Abb. 40 (Tcxt S. 32)
Werlstatt Lochners, Madonna im Gärtlein
Wallras-Richartz-Museum, Köln
Phot. Bruckmann
Schönheit des Angesichts. Doch ist die demutsvolle
Neigung des gleich der Sonne in Milde leuchten-
den Hauptes und des Auges der alten Jdee ge-
treuer ... Jn Rücksicht des Reichthums an so aus-
drucksvollen und doch so vollendet ausgearbeitet
großen Köpfen, kann man dieses Gemählde den
größten Hervorbringungen von Raphael verglei-
chen und an die Seite stellen. Herrlich treten die
Figuren hervor, besonders in den Seitengruppen,
wo der Vorgrund etwas heller ist; die Hauptfign-
ren der bcyden Märtyrer, der heilige Gereon in
voller Nüstung, jedoch ohne Helm, und die schöne
Ursula mit dem Pfeile in der Hand neben dem ge-
liebten Jüngling, der sie mit zärtlicher Beküm-
merniß anschaut. Wie schön
und gefühlt ist die Art,
wie diese ausgezeichnet,
und ihr Märterthum in der
rührenden Stellung und
dem blassen Gesicht grade
nur so viel angedeutet
wordeu, um die freudige
Hoheit des Hauptgegeu-
standes auf dem Nlittel-
stück, durch diese wehmüthi-
ge Umgebung in ein noch
innigeres sanftes Liebes-
gefühl zu verschmelzen.
Doch wie ließen sich alle
Schönheiten dieses Ge-
mähldes aufzählen oder
auch nur die Umrisse
der Auordnung und des
Gedankens einigermaßen
befriedigend beschreiben?
Jn einem Werke, wie
dieses, liegt die ganze
Kunst beschlossen, und etwas Vollkommeneres,
von Menschenhänden gemacht, kann man nicht
sehen.
Es sey vergönnt, den Eindruck, welchen das
herrliche Altargemählde der Stadt Kölln in sei-
ner dreyfachen Abtheilung hervorbringt, in der
gleichen Anzahl poetischer Nachbilder wieder zu
geben.
1.
Ein goldner Glanz liegt blendend ausgeschlossen,
Maria sitzt auf hohem Himmels-Throne,
Jhr Haupt umziert die demautreiche Krone,
Vom reinen Blan des Mantels weit umflossen;
Und zarte Blümlein sind
dem Grün entsprossen,
Wo vor der heil'gen Jung-
srau und dem Sohne
Die Könige, gelangt aus
ferner Zone,
Voll Jnbrunst knie'n, in
Andacht hingegossen.
Fromm reichen sie des
Orients reiche Gaben,
Des Goldes Zier, der
>' Myrrhen süßes Düften,
Dem Kinde, hohen Ernstes
voll, erhaben.
Und wie die Männer dort
in Einfalt schauen
Die Englein jubiliren in
den Lüften,
Blüht Hoffnung auf, und
seliges Vertrauen.
Abb. 41 (Tcxt S. 33) Phot. Bruckmaim
Uiibckannter Mcistcr, Weihnacht
Kgl. Ättcrc Pinakothck, Miinchcn
Werlstatt Lochners, Madonna im Gärtlein
Wallras-Richartz-Museum, Köln
Phot. Bruckmann
Schönheit des Angesichts. Doch ist die demutsvolle
Neigung des gleich der Sonne in Milde leuchten-
den Hauptes und des Auges der alten Jdee ge-
treuer ... Jn Rücksicht des Reichthums an so aus-
drucksvollen und doch so vollendet ausgearbeitet
großen Köpfen, kann man dieses Gemählde den
größten Hervorbringungen von Raphael verglei-
chen und an die Seite stellen. Herrlich treten die
Figuren hervor, besonders in den Seitengruppen,
wo der Vorgrund etwas heller ist; die Hauptfign-
ren der bcyden Märtyrer, der heilige Gereon in
voller Nüstung, jedoch ohne Helm, und die schöne
Ursula mit dem Pfeile in der Hand neben dem ge-
liebten Jüngling, der sie mit zärtlicher Beküm-
merniß anschaut. Wie schön
und gefühlt ist die Art,
wie diese ausgezeichnet,
und ihr Märterthum in der
rührenden Stellung und
dem blassen Gesicht grade
nur so viel angedeutet
wordeu, um die freudige
Hoheit des Hauptgegeu-
standes auf dem Nlittel-
stück, durch diese wehmüthi-
ge Umgebung in ein noch
innigeres sanftes Liebes-
gefühl zu verschmelzen.
Doch wie ließen sich alle
Schönheiten dieses Ge-
mähldes aufzählen oder
auch nur die Umrisse
der Auordnung und des
Gedankens einigermaßen
befriedigend beschreiben?
Jn einem Werke, wie
dieses, liegt die ganze
Kunst beschlossen, und etwas Vollkommeneres,
von Menschenhänden gemacht, kann man nicht
sehen.
Es sey vergönnt, den Eindruck, welchen das
herrliche Altargemählde der Stadt Kölln in sei-
ner dreyfachen Abtheilung hervorbringt, in der
gleichen Anzahl poetischer Nachbilder wieder zu
geben.
1.
Ein goldner Glanz liegt blendend ausgeschlossen,
Maria sitzt auf hohem Himmels-Throne,
Jhr Haupt umziert die demautreiche Krone,
Vom reinen Blan des Mantels weit umflossen;
Und zarte Blümlein sind
dem Grün entsprossen,
Wo vor der heil'gen Jung-
srau und dem Sohne
Die Könige, gelangt aus
ferner Zone,
Voll Jnbrunst knie'n, in
Andacht hingegossen.
Fromm reichen sie des
Orients reiche Gaben,
Des Goldes Zier, der
>' Myrrhen süßes Düften,
Dem Kinde, hohen Ernstes
voll, erhaben.
Und wie die Männer dort
in Einfalt schauen
Die Englein jubiliren in
den Lüften,
Blüht Hoffnung auf, und
seliges Vertrauen.
Abb. 41 (Tcxt S. 33) Phot. Bruckmaim
Uiibckannter Mcistcr, Weihnacht
Kgl. Ättcrc Pinakothck, Miinchcn