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Abb. 46
Phot. Höfle
Christoph Amberger, Bildnis einer Fuggerin (Text S. 35)
den Bann des Auslandes, die große
Zeit einer großen, bodenständigen, wahr-
haft schwäbischen Kunst ist dahin, nur
das Augsburger Kunsth an d werk er-
sreut sich noch eine geraume Zeitlang
einer schönen Blüte.
Daß die Reihe der schwäbischen Künst-
ler mit einem ausgesprochenen Porträ-
tisten abschließt, ist kein Zufall. Das
ist's ja, worauf die schwäbische Malerei
von Anfang an ihr ausschließliches
Augenmerk richtet: Darstellung des
Menschen, des idealen Menschen zuerst,
des „Heiligen", und dann in folge-
richtigerWeiterentwicklung des Menschen,
wie ihn das wirkliche, alltägliche Leben
bildet — im Porträt, des Menschen
ganz für sich, nicht in seincr Beziehung
zur Umwelt. Von den mächtigen, die
ganze übrige deutsche Kunst bewegen-
den Problemen der Bewegung, der
Raumbildung, der Landschaftsgestaltung
wird die schwübische Malerei kaum be-
rührt. Dafür weiß sie in ihrer besten
Zeit ihre ruhevollen großgeschauten Ein-
zelfiguren mit einem Schimmer sonnig-
stiller Jnnigkeit und mit dem Zauber
stimmungsvoller harmonischer Farbe zu
verklären. Gerade was Schönheit des
Kolorits anlangt, sind die Schwaben
Augsburg, Privatbcsitz
des jungen Adeligen verbinden sich
Klugheit, jugendliche Unverdorbenheit,
sittlicher Ernst und zartes Empfinden
zu einem höchst sympathischen Cha-
rakterbild.
Jn Christoph Ambergers Bildnissen
spiegelt sich noch einmal das reich,
üppig und aristokratisch gewordene
Altaugsburg, das aber bereits den
Zenith seiner Höhe überschritten hat.
Auch hier setzt die religiöse Neuerung
ein und die sich daranknüpfenden Wir-
ren und Kämpfc ergreifen und er-
schüttern mächtiger und tiefer als an-
derswo den Boden der alten Augusta.
Es ist begreiflich, daß darunter auch
die Kunstpflege zu leiden hatte. Übri-
gens auch an namhaftem künstlerischem
Nachwuchs maugelt es für die nächste
Zeit. Schon werden für mancherlei
Aufträge, zumal dekorativer Art, ge-
radezu Jtaliener herbeigezogen, so für
die Bemalung von Häuserfassaden,
einen für Augsburg besonders charak-
teristischen Kunstzweig, in dem sich
schon Burgkmair und Amberger be-
tätigt hatten. Die Kunst der Folge-
zeit gerät auch in Augsburg völlig in
Abb. 47 Ptzot. Bruclma»»
Hlius Burgknmir, Sclbstbildttis des Kttnstlcrs ntit seincr Frau lText S. 32)
Wicn, Gemäldcgalcric
Abb. 46
Phot. Höfle
Christoph Amberger, Bildnis einer Fuggerin (Text S. 35)
den Bann des Auslandes, die große
Zeit einer großen, bodenständigen, wahr-
haft schwäbischen Kunst ist dahin, nur
das Augsburger Kunsth an d werk er-
sreut sich noch eine geraume Zeitlang
einer schönen Blüte.
Daß die Reihe der schwäbischen Künst-
ler mit einem ausgesprochenen Porträ-
tisten abschließt, ist kein Zufall. Das
ist's ja, worauf die schwäbische Malerei
von Anfang an ihr ausschließliches
Augenmerk richtet: Darstellung des
Menschen, des idealen Menschen zuerst,
des „Heiligen", und dann in folge-
richtigerWeiterentwicklung des Menschen,
wie ihn das wirkliche, alltägliche Leben
bildet — im Porträt, des Menschen
ganz für sich, nicht in seincr Beziehung
zur Umwelt. Von den mächtigen, die
ganze übrige deutsche Kunst bewegen-
den Problemen der Bewegung, der
Raumbildung, der Landschaftsgestaltung
wird die schwübische Malerei kaum be-
rührt. Dafür weiß sie in ihrer besten
Zeit ihre ruhevollen großgeschauten Ein-
zelfiguren mit einem Schimmer sonnig-
stiller Jnnigkeit und mit dem Zauber
stimmungsvoller harmonischer Farbe zu
verklären. Gerade was Schönheit des
Kolorits anlangt, sind die Schwaben
Augsburg, Privatbcsitz
des jungen Adeligen verbinden sich
Klugheit, jugendliche Unverdorbenheit,
sittlicher Ernst und zartes Empfinden
zu einem höchst sympathischen Cha-
rakterbild.
Jn Christoph Ambergers Bildnissen
spiegelt sich noch einmal das reich,
üppig und aristokratisch gewordene
Altaugsburg, das aber bereits den
Zenith seiner Höhe überschritten hat.
Auch hier setzt die religiöse Neuerung
ein und die sich daranknüpfenden Wir-
ren und Kämpfc ergreifen und er-
schüttern mächtiger und tiefer als an-
derswo den Boden der alten Augusta.
Es ist begreiflich, daß darunter auch
die Kunstpflege zu leiden hatte. Übri-
gens auch an namhaftem künstlerischem
Nachwuchs maugelt es für die nächste
Zeit. Schon werden für mancherlei
Aufträge, zumal dekorativer Art, ge-
radezu Jtaliener herbeigezogen, so für
die Bemalung von Häuserfassaden,
einen für Augsburg besonders charak-
teristischen Kunstzweig, in dem sich
schon Burgkmair und Amberger be-
tätigt hatten. Die Kunst der Folge-
zeit gerät auch in Augsburg völlig in
Abb. 47 Ptzot. Bruclma»»
Hlius Burgknmir, Sclbstbildttis des Kttnstlcrs ntit seincr Frau lText S. 32)
Wicn, Gemäldcgalcric