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Abb. 41
Hans Burgkmair, Die Petrusbasilika (Ausschuitt) (Text S. 28)
Augsburg, Galerie
Phot. Höfle
der salomonischen Erkenntnis
gelangt ist: „Eitelkeit der Eitel-
keiten!" Aus dem von der
Frau gehaltenen Spiegel grin-
sen zwei Totenschädel, uud iu
der Bildinschrift, die der Küuft-
ler mit resignierter Hand-
bewegung begleitet, heißt es:
„Solche Gestalt nnser baider
was, im spiegel aber nix dann
das." Es ist dieses treffliche
Bildnis zwar nicht das einzige
vou Burgkmairs Hand, aber
doch spielt das Porträt in
seinem Gesamtwerk eine ver-
hältnismäßig kleine Rolle.
Dafür ist Christvph Am-
berger (ca. 1500—1561) in
erster Linie Porträtist und hat
eigentlich nnr auf diesem Ge-
biet wirklich Bedeutendes her-
vorgebracht. Amberger ist fast
ein Menschenalter jünger als
Burgkmair, schon sein Auf-
wachsen fällt also iu eine Zeit,
in der, wenigstens in Augs-
burg, die Gotik eine abgetane
Sache ist, die Zeit, in der
Burgkmairs aparte Kunst in
voller Blüte steht. Bei diesem
Meister hat Amberger wohl
auch gelernt, sein Bestes aber
verdankt er Venedig, mit dem
er zweifellos die engsten Be-
ziehungeu unterhielt. Die Ent-
fernung spielte schon damals
keine besondere Rolle, ritten
bb. 42 Phot. Hansstaeugl
Hans Burgkmair, St. Barbara (Text S. 29)
Bcrlin, Kaiscr-Fricdrich-Museum
ja die Kaufherrn der großen
Augsburger Handelshäuser
auf der alten Poststraße über
Landsberg, Ettal, Jnnsbruck,
in kaum acht Tagen hinunter
nach der Stadt des hl. Markus,
die dem damaligenAugsburger
überhaupt als die Weltstadt
großen Stiles galt, wo man
gewesen sein mußte, wenn man
daheim etwas gelten wollte.
Erst recht aber mußte sich
dem Küustler dort eine ganz
neue Welt auftun, wenu er
vor die Werke eines Crivelli,
der Bellini, Palma, oder gar
eines Tizian trat, deren fremd-
artig-großzügige, farbensatte
Schönheit ganz überwältigend
auf ihn einstürmte. Der ein-
zige Dürer war stark genug,
diesem Einsluß uicht zu er-
liegen, fast allen andern ist
er verhängnisvoll geivorden in
dem Sinne, daß sie darob
ihre persönliche und deutsche
Eigeuart einbüßten. Auch bei
Amberger spielen venezianische
Elemente eine fast allzugroße
Rolle, immerhin ist das Vor-
nehme und Geschmackvolle sei-
ner Bildnisse nicht bloß fremder
Einfluß, sondern zum großen
Teil auch ein Produkt indivi-
dueller Eigenart, und zum rein
äußerlichen Nachahmer ist er
niemals herabgesunken.
Abb. 41
Hans Burgkmair, Die Petrusbasilika (Ausschuitt) (Text S. 28)
Augsburg, Galerie
Phot. Höfle
der salomonischen Erkenntnis
gelangt ist: „Eitelkeit der Eitel-
keiten!" Aus dem von der
Frau gehaltenen Spiegel grin-
sen zwei Totenschädel, uud iu
der Bildinschrift, die der Küuft-
ler mit resignierter Hand-
bewegung begleitet, heißt es:
„Solche Gestalt nnser baider
was, im spiegel aber nix dann
das." Es ist dieses treffliche
Bildnis zwar nicht das einzige
vou Burgkmairs Hand, aber
doch spielt das Porträt in
seinem Gesamtwerk eine ver-
hältnismäßig kleine Rolle.
Dafür ist Christvph Am-
berger (ca. 1500—1561) in
erster Linie Porträtist und hat
eigentlich nnr auf diesem Ge-
biet wirklich Bedeutendes her-
vorgebracht. Amberger ist fast
ein Menschenalter jünger als
Burgkmair, schon sein Auf-
wachsen fällt also iu eine Zeit,
in der, wenigstens in Augs-
burg, die Gotik eine abgetane
Sache ist, die Zeit, in der
Burgkmairs aparte Kunst in
voller Blüte steht. Bei diesem
Meister hat Amberger wohl
auch gelernt, sein Bestes aber
verdankt er Venedig, mit dem
er zweifellos die engsten Be-
ziehungeu unterhielt. Die Ent-
fernung spielte schon damals
keine besondere Rolle, ritten
bb. 42 Phot. Hansstaeugl
Hans Burgkmair, St. Barbara (Text S. 29)
Bcrlin, Kaiscr-Fricdrich-Museum
ja die Kaufherrn der großen
Augsburger Handelshäuser
auf der alten Poststraße über
Landsberg, Ettal, Jnnsbruck,
in kaum acht Tagen hinunter
nach der Stadt des hl. Markus,
die dem damaligenAugsburger
überhaupt als die Weltstadt
großen Stiles galt, wo man
gewesen sein mußte, wenn man
daheim etwas gelten wollte.
Erst recht aber mußte sich
dem Küustler dort eine ganz
neue Welt auftun, wenu er
vor die Werke eines Crivelli,
der Bellini, Palma, oder gar
eines Tizian trat, deren fremd-
artig-großzügige, farbensatte
Schönheit ganz überwältigend
auf ihn einstürmte. Der ein-
zige Dürer war stark genug,
diesem Einsluß uicht zu er-
liegen, fast allen andern ist
er verhängnisvoll geivorden in
dem Sinne, daß sie darob
ihre persönliche und deutsche
Eigeuart einbüßten. Auch bei
Amberger spielen venezianische
Elemente eine fast allzugroße
Rolle, immerhin ist das Vor-
nehme und Geschmackvolle sei-
ner Bildnisse nicht bloß fremder
Einfluß, sondern zum großen
Teil auch ein Produkt indivi-
dueller Eigenart, und zum rein
äußerlichen Nachahmer ist er
niemals herabgesunken.