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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Peter Paul Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0138
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Kraftanstrengung muß die robuste, wie wahn-
sinnig sich reckende Frau gehalten werden, und
ein am Boden liegender besessener Mann schlägt
mit Armen und Beinen um sich, während ihm
ein Freund die Hand unter den Kopf hält, da-
mit dieser infolge der Zuckungen sich nicht an
dem steinernen Boden wund schlägt. Zwischen
diesen Kranken gewahrt man dann unterstützende
und betende Gesunde, selbst unschuldige Kinder,
um die Kontraste zu vermehren. Zu Häupten
des hl. Jgnatius schwirren kleine Engel, die Er-
hörung seiner Gebete verkündend. Ausgetriebene
Teufel fliegen von dannen. Ein Bild ist das
voller dramatischer Kraft, voller lebendiger Be-
wegung, voll Glanz und Licht, voll göttlichen
Sieges, ganz im Geiste der Zeit empfunden.

Gleiches gilt von einem Gemälde unseres Mei-
sters, das ein anderes heiliges Mitglied der Ge-
sellschaft Jesu feiert, den heiligen Franziskus
Aaverius, wie er in Jndien predigt und Wunder
wirkt (Abb. 4). Auf erhöhtem Postament redet,
mit den Armen heftig gestikulierend, der Heilige,
von einem Ordensgenossen begleitet. Jm Hinter-
grunde links schaut ein prächtiger Renaissance-
bau heraus, vor dem Götzenbilder umfallen. Ent-
setzt flieht die Menge, die solches Schauspiel ge-
wahrt. Vor dem Heiligen stauen sich Volks-
massen: Neugierige, Überzeugte, Kranke, die der

' Phot. Alinari

Peler Paul Rubcns, Der hl. Franziskus von Assisi im Gebct
Pittipalast zu Florenz (Tcxt S. 14)

Abb. 13 Phot. Hanfstaengl

Peter Paul Nubens, Stigmatisation des hl. Franziskus von Assisi
Wallras-Nichartz-Museum zu Köln a. Nh. (Text S. 15)

Heilung harren. Dieses Bild, ebenfalls im Wiener
Hofmuseum, ist nicht minder als das vorer-
wähnte ein gemalter Hymnus auf den Sieg des
Glaubens. — Ein Jubellied himmlischer Huld
erscheinen die Gemälde der Eremitage zu Peters-
burg und des Wiener Hofmuseums, auf welcheu
die Madonna dem heiligen Erzbischof von Toledo,
Jldefons, ein Meßgewand überreicht (Abb. 5).
Auf einem Thronsessel hat stch die Himmels-
königin, umgeben von heiligen Frauen, nieder-
gelassen. Vor ihr kniet Jldefons und preßt voller
Dankbarkeit das kostbare Gewand, das Maria
ihm verehrt, an die Lippen. Zu Häupten der
himmlischen Spenderin leuchtet auf dem Wiener
Bilde ein Puttenschwarm in mystischem Dunkel.
Auf den Flügeln des Tripthchons sind Zeugen
des wunderbaren Vorgangs, links vom Beschauer
Erzherzog Albert, der Stifter der Bruderschaft
vom hl. Jldefons mit seinem Patron, dem hei-
ligen Albert von Lüttich, rechts die Jnfantin Jsa-
bella mit der hl. Elisabeth von Ungarn in der
Ordenstracht der Franziskanerinnen. Das Fürsten-
paar kniet, die hl. Patrone stehen ihm wohlwollend
zur Seite. Eine auf die Leinwand gebrachte
schmetternde Fanfare, so erschallt siegesgewisser
 
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