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Mariä. Einfach und
wirkungsvollistdieKom-
position, die auf ihrem
Throne von Engeln ge-
tragene und gekrönte
Madonna, umgeben von
Gottvater und dem
Heiligen Geiste und von
den Gruppen heiligcr
Männer und Jung-
frauen, Motive, in wel-
chen sich Koln und die
Niederlande begegnen.
Kaum etwasKölnisches
ober finden wir in der
bbrigensreizvollen An-
betung des Kindes
im Stalle zu Bethle-
hem (Abb. 52). Liebe
zur Natur offenbart sich
hier nicht allein in den
wenig schönen Gesich-
tern, sondern auch in
derSchilderung derOrt-
lichkeit und vor allem
wieder in der pracht-
volleu Hintergrunds-
landschaft, die wohl
mit ihren burggekrönten
Bergen derRheingegend
entstammen dürfte. Ein
wahrhaftiges Land-
schaftsporträt endlich
bietet uns der Maler
in dem folgenden Bilde
(Abb. 53). Über den
Damastteppich, der einer
Neihe von Heiligen
als Hintergrund dient,
schauen wir vom Deutzer
Ufer über den Rhein
auf die kirchen- und
turmreiche Stadt Köln,
an deren Ufer geschäf-
tiges Leben sich tum-
melt. Hinter der Stadt
erheben sich die Eifel-
berge, links sehen wir Bonn mit der fünf-
türmigen Münsterkirche, Godesberg und das Sie-
bengcbirge mit ihren Vurgen und ganz links den
Siegfluß. Die Heiligen Christophorus, Gereon
und Petrus glänzen durch prunkvolle, aufs sorg-
fältigste ausgeführte Kleidung, ziemlich nüchtern
aber sind ihre Gesichter, nicht viel weniger die der
beiden heiligen Frauen Maria und Anna. Wir
erkennen deutlich, worauf es dem Maler beson-
ders ankam; künstlerisch voller Reize, entbehrt das
Bild sehr des religiösen Gehaltes, durch die Häu-
fung und Betonung jener wird ketzterer stark her-
abgedrückt. —
Wie weit man sich schon bald nach dem Tode
Meister Stephans von dessen Schönheitsideal ent-
Abb. 52 (Tcxt S. 37>
Mcistcr dcr Vcrhcrrlichung Mariä, Weihnacht
Kgl. Gcmäldcgalcric, Bcrlin
Phot. Nöhriug
fernte, mögen zwei im übrigen interessante Bil-
der zeigen, die nach der Mitte des 15. Jahrhun-
derts entstanden sind. Das eine illustriert das
sünfte Kapitel der Geheimen Offen-
barung des hl. Johannes (Abb. 54): Der
auf dem Throne Sitzende hält ein verschlossenes
Buch, das niemand öffnen kann. Plötzlich er-
scheint das Lamm mit den sieben Augen und sieben
Hörnern inmitten der vierundzwanzig Ältesten
und öffnet das Buch unter dem Jubel der Älte-
sten und der vier Wesen, das sind die Symbole
der vier Evangelisten. Unten links sitzt St. Jo-
hannes auf der Jnsel Pathmos, auf welche er
verbannt worden war, und folgt der Aufforderung
des Engels: „Schreibe, was du siehst." Jn dcr
Mariä. Einfach und
wirkungsvollistdieKom-
position, die auf ihrem
Throne von Engeln ge-
tragene und gekrönte
Madonna, umgeben von
Gottvater und dem
Heiligen Geiste und von
den Gruppen heiligcr
Männer und Jung-
frauen, Motive, in wel-
chen sich Koln und die
Niederlande begegnen.
Kaum etwasKölnisches
ober finden wir in der
bbrigensreizvollen An-
betung des Kindes
im Stalle zu Bethle-
hem (Abb. 52). Liebe
zur Natur offenbart sich
hier nicht allein in den
wenig schönen Gesich-
tern, sondern auch in
derSchilderung derOrt-
lichkeit und vor allem
wieder in der pracht-
volleu Hintergrunds-
landschaft, die wohl
mit ihren burggekrönten
Bergen derRheingegend
entstammen dürfte. Ein
wahrhaftiges Land-
schaftsporträt endlich
bietet uns der Maler
in dem folgenden Bilde
(Abb. 53). Über den
Damastteppich, der einer
Neihe von Heiligen
als Hintergrund dient,
schauen wir vom Deutzer
Ufer über den Rhein
auf die kirchen- und
turmreiche Stadt Köln,
an deren Ufer geschäf-
tiges Leben sich tum-
melt. Hinter der Stadt
erheben sich die Eifel-
berge, links sehen wir Bonn mit der fünf-
türmigen Münsterkirche, Godesberg und das Sie-
bengcbirge mit ihren Vurgen und ganz links den
Siegfluß. Die Heiligen Christophorus, Gereon
und Petrus glänzen durch prunkvolle, aufs sorg-
fältigste ausgeführte Kleidung, ziemlich nüchtern
aber sind ihre Gesichter, nicht viel weniger die der
beiden heiligen Frauen Maria und Anna. Wir
erkennen deutlich, worauf es dem Maler beson-
ders ankam; künstlerisch voller Reize, entbehrt das
Bild sehr des religiösen Gehaltes, durch die Häu-
fung und Betonung jener wird ketzterer stark her-
abgedrückt. —
Wie weit man sich schon bald nach dem Tode
Meister Stephans von dessen Schönheitsideal ent-
Abb. 52 (Tcxt S. 37>
Mcistcr dcr Vcrhcrrlichung Mariä, Weihnacht
Kgl. Gcmäldcgalcric, Bcrlin
Phot. Nöhriug
fernte, mögen zwei im übrigen interessante Bil-
der zeigen, die nach der Mitte des 15. Jahrhun-
derts entstanden sind. Das eine illustriert das
sünfte Kapitel der Geheimen Offen-
barung des hl. Johannes (Abb. 54): Der
auf dem Throne Sitzende hält ein verschlossenes
Buch, das niemand öffnen kann. Plötzlich er-
scheint das Lamm mit den sieben Augen und sieben
Hörnern inmitten der vierundzwanzig Ältesten
und öffnet das Buch unter dem Jubel der Älte-
sten und der vier Wesen, das sind die Symbole
der vier Evangelisten. Unten links sitzt St. Jo-
hannes auf der Jnsel Pathmos, auf welche er
verbannt worden war, und folgt der Aufforderung
des Engels: „Schreibe, was du siehst." Jn dcr