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Abb. 32 (Tcxt S. 23)
Stephan Lochncr, Das JUngstc Gcricht.
Wallraf-Richartz-Museum, Köln
Phot. Nöhring
endete Chor des gotischen
Domes mit einem Turme
des früheren, romanischen
Baues. Links gegenüber liegt
am Domhof der einstige erz-
bischöfliche Palast mit seinen
romanischen Doppelfenstern
und Treppengiebeln. Es folgt
Groß-St. Martin, erkennbar
an den zierlichen Ecktürmchen
des großen Turmes, dieser
ohne Helm, der im Jahre
1378 abgebrannt war. Wei-
terhin sehen wir unter den
besonders hervorgehobenen
Kirchen St. Maria im Kapi-
tol mit seinen drei Apsiden,
endlich, in der Nähe des
Bayenturmes, St. Severin
mit seinem 1411 vollendeten
Hauptturme. Da der 1411
bis 1414 erbaute Rathaus-
turm fehlt, muß das Bild
um 1411 gemalt worden sein.
Jn dem von Fischen belebten
Rheine sehen wir von links
her zwei Strommühlen, dabei
in Kähnen zwei fischende
Mönche, am Üfer zwei köl-
nische Schiffe mit rotweißen
Flaggen. Rheinabwärts fährt
mit geschwelltem Segel ein
Schiff mit vierzehn Jn-
saffen in heiliger Unterhal-
tung, weiterhin landen zwei
Schisfe ihre Fahrgäste, dar-
unter Papst, Kardinäle und
Bischöfe. Aus dem Strande
erleidet St. Ursula mit ihren
Begleiterinnen durch die
Abb. 33 (Text S. 24) Phot. Röhring
Stcphau Lochncr, Einzug dcr Scligen
Wallras-Richarh-Mufcum, Köln
wilden Hunnenscharen den
Martertod.
Schließen wir die Zeit des
Veronikameisters mit einer
Folge von Wandgemälden,
die uns eine lehrhafte Ge-
schichte in Bild und Wort vor-
tragen, dieGeschichte vom
lieblosen Sohne (Abb.31).
Ein alter Mann, der seinem
Sohne all sein Gut abge-
treten hat, wird von diesem
und der Schwiegertochter
schlecht behandelt. Den Pfer-
destall hat man ihm als
Wohnung angewiesen, und
mit schlechtem Essen muß er
fürlieb nehmen. Eines Tages
findet der lieblose Sohn seinen
eigenen Knaben eifrig an
einem Trog schnitzend, und
es beginnt folgendes Zwie-
gespräch. Der Vater: Leif
kynt, dat. . dir guit geschei,
wat dorheit begeis du hey,
et dünckt mych syn kyntheit,
de arbeit de du he begeis.
Der Sohn: Min vader in
goiden truwen, it is eyn troch
den ich hauwen, da ir us
essen sült die spise in sulge
wise, as ir dait myme grose
herren (Großvater) in urme
(eurem) pertzstal ligen so
uneren. Nachdem also be-
lehrt der lieblose Sohn sei-
nen Vater kniefällig um
Verzeihung gebeten, wird
dieser wieder vornehm ge-
kleidet zum gemeinsamen
Abb. 32 (Tcxt S. 23)
Stephan Lochncr, Das JUngstc Gcricht.
Wallraf-Richartz-Museum, Köln
Phot. Nöhring
endete Chor des gotischen
Domes mit einem Turme
des früheren, romanischen
Baues. Links gegenüber liegt
am Domhof der einstige erz-
bischöfliche Palast mit seinen
romanischen Doppelfenstern
und Treppengiebeln. Es folgt
Groß-St. Martin, erkennbar
an den zierlichen Ecktürmchen
des großen Turmes, dieser
ohne Helm, der im Jahre
1378 abgebrannt war. Wei-
terhin sehen wir unter den
besonders hervorgehobenen
Kirchen St. Maria im Kapi-
tol mit seinen drei Apsiden,
endlich, in der Nähe des
Bayenturmes, St. Severin
mit seinem 1411 vollendeten
Hauptturme. Da der 1411
bis 1414 erbaute Rathaus-
turm fehlt, muß das Bild
um 1411 gemalt worden sein.
Jn dem von Fischen belebten
Rheine sehen wir von links
her zwei Strommühlen, dabei
in Kähnen zwei fischende
Mönche, am Üfer zwei köl-
nische Schiffe mit rotweißen
Flaggen. Rheinabwärts fährt
mit geschwelltem Segel ein
Schiff mit vierzehn Jn-
saffen in heiliger Unterhal-
tung, weiterhin landen zwei
Schisfe ihre Fahrgäste, dar-
unter Papst, Kardinäle und
Bischöfe. Aus dem Strande
erleidet St. Ursula mit ihren
Begleiterinnen durch die
Abb. 33 (Text S. 24) Phot. Röhring
Stcphau Lochncr, Einzug dcr Scligen
Wallras-Richarh-Mufcum, Köln
wilden Hunnenscharen den
Martertod.
Schließen wir die Zeit des
Veronikameisters mit einer
Folge von Wandgemälden,
die uns eine lehrhafte Ge-
schichte in Bild und Wort vor-
tragen, dieGeschichte vom
lieblosen Sohne (Abb.31).
Ein alter Mann, der seinem
Sohne all sein Gut abge-
treten hat, wird von diesem
und der Schwiegertochter
schlecht behandelt. Den Pfer-
destall hat man ihm als
Wohnung angewiesen, und
mit schlechtem Essen muß er
fürlieb nehmen. Eines Tages
findet der lieblose Sohn seinen
eigenen Knaben eifrig an
einem Trog schnitzend, und
es beginnt folgendes Zwie-
gespräch. Der Vater: Leif
kynt, dat. . dir guit geschei,
wat dorheit begeis du hey,
et dünckt mych syn kyntheit,
de arbeit de du he begeis.
Der Sohn: Min vader in
goiden truwen, it is eyn troch
den ich hauwen, da ir us
essen sült die spise in sulge
wise, as ir dait myme grose
herren (Großvater) in urme
(eurem) pertzstal ligen so
uneren. Nachdem also be-
lehrt der lieblose Sohn sei-
nen Vater kniefällig um
Verzeihung gebeten, wird
dieser wieder vornehm ge-
kleidet zum gemeinsamen