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Die Kunst dem Volke <München> — 1914 (Nr. 17-20)

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Die Altkölnische Malerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.21071#0039
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Abb. 48 (Tcxt S. 35) Meister dcs Hcistcrbachcr Altars, Kruzifixus mit Heiligcn Ph°t. Hansstacngl

Kgl. Älterc Pinalothcl, Miinchcn

heit zu schildern, so den Körper des Jesusknaben,
die Hirten, das Holzwerk des verfallenen Stalles;
nur Ochs und Esel wollen, wie bei allen frühen
Malern die Tiere überhaupt, noch nicht recht ge-
lingen. Durch überaus sorgfältige Ausführung
zeichnet slch auch eine weitere Darstelluug des
gleichen Gegenstaudes aus, die jedoch Schüler-
händen zugesprochen wird (Abb. 41). Maria und
Joseph, das heilige Paar, sind mit reizenden
Englein in Anbetung versunken. St. Joseph
hält eine Laterne, wodurch angedeutet werden
soll, daß es Nacht ist, während draußen die
liebevoll genialte Landschaft in vollem Tages-
lichte sichtbar ist. Engel fliegen herbei, den Hir-
ten auf der Weide gute Botschaft kündeud.

Eine große Tafel mit dem von Heiligen um-
gebenen Kruzifixus (Abb. 42) wird der
Werkstatt Lochners zugeschrieben, zeigt aber, wenn
sie wirklich nicht eigenhändig ist, wie stark der
Meister seine Schüler beeinflußte, da man in
einigen der reizvollen Figuren, so in St. Ursula
und St. Maria Magdalena zur Seite Mariens
die Hand des Meisters selbst sicher zu erkcnnen
glaubt; besonders St. Ursula erinnert sehr an
die Jungfrau des Dombildes. Neben dem hl.
Johannes, der nach mittelalterlicher Art am

lürtel sein Schreibzeug und sein Evangelium iu
nem Futteral trägt, sehen wir St. Dorothea
lit Nosen im Haar, in der Hand und im Körb-
>en und St. Christophorus, fein gekleidet und
nt zierlichem Stabe, auf der Schulter das Christ-
nd trageud.

Eine wahre Perle der Malerei ist auch das
ls das letzte erhalteue, eigenhändige Werk Loch-
ers angesehene Bild, die Darstellung
sesu im Tempel, jetzt im Museum zu
)armstadt (Abb. 39). Maria, Mutter und doch
einste Jungfrau, hatte nicht notwendig, dem jü-
ischen Gesetze der Reiniguug Folge zu leisten,
Igte sich aber doch demütig dieser Vorschrift. Jn
ieser Demut sehen wir sie auf der Stufe des
lltares knieend. Ein Prachtstück ist dieser Altar.
)as Antependium (Vorsatz vor dem Altartische)
eigt das Opser Jsaaks, die mittlere Nische der
tetable (Altaraufsatz) enthält die sttzende Fi-
ur des Moses mit den Gesetzestafeln, drei
cngel bilden die Bekrönung des mit Edelsteinen
eich gezierten Altares. Auf einem Zipfel des
Itantels, den der greise Simeon auf der Altar-
rensa hingebreitet hat, sitzt das Jesuskind und
chaut auf die beiden Täublein, das bescheidene
)pfer der Mutter. Hinter dieser holt St. Joseph

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