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Die Kunst dem Volke <München> — 1913 (Nr. 13-16)

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Peter Paul Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.21070#0161
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Abb. 43 Pctcr Paul Rubcns, Prtuzcssin Elisabeth von Frankreich, Phot. Hansstacngl

Tochtcr König Hcinrichs IV. Lonvrc zu Paris (Text S. 34s

umfassender und nicht minder hervorragenderWeise
betätigt haben muß. Und unsere diesbezüglich
gewachsene und berechtigte Neugier soll wenigstens
durch einige entsprechende Hinweise noch befrie-
digt werden.

Mußte Rubens, der Mann mit dem weiten,
scharfen und klaren Blick, nicht ein vortrefflicher
Porträtist sein? Jn der Tat! Und kein Bild-
nis gibt uns besser darüber Aufschluß als sein
Selbstporträt im Schlosse zu Windsor (Abb. 1,
Titelbild). Das ist das klare, hellschauende Auge,
das selbstbewußt, kühn und eroberungslustig in
die Welt blickt, aus dem gerader Sinn und, wie
aus der hohen Stirne, Jntelligenz sprühen. Ein
sinnenfreudiger, lebenssroher Zug umzuckt den
bartumrcmkten Mund. Und wundervoll mehrt der
etwas schief auf dem Kopfe sitzende, große Künstler-
Schlapphut den Eindruck des Frischen, Kecken in

des Meisters Weseu. Brillant weiß Rubens hier
wie iu fast alleu seiueu Porträts durch die Ver-
wendung des Lichts seine bedeutende Charak-
terisierungsgabe zu heben, indem in möglichst
schattenreicher, verdunkelter Umgebung gerade das
Gesicht hellste Beleuchtuug erfährt. — Das Bild,
das in der Münchener Pinakothek Rubens mit
seiner ersten Frau Jsabella Brant zeigt (Abb.37),
gibt den Meister in lässiger Haltung und läßt
mehr die biederen Züge seines Gemütslebens,
seine treffliche Art als Hausvater und Gemahl
erkennen. Aus Jsabellas Haltung und Gebärde
spricht ersichtlich die Befriedigung, mit einem so
tüchtigen und zugleich so braven Manne verehe-
licht zu sein; aber auch ihre schwache, zarte Ge-
sundheit, die ihrem Eheglück so frühe ein töd-
liches Ende bereitete, bleibt unserem aufmerksnmen
Blick nicht verborgen. Mit welcher Liebe und

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