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Abb. 15 Phot. Hansstaengl
Petcr Panl Rubens, Madonna mit dcm Jcsusknaben
Eremitage zu Pctersburg (Text S. 16)
Wir sehen nur den nervigen Heiligen an einen
mächtigen Baum gebunden, den Blick schmerz-
voll aber ergeben gen Himmel gewendet. Fünf
Pfeile durchbohren den Körper. Bogen und
Köcher mit Pfeilen liegen am Boden. Jm
Marthrium des heiligen Laurentius der Alten
Pinakothek zu München (Abb. 9) wird der kraft-
strotzende Körper des Heiligen von starken Krie-
gern mit Gewalt rückwärts über den Rost ge-
bogen, worunter ein loderndes Feuer geschürt
wird. Auf hohem Postament fieht sich ein heid-
nischer Oberbefehlshaber ungerührt das bar-
barische Schauspiel an. Ein Putto naht mit
Märtyrerkranz und Palme aus Himmelshöhen,
ewigen Lohn verheißend. „ckustns nt painia
tiorodit." „Der Gerechte wird wie eine Palme
blühen." — Jn Martyrien, wie das des heili-
gen Thomas im Rudolfinum zu Prag, der
heiligen Ursula und ihrer Genossinnen im
Brüsseler Museum, der heiligen unschuldigen
Kinder von Bethlehem in der Münchener Pina-
kothek, des heiligen Justus im Museum zu
Bordeaux läßt Rubens weiterhin sämtliche
Register seiner auf leidenschaftliche Dramatik
eingeübten Orgel erklingen.
Ein edler Rwter ist des Rubens „heiliger
Martinus" im königlichen Schlosse zu Windsor
(Abb.7). Mit scharfem Schwerthieb trennt er
einen großen Teil seines Überhangs ab, damit
der arme Bettler seine Blöße damit decken kann.
Weitere Bettlerscharen hoffen ebenfalls auf
milde Gaben. Das Gefolge Sankt Martins
sieht dem Vorgange mit Verwunderung zu. Un-
geduldig stampst das Roß. — Die zwöls Apostel,
als Einzelporträts gleichsam aufgefaßt, besitzt das
Pradomuseum zn Madrid, — alles markige, cha-
rakteristische Männerköpfe, an Dürersche Apostel-
studien lebhast erinnernd, 1604, im Auftrag des
Herzogs von Lerma entstanden. Besonders treff-
lich u»d markig, mit Schwert und Buch, sind
Paulus und der greise Matthias, auch als Simon
bezeichnet (Abb. 10), charakterisiert. Sehr pathe-
tisch und stark posierend in Haltung und Gebärde
sind die Apostelfürsten Petrus und Paulus in
zwei Bildern der Münchener Alten Pinakothek und
bei F. M. Phillipson in Brüssel nebeneinanderge-
stellt. Weitere Apostelköpfe des Meisters befinden
sich bei T. Jerkes in Newyork. Die vier Evan-
gelisten mit ihren vier Symbolen (geflügelter
Mensch, Löwe, Stier und Adler) sind wiederum im
Madrider Pradomuseum zü bewundern. Kirchen-
väter und Kirchenlehrer wie Athanasius, Augu-
stinus, Basilius, Gregor von Nazianz im herzog-
lichen Museum zu Gotha und Sankt Hieronymus
in der Wiener Akademie, auf Wolken thronend
und im Zustande der Ekstase, dürften so auf ver-
wandte Schöpfungen des Antonio Allegri da
Abb. 18 Phot. Bruckmann
Peter Paul Rubcns, Hcilige Familie unter dcm Apselbaum
Hosmuseum zu Wicn (Tcrt S. 16)
Abb. 15 Phot. Hansstaengl
Petcr Panl Rubens, Madonna mit dcm Jcsusknaben
Eremitage zu Pctersburg (Text S. 16)
Wir sehen nur den nervigen Heiligen an einen
mächtigen Baum gebunden, den Blick schmerz-
voll aber ergeben gen Himmel gewendet. Fünf
Pfeile durchbohren den Körper. Bogen und
Köcher mit Pfeilen liegen am Boden. Jm
Marthrium des heiligen Laurentius der Alten
Pinakothek zu München (Abb. 9) wird der kraft-
strotzende Körper des Heiligen von starken Krie-
gern mit Gewalt rückwärts über den Rost ge-
bogen, worunter ein loderndes Feuer geschürt
wird. Auf hohem Postament fieht sich ein heid-
nischer Oberbefehlshaber ungerührt das bar-
barische Schauspiel an. Ein Putto naht mit
Märtyrerkranz und Palme aus Himmelshöhen,
ewigen Lohn verheißend. „ckustns nt painia
tiorodit." „Der Gerechte wird wie eine Palme
blühen." — Jn Martyrien, wie das des heili-
gen Thomas im Rudolfinum zu Prag, der
heiligen Ursula und ihrer Genossinnen im
Brüsseler Museum, der heiligen unschuldigen
Kinder von Bethlehem in der Münchener Pina-
kothek, des heiligen Justus im Museum zu
Bordeaux läßt Rubens weiterhin sämtliche
Register seiner auf leidenschaftliche Dramatik
eingeübten Orgel erklingen.
Ein edler Rwter ist des Rubens „heiliger
Martinus" im königlichen Schlosse zu Windsor
(Abb.7). Mit scharfem Schwerthieb trennt er
einen großen Teil seines Überhangs ab, damit
der arme Bettler seine Blöße damit decken kann.
Weitere Bettlerscharen hoffen ebenfalls auf
milde Gaben. Das Gefolge Sankt Martins
sieht dem Vorgange mit Verwunderung zu. Un-
geduldig stampst das Roß. — Die zwöls Apostel,
als Einzelporträts gleichsam aufgefaßt, besitzt das
Pradomuseum zn Madrid, — alles markige, cha-
rakteristische Männerköpfe, an Dürersche Apostel-
studien lebhast erinnernd, 1604, im Auftrag des
Herzogs von Lerma entstanden. Besonders treff-
lich u»d markig, mit Schwert und Buch, sind
Paulus und der greise Matthias, auch als Simon
bezeichnet (Abb. 10), charakterisiert. Sehr pathe-
tisch und stark posierend in Haltung und Gebärde
sind die Apostelfürsten Petrus und Paulus in
zwei Bildern der Münchener Alten Pinakothek und
bei F. M. Phillipson in Brüssel nebeneinanderge-
stellt. Weitere Apostelköpfe des Meisters befinden
sich bei T. Jerkes in Newyork. Die vier Evan-
gelisten mit ihren vier Symbolen (geflügelter
Mensch, Löwe, Stier und Adler) sind wiederum im
Madrider Pradomuseum zü bewundern. Kirchen-
väter und Kirchenlehrer wie Athanasius, Augu-
stinus, Basilius, Gregor von Nazianz im herzog-
lichen Museum zu Gotha und Sankt Hieronymus
in der Wiener Akademie, auf Wolken thronend
und im Zustande der Ekstase, dürften so auf ver-
wandte Schöpfungen des Antonio Allegri da
Abb. 18 Phot. Bruckmann
Peter Paul Rubcns, Hcilige Familie unter dcm Apselbaum
Hosmuseum zu Wicn (Tcrt S. 16)