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Die Kunst dem Volke <München> — 1914 (Nr. 17-20)

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Die Altkölnische Malerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.21071#0033
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27

Stadt Köln, für deren Rats-
kapelle es gemalt wurde,
huldigen läßt, in dem jetzt
allgemein als Dombild
bezeichneten Werle, nachdem
es im Jahre 1810 in den
Dom übertragen worden
ist, wo es jetzt in einer der
Kapellen desChorumganges
einem Altare zur herrlich-
sten Zier gereicht (Abb. 2,

35, 36, 44, 45, 103). Das
Werl, aus Mittelbild und
zweiFIügelnbestehend,zeigt
auf den Außenseiten der letz-
teren, also geschlossen, die
V erkündigung (Abb.35).

Die Darstellung folgt im we-
sentlichen dem Herkommen,
wie Maria vom Betpult zum
Engel sich wendet; künst-
lerisch aber erhebt sie sich
hoch über alles bisher Ge-
leistete. Betrachten wir die
richtig gezeichnete Perspek-
tive des Pultes, des Fuß-
bodens, der Balkendecke,
die Zeichnung der Ge-
wänder, der Flügel. Weit
höher aber bewerten wir
das, was die beiden Per-
sonen in edelster Form und
Sprache zum Ausdruck
bringen. Mit ausgebreiteten
Schwingen ehrfürchtig aufs
Knie sinkend, bekleidet mit
einem goldgestickten Mantel,
in der Linken das Herolds-
zepter, reicht der Erzengel
Gabriel der Auserkorenen
eine mit einem Siegel ver-
sehene Urkuude dar, die den
gottgesandten Gruß ent-
hält: „Sei gegrüßt, du
Gnadenvolle, der Herr ist
mit dir." Maria, vornehm
in Wendung, Geste und
Miene, ist doch ganz de-
mütige Magd. Jhre Ant-
wort: „Siehe, ich bin eine
Magd des Herrn" hat der
Maler naiv auf das Gefäß geschrieben, welches
die Mariens Reinheit symbolisierende Lilie
enthält.

Offnen wir die Flügel, so strahlt uns prächtiger
Farbenglanz entgegen. Höreil wir nun, welchen
Eindruck das Werk zu Anfang des vorigen Jahr-
hunderts auf einen Dichter, den Romantiker Au-
gust Wilhelm Schlegel, machte:

„Die Krone von allen Werken der köllnischen
Mahlerschule ist ein großes Bild in drey Ab-
theilungen, sehr reich an Figuren in voller

Abb. 38 (Tcxl S. 32)

Stephan Lochner, Weihnacht
Sammlung Prinzcssin Moritz von Sachscn, Altcnburg

Phot. Bruckmann

Lebensgröße, auf Goldgrund, welches ehedem in
der Kapelle des Nathhauses befindlich war. Das
Mittelstück stellt die Anbetung der heiligen drey
Könige dar (Abb. 2), auf dem Seiteuflügel
rechts steht der heilige Gereon und seine Kriegsge-
sellen, auf dem linkeu die heilige Ursula nebst
ihren Jungfrauen und dem heiligen Aetherius,
ihreni Geliebten, iln Hintergrunde die Bischöfe
St. Kunibertus und St. Severinus (Abb. 36). Es
war unstreitig die Aufgabe und Absicht, die sämmt-
lichen Schutzheiligen der Stadt hier vereinigt
 
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