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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Peter Paul Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0139
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Abb. 14

Pctcr Pciul Rubcns, Skt. Ambrosius vcrwcigcrt dcm Kaiscr Thcodosius

Hosmuseum zu Wicn <Tcxt S. 13)

Jubel aus dem Gemalde des Pradomuseums
zu Madrid, worauf Sankt Georg deu Drachen
tötet (Abb. 6). Ohnmächtig windet sich das Un-
geheuer am Boden. Mit wuchtigem Anhieb ver-
setzt in glänzender Rüstung der kräftige, bärtige
Ritter den Todesschlag. Der prächtige Schimmel
unter ihm mit wallendem Schweif und Nacken-
haar bäumt sich hoch empor. Jm Hintergrunde steht
beruhigt die erlöste stattliche Königstochter, an die
sich ein Lamm anschmiegt. — Ein dankbares
Objekt war für die kraftvolle Kunst des Rubens
die Bekehrung des Apostels Paulus. Jn einem
Bilde des Kaiser-Friedrich-Museums zu Berlin
verewigte er sie mit dramatischer Wucht (Abb. 3).

Bewegungsüberfülle charakte-
risiert das Bild. Oben schießt
Christus gleichsam aus den
Wolken, Saulus anrufend,
heraus. Saulus ist betäubt
zu Boden gefallen. Das linke
Bein hängt noch am Rosse,
das gerade zu stürzen scheint.
Die Bestürzung unter den
Wasfengefährten, das scheue
Sichaufbäumen der Pferde
verleihen der Darstellung eine
auffallend unruhige Note.
Auf dem ähnlichen Gemälde
in der Pinakothek zu Mün-
chen ist die Aufregung, die
Verwirrung im Gefolge eine
noch gesteigertere. Die Er-
scheinung Christi, der dies-
mal von Putten umschwärmt
ist, spielt sich hier in der Nähe
einer Schlucht ab.

Als wirkungsvoller, vor
keinem noch so herben Realis-
mus in der Darstellung zu-
rückschreckender Dramatiker
offenbart sich Rubens in den
Schilderungen der Martprien
von Heiligen. Eine Darstel-
lung von unseres Meisters
Hand mit der „Kreuzigung
des hl. Petrus" — mit dem
Kopse nach unten — ist der
wertvollste Besitz der Peters-
kirche zu Koln am Rhein
(Abb. 8). Der Körper Petri
scheint fast zu kräftig für
das greise mit weißgrauem
Haupthaar und Bart um-
wallte Haupt, dessen Augen
sehnsüchtig himmlischen Frie-
den erhoffend nach oben spä-
hen,und dessen leise geöffneter
Mund zu klagen scheint. Mit
ganz ähnlichen Motiven wirkt
der Märtyrertod des hl. An-
dreas an dem diagonal ge-
zimmerten sogenannten „An-
dreaskreuz" im Hospital der Flamländer zu Ma-
drid und im Wiener Hofmuseum. Das Marth-
rium des heiligen Livinus, für deu Hochaltar der
Jesuitenkirche in Gent gemalt, jetzt im Museum
zu Brüssel, ist mit erschreckendem Naturalismus
geschildert. Wie wllde Hordeu stürzen sich rohe
Schergen auf deu Heiligen, reißen ihm die hei-
ligen Gewänder vom Leibe sowie an Haar und
Bart. Ein Schurke hat ihm mit einer Zange
die Zunge aus dem Munde gerissen und gibt sie
gerade einem herbeigesprungenen Hunde zum
Fraße. — Das „Martyrium des hl Sebastian"
bewahrt das Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin.
Von den Mördern ist kaum etwas zu bemerken.

Phot. Bruckmann
den Eintritt in dic Kirchc

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