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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Die Altschwäbische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0123
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Abb. 44 Hans Burgkmair, St. Johannes Ev. auf Patmos (Text S. 29) Phot. Hansstaengl

München, Pinakothek

Unter seinen Werken ist schon das Bildnis
einer Fuggerin (Abb. 46) ein Kabinettstück
äußerster Feinßeit. Die Gewandung, das Sammt-
barettchen, alles clegant-einfach, nur da und
dort schimmert eine Perle, ein Schmuckstück.
Dafür leuchtet das zartdurchgebildete, aristo-
kratisch blasse Gestchtchen mit dem träumerisch-
stillen, halbkindlichcil Ausdruck bezaubernd fein
aus dem dunklen Grund. Es ist ein echt deutsches
Mädchenantlitz, ein deutscher Frauencharakter, den
Amberger hier trotz des italienischen Einflusses
gestaltet hat.

Aus dem Jahre 1533 stammen die beiden Bild-
nisse despatrizischen Ehepaares Mörz (Abb.48).
Besonders scharfe Charakteristik ist sonst Amber-
gers Sache weniger, aber in diesem, an den Dürer-
schen Jmhoff erinnernden Männerkopf hat er das
Rasche, Energische, Stahlharte der Persönlichkeit
mit packender Lebenswahrheit sestgehalten. Das

Stoffliche des weichen Petzes ist vorzüglich ge-
geben. Vor dem Bildnis derFrau Afra (Abb.49),
geb. Rehm, möchte man an Holbein denken, so
klargroß und lvürdevoll und individuell ist diese
Patrizieriu gesehen. Man sagt, daß tängeres
Beisammenleben die Charaktere ähnlich macht.
Auch über diesem noch jugendlich schönen Antlitz
liegt es wie ein Schatten strengen, bitteren Ernstes.
Prachtvoller Goldton hält die leuchtenden Farben
zusammen.

Eins der allerdelikatesten Stücke Ambergerischer
Bildniskunst ist der jugendliche Fugger von
1541 (Abb. 50),zugleich das Werk, inwelchem vene-
zianischerEinfluß besonders offenkundighervortritt.
Diese ungeheuer feine Zusammenstellung kühl-
dunkler Töne, das raffiniert fein und stofflich echt
gegebene Atlasgewand, diese natürliche Noblesse
der Haltung, das könnte wahrhaftig einer der
besten Venezianer gemalt haben. Jn den Zügen
 
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