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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Altschwäbische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0117
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Abb. 36 Phot. Höfle

H. Holbein d. Ä., Mitteltafel der Paulusbasilika (Text S. 23)

Augsburg, Galerie

über der vornehm gelassenen Madonna mit demcha-
rakteristischen burgkmairschen Frauentypus liegt ein
Schimmer mehr als idealmenschlicher Verklärung.
Jn dem eifrig musizierenden Engelchor lebtnoch der
köstliche Reiz gotisch naiven Wesens, und jene Fest-
stimmung, die der mittelalterliche Sänger schildert:
„Harpfen geigen unde lyren,
tanzen singen jubilieren
und mancher schlagte saitenspil
und süßen tones war da vil."

Eine wesentliche Seite in Burgkmairs Gesamt-
werk stelleu seine meist im Auftrag des Kaisers
Max geschaffeuen Zeichnungen für den Holz-
schnitt dar, durch welche er ein Hauptvermittler
des neuen Stils für Deutschland geworden ist.

Welch überwältigenden Einsluß die Kuust Jta-
liens, zumal der großen Venezianer, allmählich
auf unsern Meister ausübt, beweist beispielsweise
auch die Darstellung der h l. Barbara (Abb.42),
wo die pompöse äußere Erscheinung alles gewor-
den, der religiöse Gehalt dagegen und die deutsche
Eigenart fast restlos verschwunden ist.

Freilich sucht sich Burgkmair von dieser totalen
Veräußerlichung und Verwelschung wieder zu-
rückzufinden, dafür läßt er sich nun ebenso rück-
Haltslos von jener durch die damalige deutsche
Kuust geheuden Vorliebe für das Aufgewühlte,
Gelvaltsame ergreifen. So in der Szene, wie
St. Johannes auf Patmos die Offenbarung
empfängt (Abb.44). DiemächtigenBaumstämme
 
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