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Lehre, für das praktische Glau-
bensleben hervorragend wirk-.
sam sind. Jn der Tat stan-
den die hervorragendsten Ver-
treter der Mystik, Meister Ecke-
hart, Johannes Tauler und
Heinrich Seuse in guter Be-
ziehung zu Köln, und ihre
Predigten und Schriften ha-
ben in Köln zweifellos frucht-
baren Boden gefunden. Ob
aber ihr Einfluß auf die Kunst
wirklich so stark gewesen sei,
als man gerne annimmt, möge
hier dahingestellt bleiben.
Ein weiterer Grund für die
Verwandtschaft der kölnischen
Bilder wird im Zunftw esen
liegen, das in Köln nicht nur
das eigentliche Handwerk,
sondern auch die ganze künst-
lerischeProduktionbeherrschte.
„ DereherneZwangderZunft-
statuten, von der Furcht vor
Konkurrenz diktiert, unterwarf
den ganzen Gewerbebetrieb
und so auch die Malerei einer
scharfen, oft kleinlichen Be-
vormundung. So gab es ge-
naue Vorschriften über Ar-
beitszeit und Gesellenzahl, die
Pflichten und Rechte der ver-
wandten Kunstbetriebe waren
genau gegen einander abge-
grenzt, es war Sorge getra-
gen, daß sich Bildschnitzer,
Glaswörter und Maler nicht
ins Gehege kamen und einan-
der die Arbeit wegnahmen.
Sehr einengend waren die Ge-
setze über den Verkauf. Es
durfte nur auf Bestellung ge-
arbeitet werden; Kunsthandel
war verboten. Kein Meister
oder Knecht durfte ein Ge-
mälde öffentlich, in den Kir-
chen oder auf der Straße feil-
halten oder anbieten. Ande-
rerseits garantierte die Zunft
für die Güte der Waren,
unter ihrer Aufsicht nlußten
die jungen Gesellen harte Lehrjahre durchmachen,
dann hieß es, ein Probestück vor den Meistern ab-
legen, das so oft wiederholt werden mußte, bis
es nach Wunsch ausfiel. Die Aufsicht über die
Befolgung der Zunftordnung hatten zwei Mei-
ster des Amtes, die alle Jahre neugewählt wur-
den. Jhrer Ladung zum Zunfthause, wo alle
mneren Angelegenheiten erledigt und Recht ge-
sprochen wurde, mußte jedermann Folge leisten."
(Delpy.)
Es liegt nahe, daß als Folge eines so engen
Abb. 14 (Tcxt S. 16)
Meister der Münchener Veronika, Veronika
Kgl. Ällere Pinakolhek, Münchcn
Phot. Hanfstaengl
Zusammenschlusses und des Ausschlusses jeg-
lichen Kunsthandels, also auch der Einführung
nicht einheimischer Produkte, sich eine Familien-
ähnlichkeit der in Köln entstandenen Bilder er-
geben mußte. Dazu trug auch bei, daß gewiffe
Themen sich einer besonderen Beliebtheit erfreu-
ten, nämlich solche, welche zur Stadt in besonde-
rer Beziehung standen, vor allem die Geschichte der
heiligenDrei Könige und dieLegendederhl. Ur-
sula und des hl. Gereon samt ihren Begleitern;
hinzu kam als Ausfluß der Marienverehrung
XVII/XVIII
2
Lehre, für das praktische Glau-
bensleben hervorragend wirk-.
sam sind. Jn der Tat stan-
den die hervorragendsten Ver-
treter der Mystik, Meister Ecke-
hart, Johannes Tauler und
Heinrich Seuse in guter Be-
ziehung zu Köln, und ihre
Predigten und Schriften ha-
ben in Köln zweifellos frucht-
baren Boden gefunden. Ob
aber ihr Einfluß auf die Kunst
wirklich so stark gewesen sei,
als man gerne annimmt, möge
hier dahingestellt bleiben.
Ein weiterer Grund für die
Verwandtschaft der kölnischen
Bilder wird im Zunftw esen
liegen, das in Köln nicht nur
das eigentliche Handwerk,
sondern auch die ganze künst-
lerischeProduktionbeherrschte.
„ DereherneZwangderZunft-
statuten, von der Furcht vor
Konkurrenz diktiert, unterwarf
den ganzen Gewerbebetrieb
und so auch die Malerei einer
scharfen, oft kleinlichen Be-
vormundung. So gab es ge-
naue Vorschriften über Ar-
beitszeit und Gesellenzahl, die
Pflichten und Rechte der ver-
wandten Kunstbetriebe waren
genau gegen einander abge-
grenzt, es war Sorge getra-
gen, daß sich Bildschnitzer,
Glaswörter und Maler nicht
ins Gehege kamen und einan-
der die Arbeit wegnahmen.
Sehr einengend waren die Ge-
setze über den Verkauf. Es
durfte nur auf Bestellung ge-
arbeitet werden; Kunsthandel
war verboten. Kein Meister
oder Knecht durfte ein Ge-
mälde öffentlich, in den Kir-
chen oder auf der Straße feil-
halten oder anbieten. Ande-
rerseits garantierte die Zunft
für die Güte der Waren,
unter ihrer Aufsicht nlußten
die jungen Gesellen harte Lehrjahre durchmachen,
dann hieß es, ein Probestück vor den Meistern ab-
legen, das so oft wiederholt werden mußte, bis
es nach Wunsch ausfiel. Die Aufsicht über die
Befolgung der Zunftordnung hatten zwei Mei-
ster des Amtes, die alle Jahre neugewählt wur-
den. Jhrer Ladung zum Zunfthause, wo alle
mneren Angelegenheiten erledigt und Recht ge-
sprochen wurde, mußte jedermann Folge leisten."
(Delpy.)
Es liegt nahe, daß als Folge eines so engen
Abb. 14 (Tcxt S. 16)
Meister der Münchener Veronika, Veronika
Kgl. Ällere Pinakolhek, Münchcn
Phot. Hanfstaengl
Zusammenschlusses und des Ausschlusses jeg-
lichen Kunsthandels, also auch der Einführung
nicht einheimischer Produkte, sich eine Familien-
ähnlichkeit der in Köln entstandenen Bilder er-
geben mußte. Dazu trug auch bei, daß gewiffe
Themen sich einer besonderen Beliebtheit erfreu-
ten, nämlich solche, welche zur Stadt in besonde-
rer Beziehung standen, vor allem die Geschichte der
heiligenDrei Könige und dieLegendederhl. Ur-
sula und des hl. Gereon samt ihren Begleitern;
hinzu kam als Ausfluß der Marienverehrung
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