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Die Kunst dem Volke <München> — 1914 (Nr. 17-20)

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Die Altkölnische Malerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.21071#0023
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17

Abb. 2S (Text S. 1g> Phot. Nöhring

Unbetannier Meister, Verkiindigung
(Rechtc Hälstei. Wallraf-Richarh-Muscum, Köln

einer Gebetsschnur aus Goldperlen spielt. Die
beiden Flügel des Triptychons enthalten die hl.
Katharina, erkennbar an Rad und Schwert, den
Werkzeugen ihres Martyriums, und St. Barbara
mit der Siegespalme der Martyrer und dem
Turme, in den ihr Vater sie, um sie wegen ihrer
Schönheit zu hüten, einschloß. Es sind über-
mäßig schlanke Gestalten mit abfallenden Schul-
tern und überfeinen Gliedmaßen, wie es die vor-
nehme Mode jener Zeit liebte. Ein ähnliches
Bild der Mutter mit dem Kinde, aber weniger
fein in der Ausführung, befindet sich im Germa-
nischen Museum zu Nürnberg.

Wie beliebt überhaupt zu damaliger Zeit auch
in der kölnischen Malerei die Darstellung der
Gottesmutter mit dem Kinde war, möge als kleine
Auswahl eine Reihe weiterer Abbildungen
zeigen, auf der die Madonna noch von einem
Kreise von Heiligen umgeben ist. Zunächst ein
kleines Triptychon, auf dessen Mittelstück Maria
mit dem Jesusknaben vor einem großen
Glorienscheine (Mandorla), den betende Englein
umgeben, kniet, während oben Gott Vater mit
dem hl. Geiste in Gestalt einer Taube erscheint
(Abb. 17). Wieder ist Maria die gekrönte und
doch demütige Magd des Herrn, Jesus das natür-
lich gegebene Kindlein, unten huldigt eine Gesell-
schaft volkstümlicher Heiligen mit ihren Attri-
buten: Johannes der Täufer mit dem Lamme
Gottes, Johannes Evangelist mit dem Giftkelch,

denem Hintergrunde hält die anmutige Heilige
in zierlich und vornehm gespreizten Händen
den Schleier, den sie dem Erlöser auf seinem
Todesgange mitleidig reichte. Sein edles Leidens-
antlitz schaut uns daraus entgegen, in dunkelbrau-
nem Schatten gehalten und so noch mehr als Mit-
tel- und Hauptpunkt uns entgegentretend. Jn den
unteren Ecken des Bildes singen zierliche Engel in
bunten Gewändern mit vielfarbig schillernden FIü-
geln Klagelieder. Ahnlich ist das vielleicht vom glei-
chenMeistergemalteBild,welchesdieLondoner Na-
tionalgalerie besitzt (Abb. 29). Während das Chri-
stusantlitzdes MünchnerBildes offenbar nach einem
braun gewordenen orientalischen Vorbilde gearbei-
tet ist, ist hier die Dornenkrone weggeblieben, und
im heiligen Antlitze sehen wir hier den Typ, der
uns immer wieder in den Männerköpsen des Mei-
sters und seines Kreises begegnen wird.

Diesem „Meister Wilhelm", wie man ihn bis
in die jüngste Zeit nannte, schrieb man als an-
deres Hauptstück die berühmte Madonnamit
der Wickenblüte im Kölner Museum zu
(Abb. 15). Nunmehr halten manche Fachleute
auch sie für eine Nachahmung vom Ansange des
19. Jahrhunderts, während sie im Kataloge des Mu-
seums als demMeister derhl. Veronikanahestehend
und als stark übermalt bezeichnet ist. Jm-
merhin ist das Bild recht charakteristisch für die
Empfindung der kölnischen Maler jener Zeit.
Recht gemütvoll ist diese zärtliche Szene zwischen
Mutter und Kind, wie der Jesusknabe mit der
Rechten Maria liebkost und seine linke Hand mit

Abb. 24 (Tcit S. 20> Phot. Nöhring

Unbckanntcr Meistcr, Wcihnacht
Erzbischöfl. Muscum, Utrccht

XVII/XVIII

S
 
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