. 43). Und dabei weiß niemand
bisher mit entscheidender Gewißheit zu sagen, ob
das herrliche Werk von Luca ist, oder von wem
sonst. Hat man es doch auch dem Andrea della
Robbia zugeschrieben, ja auch einem Bildhauer
Fra Paolino, aber nichts von alledem läßt sich
wirklich beweisen. Wir haben in jenen Streit
hier nicht einzutreten. Jst die Gruppe von Luca
della Robbia, so ist sie die Krone seines Lebens-
werkes. Sie befindet sich zu Pistoja in der Kirche
S. Giovanni Fuorcivitas, einem schönen Ge-
bäude, das seinen Namen daher hat, weil es ehe-
mals außerhalb des Stadtkreises lag. Einst war
die Gruppe gewiß besser aufgestellt als jetzt, hat
auch stcher nach Robbia'scher Art einen leuchtend
blauenNischenhintergrund gehabt, der mit schöner
dekorativer Umrahmung geschmückt war. Wie
herrlich mag der Eindruck der weißen, überlebens-
großen Figuren damals gewesen sein! Wieviel
schönec 'machten die edeln Linien sich geltend,
Abb. 45 Andrca della Nobbia, Der lote Heiland. Montc di PietL, Florcnz (Text S. 30)
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