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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Altschwäbische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0109
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21

„Wir bitten dich, Maria rein
Du wöllest unser muter seyn."

Das Christkind aus den Armen der Him-
melsmutter, die droben über den Wolken
erscheint, winkt ihnen Gruß und Erfüllung
zu und die Engelchen breiten weit den
Schutz- und Gnadenmantel Mariens aus.
Jn der ernsten Gestalt des Herrn von
Rehlingen spricht sich nicht bloß das ge-
steigerteSelbstbewußtseindesRenaissance-
menschen, sondern mehr eigentlich die
Würde und das Verantwortlichkeitsgefühl
des christlichen Vaters aus:

„O Herr durch all dein güt
Die kind, auch mich von sünd behüt."
So ist es doch ein wahrhaft religiöser
Grundton, der, wenn auch ganz diskret
angeschlagen, durch das schöne Werk hin-
durchgeht.

Augsburg.

Abb. 28 Phot. Bruclinann

Bcrnh. Sirigcl, Dic Rchlingcnschcn Kindcr (Tcrt S. 2Ü>

Miinchcn. A. Pinakothck

Miene, oder im Vordergrund die köstliche kleine
Beterin mit den vorschriftsmäßig aufgehobenen
Patschhändchen. Der Tod hat dieser Kindcrschar
die Mutter genommen und so beten sie, wie es in
der Beischrift heißt:

den Städten,
deren Geschichte
mit großen Epo-
chen deutscher
Kulturunlösbar
verbunden ist,
glänzt einer der
hellsten Augs-
burgs Name.
Augusta „Die
Erhabene", „Die Kaiserliche", der Sage
nach eine Gründung des Augustus, eine
der frühesten Pflanzstätten des Christen-
tums diesseits der Alpen, die Stadt des
hl. Ulrich ! Doch das alles ist eigentlich
nur der interessante Hintergrund des Bil-
des, das der Klang des Namens Augs-
burg unserem Geiste vorzaubert. Augs-
burg ist uns ein Jnbegriff deutscher
R en a i s s an c ekultur. Es ist die große
Handelsstadt, die sich Venedig, der Köni-
gin der Adria, an Bedeutung zur Seite
stellen durfte, die Stadt der Fugger und
Welser, jener Fürsten unter den Kauf-
leuten, die den Glanz ihres märchenhaften,
in drei Weltteilen erworbenen Reichtums
in der Vaterstadt zu entfalten, als Mä-
zene von Künsten und Wissenschaften zu
gelten liebten, die Stadt der Reichstage,
wo alle Großen des Heiligen Römischen
Reiches zusammenkamen, zu ihren Ehren
glänzende Turniere und farbenprächtige
Festlichkeiten sich abspielten, die Stadt
Kaiser Max, des letzten Ritters. Hier, in der
lebensfrohesten Stadt seines Neiches, war sein
Lieblingsaufenthalt, hier, wo er ein allgemein
gern gesehener Gast war, pflegte er sich von den
Sorgen seiner dornenvollen Würde zu erholen
 
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