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Abb. 48 Andrca della Robbia, Madonna mit Hciligen. A»s der Kirche zu Varramista, jctzt im Kaiscr Friedrich-Museum, Bcrlin
(Text S. 33>
führt hatte; Andrea hatte nur derlei gelernt
und sich in der Jugend weder mit Marmor,
noch mit Bronze abgegeben.
Eine Eigenschaft hat Andrea in schönster
Weise besessen und betätigt: eine tiefe, abgeklärte
Religiosität. Sie ziert seine Schöpfungen, die mit
äußerst wenigen Ausnahmen kirchlicher Bestim-
mung waren. Ein paar Porträtwerke kommen
vor: die Büste des apostolischen Protonotars Al-
madiano von 1510, zwei gewiß irrtümlich für
Bildnisse Luca's und Andrea's gehaltene Büsten
in der Loggia S. Paolo zu Florenz, eine ent-
zückende Knabenbüste, auch als jugendlicher
Jesus bezeichnet (Abb. 39), im dortigen National-
museum. Das alles sind Werke von kräftigstem
Naturempfinden. Wie stark dies bei Andrea ent-
wickelt war, und mit welchem Feingefühl es sich
mischte, davon legen auch seine berühmten Reliefs
der Wickelkinder am Florentiner Findelhause
Zeugnis ab (Abb. 44). Jm ganzen sind ihrer
vierzehn; zehn davon stammen von Andrea della
Robbia, die andern sind modern. Mit herrlicher
Meisterschaft hat er verstanden, das einfache
Thema mannigfaltig abzuwandeln; rührend ist
die Bewegung der Armchen, womit die ausge-
setzten kleinen Geschöpfe ihr Los zu beklagen
scheinen. Eine ähnliche Bewegung findet sich auch
bei der etwas späteren Halbfigur des toten
Heilandes am Monte di Pietä (dem Leih-
hause) zu Florenz (Abb.45); die Figur ist zwar
kirchlicher Bestimmung, doch mag sie ihres ganzen
Charakters halber, besonders wegen der natura-
listischen Behandlung des Körpers in diesem
Zusammenhange mit betrachtet werden.
Gleichfalls ein Denkmal des Andrea'schen
Realismus, aber durch eine in höchstem Grade
Abb. 48 Andrca della Robbia, Madonna mit Hciligen. A»s der Kirche zu Varramista, jctzt im Kaiscr Friedrich-Museum, Bcrlin
(Text S. 33>
führt hatte; Andrea hatte nur derlei gelernt
und sich in der Jugend weder mit Marmor,
noch mit Bronze abgegeben.
Eine Eigenschaft hat Andrea in schönster
Weise besessen und betätigt: eine tiefe, abgeklärte
Religiosität. Sie ziert seine Schöpfungen, die mit
äußerst wenigen Ausnahmen kirchlicher Bestim-
mung waren. Ein paar Porträtwerke kommen
vor: die Büste des apostolischen Protonotars Al-
madiano von 1510, zwei gewiß irrtümlich für
Bildnisse Luca's und Andrea's gehaltene Büsten
in der Loggia S. Paolo zu Florenz, eine ent-
zückende Knabenbüste, auch als jugendlicher
Jesus bezeichnet (Abb. 39), im dortigen National-
museum. Das alles sind Werke von kräftigstem
Naturempfinden. Wie stark dies bei Andrea ent-
wickelt war, und mit welchem Feingefühl es sich
mischte, davon legen auch seine berühmten Reliefs
der Wickelkinder am Florentiner Findelhause
Zeugnis ab (Abb. 44). Jm ganzen sind ihrer
vierzehn; zehn davon stammen von Andrea della
Robbia, die andern sind modern. Mit herrlicher
Meisterschaft hat er verstanden, das einfache
Thema mannigfaltig abzuwandeln; rührend ist
die Bewegung der Armchen, womit die ausge-
setzten kleinen Geschöpfe ihr Los zu beklagen
scheinen. Eine ähnliche Bewegung findet sich auch
bei der etwas späteren Halbfigur des toten
Heilandes am Monte di Pietä (dem Leih-
hause) zu Florenz (Abb.45); die Figur ist zwar
kirchlicher Bestimmung, doch mag sie ihres ganzen
Charakters halber, besonders wegen der natura-
listischen Behandlung des Körpers in diesem
Zusammenhange mit betrachtet werden.
Gleichfalls ein Denkmal des Andrea'schen
Realismus, aber durch eine in höchstem Grade