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sel fassen konnte, noch erstehen sah, bis er
am 30. Mai 1640 seinem zuletzt in immer
kleineren Abständen immer quälender auf-
tretenden Leiden erlag. Hinter dem Hoch-
altare der Antwerpener Jakobskirche
hatte er sich zu Lebzeiten schon eine Grab-
kapelle bauen lassen. Hier ruht das Sterb-
liche des Mannes, der unzweifelhaft zu
den allergrößten Künstlern aller Völker
und Zeiten zählt, der aber auch — und
das war nur ganz wenigen verstattet —
den hohen Ruhm, den seine genialen
Schöpfungen erreichten, selbst noch erleben
durfte.
Abb. 6
Peter Paul Nubens, Skt. Georg tötet Phot.
den Drachen. Pradomuseum zu Madrid (Text S. 11)
Rubens und die 16jährige Helene Fourment
Hochzeit. Und wie vom Zauber eines Jung-
brunnens benetzt, verjüngt sich Rubens,
verjüngt, kräftigt und steigert sich seine
Kunst zu einem Höchsten. Niemals ju-
belten seine Farben lauter und niemals
leuchteten sie glänzender, als iu den ersten
Jahren nach seiner zweiten Verehelichung.
Und wie oft und wie gern stehen im
Mittelpunkt dieses bunt leuchtenden Far-
benrausches Helene Fourment und als
Engelein die fünf Kinder, die sie Rubens
schenkte!
Als dann dem alternden und wieder
von der Gicht geplagten Rubens ein Be-
dürfnis nach Ruhe sich immer fühlbarer
machte, und der Meister vor allem den fast
ins llnermeßliche sich häufenden Bilder-
bestellungen mehr entgehen wollte, kaufte
er sich im Mai 1635 die zwischen Mecheln
und Vilvorde gelegene Herrschaft Steen
für 93 000 Gulden im Werte von ungefähr
einer halben Million Mark, um in diesem
mittelalterlichen Schloß, zu dem ausge-
dehnte Ländereien, kleine Gehölze, Seen
gehörten, mit seiner Familie den Frieden
des Landlebens zu genießen. Fünf Jahre
lang war ihm noch ein heiterer Lebens-
abend vergönnt, der gar manches wertvolle
Werk, solange die gicytige Hand den Pin-
Wir sehen Peter Paul Rubens an der
Spitze der während der Zeit der reli-
giösen Kämpfe im Dienste der katholi-
schen Kirche stehenden Maler. Darin
liegt seine unvergleichliche Bedeutnng
sür die christliche Kunst. Daß in ihm
ein Künstler allerersten Ranges zu ver-
ehren ist, bezweifelt niemand. Wohl
aber erregt seine künstlerische Auffassung
kirchlicher Themen wie deren Wiedergabe
bei vielen mancherlei Bedenken. Für alle
diejenigen, welche in der Starrheit und
Unnahbarkeit mittelalterlicher, byzantini-
Hansstacngl scher Formen für die kirchliche Kunst
das einzige Heil sehen, allenfalls noch
die Mystik eines Fra Angeliko, das hie-
ratische Prinzip der Beuroner Schulegelten lassen
wollen, ist die religiöse Malerei eines Rubens
Abb. 7
Petcr Paul Rubcns, Wohltätigkcit des Phot. Hansstaengl
sel fassen konnte, noch erstehen sah, bis er
am 30. Mai 1640 seinem zuletzt in immer
kleineren Abständen immer quälender auf-
tretenden Leiden erlag. Hinter dem Hoch-
altare der Antwerpener Jakobskirche
hatte er sich zu Lebzeiten schon eine Grab-
kapelle bauen lassen. Hier ruht das Sterb-
liche des Mannes, der unzweifelhaft zu
den allergrößten Künstlern aller Völker
und Zeiten zählt, der aber auch — und
das war nur ganz wenigen verstattet —
den hohen Ruhm, den seine genialen
Schöpfungen erreichten, selbst noch erleben
durfte.
Abb. 6
Peter Paul Nubens, Skt. Georg tötet Phot.
den Drachen. Pradomuseum zu Madrid (Text S. 11)
Rubens und die 16jährige Helene Fourment
Hochzeit. Und wie vom Zauber eines Jung-
brunnens benetzt, verjüngt sich Rubens,
verjüngt, kräftigt und steigert sich seine
Kunst zu einem Höchsten. Niemals ju-
belten seine Farben lauter und niemals
leuchteten sie glänzender, als iu den ersten
Jahren nach seiner zweiten Verehelichung.
Und wie oft und wie gern stehen im
Mittelpunkt dieses bunt leuchtenden Far-
benrausches Helene Fourment und als
Engelein die fünf Kinder, die sie Rubens
schenkte!
Als dann dem alternden und wieder
von der Gicht geplagten Rubens ein Be-
dürfnis nach Ruhe sich immer fühlbarer
machte, und der Meister vor allem den fast
ins llnermeßliche sich häufenden Bilder-
bestellungen mehr entgehen wollte, kaufte
er sich im Mai 1635 die zwischen Mecheln
und Vilvorde gelegene Herrschaft Steen
für 93 000 Gulden im Werte von ungefähr
einer halben Million Mark, um in diesem
mittelalterlichen Schloß, zu dem ausge-
dehnte Ländereien, kleine Gehölze, Seen
gehörten, mit seiner Familie den Frieden
des Landlebens zu genießen. Fünf Jahre
lang war ihm noch ein heiterer Lebens-
abend vergönnt, der gar manches wertvolle
Werk, solange die gicytige Hand den Pin-
Wir sehen Peter Paul Rubens an der
Spitze der während der Zeit der reli-
giösen Kämpfe im Dienste der katholi-
schen Kirche stehenden Maler. Darin
liegt seine unvergleichliche Bedeutnng
sür die christliche Kunst. Daß in ihm
ein Künstler allerersten Ranges zu ver-
ehren ist, bezweifelt niemand. Wohl
aber erregt seine künstlerische Auffassung
kirchlicher Themen wie deren Wiedergabe
bei vielen mancherlei Bedenken. Für alle
diejenigen, welche in der Starrheit und
Unnahbarkeit mittelalterlicher, byzantini-
Hansstacngl scher Formen für die kirchliche Kunst
das einzige Heil sehen, allenfalls noch
die Mystik eines Fra Angeliko, das hie-
ratische Prinzip der Beuroner Schulegelten lassen
wollen, ist die religiöse Malerei eines Rubens
Abb. 7
Petcr Paul Rubcns, Wohltätigkcit des Phot. Hansstaengl